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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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hineinfallen. Er legte die Hände auf die Knie. »Und wann ziehen Sie aus?«
Ich ging zum gegenüberstehenden Sessel und wappnete
mich gegen den Ausbruch, der meiner Antwort unweigerlich folgen würde. »Nach Weihnachten. Daphne hat mich
gebeten, bis dahin in ihrem Haus zu wohnen.«
Ich hatte erwartet, dass Charlie anfangen würde zu toben,
doch stattdessen sah er mich triumphierend an. Er beugte
sich vor und zischte: »Hier wohnen? Ach, tatsächlich? Ich
wusste es! Hören Sie genau zu, junge Frau! Ich habe das
kommen sehen, wissen Sie? Genau wie mein Bruder. Wir
wussten, dass Sie versuchen würden, sich das Vertrauen
meiner Tante zu erschleichen. Sie glauben wahrscheinlich,
dass Sie es geschafft haben, wie? Nun, es ist nicht unbemerkt
geblieben, wie ich Ihnen versichern darf. Wir wissen, was
Sie vorhaben!« Er tippte sich an einen fleischigen Nasenflügel. »Freuen Sie sich nicht zu früh, das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe. Wir haben Sie hier raus, bevor Sie sich
umgedreht haben!« Er klopfte sich auf die Schenkel, lehnte
sich zurück und sah mich selbstzufrieden an.
Ich beugte mich vor. »Ja, auch ich weiß, was Sie vorhaben!«, zischte ich zurück. »Glauben Sie nicht, dass ich blind
bin! Sie versuchen, Daphne aus diesem Haus zu schaffen!
Vielleicht interessiert es Sie, dass ich meine diesbezügliche
Sorge bereits gegenüber einem Polizeibeamten erwähnt habe, den ich rein zufällig kenne.«
Charlie sackte in seinem Sessel zusammen, als hätte ich ihn
mit einem Kinnhaken gefällt. Seine Augen traten aus den
Höhlen, sein Gesicht lief dunkelrot an, und ich begann mir
ernste Sorgen zu machen. Gerade als ich darüber nachdachte,
so widerwärtig mir die Vorstellung erschien, dass ich zu ihm
gehen und seinen oberen Hemdenknopf öffnen müsste (was
er ohne Zweifel falsch auffassen würde), fand er seine Sprache
wieder, gefährlich leise und voller unverhohlenem Hass.
»Sie … gehen … zu … weit …« Die Worte hingen zwischen
uns, jedes einzelne mit einer deutlichen Pause ausgestoßen.
»Vergessen Sie nicht«, sagte ich, »ich spiele auch noch mit
bei Ihrem miesen kleinen Spiel.« Und ich imitierte seine
Geste von vorhin, indem ich mir mit dem Finger an den
Nasenflügel tippte.
Charles erhob sich aus dem Sessel, straffte seine Jacke
und zupfte an seinen Manschetten. »Das wird Ihnen alles
noch sehr Leid tun. Ich werde später wiederkommen, wenn
meine Tante hoffentlich wieder im Haus ist, und ich werde
ein paar Worte unter vier Augen mit ihr wechseln. Fühlen
Sie sich nicht zu sicher in Ihrem gemachten Nest. Und machen Sie sich nicht die Mühe, mich nach draußen zu begleiten! Ich finde den Weg allein.«
Ich ließ ihn gehen. Nach einem oder zwei Augenblicken
dämmerte mir, dass er verdächtig lange brauchte, um durch
den Flur zur Haustür zu gelangen, doch gerade als ich aufstehen und nachsehen wollte, was ihn aufhielt, hörte ich die
Haustür knallen.
Ich ging nach vorn, um aus dem Fenster zu sehen. Er
marschierte über den Bürgersteig davon. Wäre ich nicht so
sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, hätte ich mir
vielleicht mehr Gedanken über ihn gemacht.
KAPITEL 16 Die folgenden zwei Tage verliefen ereignislos. Normalerweise hätte ich das genossen; in
diesem Fall jedoch bedeutete es, dass Pferdeschwanz sich
noch nicht wieder mit mir in Verbindung gesetzt hatte, um
mir die Antwort auf mein Angebot zu überbringen, mich
mit Grice zu treffen. Die Unsicherheit erhöhte meine Nervosität bis zu einem Punkt, an dem ich bei jedem Läuten der
Türglocke in Onkel Haris Laden vor Schreck fast aus der
Haut fuhr, bei jedem Kunden, der den Laden betrat, jedes
Mal, wenn ein Wagen neben mir langsamer fuhr, während
ich über den Bürgersteig marschierte. Am Ende eines jeden
Tages rannte ich fast nach Haus zu Daphne, und abgesehen
von einem kurzen Spaziergang mit Bonnie am Abend vor
dem Schlafengehen steckte ich die Nase bis zum nächsten
Morgen nicht mehr aus der Tür.
Doch man kann sich nicht länger als eine gewisse Zeit so
bedeckt halten, ohne dass die Umwelt dies bemerkt.
»Ist eigentlich alles in Ordnung, Fran?«, erkundigte sich
Daphne. »Ich weiß, es macht Ihnen zu schaffen, dass Ihre
Wohnung vom Wasser zerstört ist, aber trotzdem erscheinen Sie mir sehr viel bedrückter, als es eigentlich nötig wäre.«
»Winterdepressionen«, sagte ich zu ihr.
Auch Ganesh war meine Schreckhaftigkeit nicht entgangen. »Was ist eigentlich los mit dir?«, wollte er

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