Granger Ann - Varady - 01
als Sie sie gefunden haben? Kam Ihnen daran
nichts ungewöhnlich vor?«
Ich gestand, dass ich mich durchaus ein wenig gewundert
hatte.
»Ich wundere mich ebenfalls«, sagte sie. »Jeans und ein
T-Shirt. Keinerlei Unterwäsche. Lief sie immer ohne Höschen
herum?«
»Woher soll ich das wissen?«, fauchte ich. »Sie hat jedenfalls nie einen BH getragen. Sie hatte nicht genug, um es in
einen zu stecken. Diese Schürfwunde an der Hüfte – ist sie
tief, geht sie durch die Haut durch?«
»Definitiv. Und wir fanden ein paar Holzsplitter in der
Wunde. Die Spurensicherung wird feststellen, woher sie
stammen. Hat Theresa je Männer mit zu sich aufs Zimmer
genommen?« Die letzte Frage war so beiläufig gestellt, dass
ich völlig von ihr überrumpelt wurde. Ich wusste, worauf sie
hinaus wollte, doch ich hielt diese Idee für abwegig.
»Sie hat niemanden mitgebracht, weder Männer noch
Frauen. Falls sie auf den Strich gegangen ist, dann in sicherer Entfernung, in einem anderen Teil der Stadt. Ich hab jedenfalls nie etwas in dieser Richtung bemerkt.«
Janice wechselte das Thema und den Gesprächston und
wurde wieder versöhnlich. »Ich würde Ihnen gerne noch ein
paar Fragen wegen der Hundeleine stellen, wenn Sie nichts
dagegen haben. Der Hund gehört Squib, ist das richtig?«
»Ja. Die Leine liegt immer nur im Haus herum. Der
Hund ist sehr gut erzogen, und Squib nimmt ihn kaum jemals an die Leine.«
»Also hätte sich jeder ohne weiteres in ihren Besitz bringen
können? Wollen Sie das sagen? Wir können damit rechnen,
Fingerabdrücke von jedem Hausbewohner darauf zu finden?«
Die Frage traf mich unvorbereitet, und in meinem Magen
bildete sich ein Klumpen. Das also war der Grund gewesen,
warum sie so schnell unsere Fingerabdrücke genommen
hatten – bevor wir Einwände erheben konnten. Der Klumpen in meinem Magen wurde größer.
Ich wollte nichts mehr sagen, was sie noch misstrauischer
mir gegenüber machen würde. Doch irgendjemand hatte
mir einmal erzählt, dass es immer noch keinen zuverlässigen
Weg gab, einwandfreie Fingerabdrücke von rauen Oberflächen zu nehmen. Nicht gut genug jedenfalls, um vor Gericht als Beweis zugelassen zu werden. Um als Beweis zu gelten, hatte ich erfahren, musste es sechzehn übereinstimmende Charakteristika zwischen dem am Tatort gefundenen Abdruck und den Fingerabdrücken des Verdächtigen
geben, und das ist verdammt viel. Die Hundeleine war ein
alter, abgewetzter Lederriemen. Sie mussten schon verdammt viel Glück haben, um auf dieser Leine auch nur einen einzigen vernünftigen Abdruck zu finden.
Sie starrte mich noch immer mit diesem stählernen Blick
an. Ich starrte genauso hart zurück.
»Ich glaube nicht, dass ich noch eine weitere Frage ohne
den Beistand eines Anwalts beantworten sollte.«
»Meine Güte!«, sagte sie. »Zuerst Porter, und jetzt Sie!
Aus welchem Grund wollen Sie einen Anwalt, Francesca?«
»Ganz einfach. Sie haben gesagt, Sie wollten mich lediglich über die Umstände befragen, die zum Auffinden von
Terrys Leichnam geführt haben. Sie sagten, einige Dinge
würden Ihnen Kopfzerbrechen bereiten. Doch Ihre Fragen
scheinen mir weit über das hinauszugehen, was bei einem
Selbstmord notwendig ist. Ich bin nicht blöd. Sie glauben,
dass es sich bei Terrys Tod um einen Mord handelt.« KAPITEL 3 Als ihnen klar wurde, dass ich tatsächlich keine weiteren Fragen mehr beantworten würde,
endete die Vernehmung abrupt – für den Augenblick jedenfalls. Sie waren nicht begierig darauf, noch jemanden von
uns in diesem frühen Stadium der Ermittlung durch einen
Anwalt vertreten zu sehen, und sei dieser Anwalt noch so
inkompetent. Sie wussten nicht mit Sicherheit, ob es sich
um einen Mordfall handelte, daher wollten sie den abschließenden Bericht der Obduktion abwarten. Janice dankte mir eisig für meine Hilfe und murmelte, dass es vielleicht
erforderlich werden würde, mich erneut zu befragen, und
wie meine Anschrift laute.
Ich wies darauf hin, dass meine Anschrift bekannt sei,
und sie erwiderte, noch immer lächelnd, dass wir nach ihrem Kenntnisstand innerhalb der nächsten paar Tage
zwangsweise geräumt werden würden. Ich sagte ihr, dass ich
nichtsdestotrotz zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine
andere Anschrift besäße, und schlug vor, dass sie die Stadtverwaltung fragen solle, was man in unserem Fall zu tun gedenke. Ich wurde gebeten, draußen zu warten.
Schließlich kam jemand und teilte mir mit, dass man sich
mit der Stadtverwaltung in Verbindung
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