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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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Haus gelassen
haben.«
Wir hatten die Eingangstür mit einem stabilen Schloss
gesichert. Besser gesagt, Declan hatte es eingebaut. Wir
sperrten stets ab, wenn wir weggingen, um zu verhindern,
dass jemand anderes unsere Behausung übernahm, ganz abgesehen von der Gefahr, dass die Stadt sich Zutritt verschaffen und uns räumen konnte. Und wenn wir zu Hause waren, sperrten wir ebenfalls ab, aus Prinzip. Abgesehen von
der Stadtverwaltung gab es jede Menge Leute, die uns Scherereien machen konnten. Die Baufirmen beispielsweise.
Nach Anbruch der Dunkelheit blockierten wir sogar den
Briefkastenschlitz, um zu verhindern, dass jemand Brandbomben in den Hausflur warf. Das war anderswo schon geschehen.
Wenn sich einer von uns allein im Haus aufhielt, war er
erst recht vorsichtig. Man durfte das Haus nur durch die
Vordertür betreten oder verlassen. Terry hatte ganz bestimmt hinter uns abgeschlossen, und sie hätte niemandem
geöffnet, den sie nicht gekannt und vertraut hatte. Die Fenster im Erdgeschoss ließen sich nicht ohne weiteres öffnen;
die Rahmen waren durch Feuchtigkeit aufgequollen und
verzogen vom Alter. Die alten Schnüre in den Rahmen der
Schiebefenster funktionierten längst nicht mehr. Es kostete
übermäßig viel Kraft, die Scheiben auch nur einen Spaltbreit nach oben zu schieben.
»Wenn die Polizei erst dahinter kommt, sieht es für uns
noch schlimmer aus«, schloss ich. »Die Bullen werden denken, dass es einer von uns gewesen sein muss . Einer aus dem
Haus.«
»Terry kannte bestimmt auch noch andere Leute«, gab
Ganesh zu bedenken. »Leute, die nicht im Haus gewohnt
haben und die sie hereingelassen hätte. Soll die Polizei doch
die schikanieren!«
»Das ist genau das Problem, Gan. Ich kenne keinen einzigen Namen. Wir wussten überhaupt nichts über sie, wohin
sie gegangen ist, was sie gemacht hat, wenn sie außer Haus
war. Sie war ständig misstrauisch und hat nie etwas erzählt.
Als hätte sie etwas zu verbergen.«
Ganesh meinte wenig freundlich, dass er Terry immer für
ein wenig daneben gehalten habe.
Genau in diesem Moment kam sein Vater aus dem Geschäft, um nachzusehen, warum Ganesh aufgehört hatte zu
arbeiten. Mr. Patel besitzt eine Art sechsten Sinn, der ihm
verrät, wann und wo einer seiner Angestellten nicht mit
einhundert Prozent Leistung arbeitet. Ich habe samstags in
seinem Laden gearbeitet, und ich kann ein Lied davon singen.
Als er mich entdeckte, wirkte er erleichtert. »Ah, da sind
Sie ja, Francesca! Wir haben uns alle sehr viele Sorgen um
Sie gemacht, meine Liebe. Was um alles in der Welt geht da
vor?«
»Sie erzählt mir gerade alles, Dad«, sagte Ganesh geduldig.
»Terry ist tot, Mr. Patel«, sagte ich.
»Dieses andere Mädchen? Das ist sehr schlimm. Wie ist
sie gestorben?«
Seine Stirnfalten vertieften sich sorgenvoll, als ich es ihm
erzählte. Unvorsichtigerweise ließ ich durchblicken, dass die
Polizei ihren Tod verdächtig fand. An dieser Stelle unterbrach er mich und starrte mich an, als würde ihn der Schlag
treffen.
»Mord? Mord, sagen Sie, Francesca? In unserer Straße?
So nah bei meinem Geschäft? In diesem Haus, in dem Sie
wohnen?« Er wirbelte zu Ganesh herum. »Hab ich’s dir
nicht gleich gesagt?«
Ganesh fauchte auf Gujarati zurück, und im nächsten
Augenblick war der schönste Streit im Gange. Ich verstand
nicht ein einziges Wort.
Doch ich brauchte keinen Dolmetscher. Ich konnte mir
auch so denken, worum es ging. Nach einer Weile wandte
sich Mr. Patel ab und stapfte noch immer schimpfend zurück in sein Geschäft.
Schwer atmend entschuldigte sich Ganesh bei mir für den
Zwischenfall.
»Kein Problem, ich verstehe dich.«
»Hör mal, sie mögen dich!«, sagte er mit kampflustig vorgeschobenem Unterkiefer. »Versteh Dad nicht falsch! Ich
weiß, er ist ausgerastet, aber ein Mord vor unserer Haustür
ist nicht gerade das, was er erwartet hat! Es hat ihn einfach
aus der Fassung gebracht. Es hat nicht das Geringste mit dir
zu tun.«
»Hör auf damit, Gan!«, sagte ich heftig.
Die Muskeln um seinen Mund wurden hart. Er stand auf
und machte sich daran, leere Kisten aufzustapeln und sie
mit unnötiger Vehemenz hin und her zu werfen. Nach ein
paar Minuten, als sein Zorn ein wenig verraucht war, setzte
er sich wieder zu mir und fragte mit einigermaßen ruhiger
Stimme: »Die Polizei glaubt also, dass Terry gestern Nachmittag gestorben ist?«
»Das hat sie nicht gesagt, aber wir waren zwischen halb
zwei und ungefähr sieben Uhr alle außer Haus. Nev und ich

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