Granger Ann - Varady - 05
»war früher Ringer,
und er trat als Max der Mangler auf. Denise hat es mir erzählt. Sie nennt ihn manchmal noch heute Max oder Maxie.
All seine alten Freunde nennen ihn Max. Ion hat diesen
Max als einen dicken Mann beschrieben, und der Mann,
den ich im Hinterhof des Kinos gesehen habe, war ohne
Zweifel dick. Oder jedenfalls dachte ich das. Aber Freddy ist
nicht wirklich dick, verstehst du? Es sind weich gewordene
Muskeln, die ihm das Aussehen eines dicken Mannes verleihen. Freddy sieht aus wie ein Fass auf zwei Beinen, und
wenn man ihn in schlechter Beleuchtung sieht und nicht
weiß, dass es Freddy ist, könnte man denken, man hätte einen dicken Mann gesehen. Ion ist es so gegangen und mir
ebenfalls.«
Ganesh schwieg ein paar Sekunden lang, und ich hielt
den Atem an.
»Das könnte schlicht Zufall sein«, sagte er schließlich.
»Ist es aber nicht. Ich will dir noch was verraten. Ion hat
gesagt, er hätte gesehen, wie Max ins Büro des San Gennaro
gegangen ist. Er hat wahrscheinlich richtig gesehen. Max
geht durch sämtliche Geschäfte in der Gegend auf der Suche
nach Unterstützung für seine Wohltätigkeitsveranstaltungen. Ich weiß, dass er bei Jimmie war, auch wenn ich zu der
Zeit nicht in der Pizzeria gewesen bin, weil er ihn überredet
hat, Silvio um das Sponsoring der Programmhefte für morgen Abend zu bitten. Das war, nachdem Ion ihn im San
Gennaro gesehen hatte. Aber genau so, wie ich Freddy beim
letzten Mal nicht gesehen habe, habe ich ihn auch zu früheren Gelegenheiten nicht gesehen. Ich arbeite im Schichtdienst; ich bin nicht immer dort. Ion ist Max/Freddy bis zur
Pizzeria gefolgt, genau wie er es gesagt hat, und er hat gesehen, wie Max/Freddy den Laden betreten hat und gleich ins
Büro gegangen ist. Genau wie man es erwarten würde. Er
war bei Jimmie, um über Spenden zu diskutieren.«
»Oder«, sagte Ganesh, »er war bei Jimmie, um irgendwas
im Zusammenhang mit Menschenschmuggel zu besprechen, und Jimmie steckt bis über beide Ohren in der Sache
drin.«
»Oh, verdammt«, sagte ich ernüchtert. »Nein, Jimmie
steckt bestimmt nicht mit drin; aber es wird genau so aussehen, wenn ich der Morgan alles erzähle.«
»Dann wirst du mit ihr reden?« Er hob die Augenbrauen.
»Möchtest du, dass ich jetzt gleich mit dir zur Polizeiwache
gehe?«
»Die Morgan hat wahrscheinlich Feierabend für heute.
Ich will mit ihr reden, mit niemandem sonst. Ich muss ihr
erklären, was es mit Jimmie auf sich hat«, sagte ich zweifelnd.
Ganesh verzog das Gesicht. »Fran, falls du recht hast,
dann ist diese Information Dynamit.« Er räusperte sich zaghaft. »Mir ist noch ein Gedanke gekommen. Ich weiß nicht,
wie es mit dir steht …«
»Was denn?«
»Das Stück«, sagte Ganesh einfach. »Alles hängt von
Freddy ab, oder?«
»Ich habe das Stück nicht vergessen!«, erwiderte ich ernst.
»Wir haben verdammt hart gearbeitet dafür. Es bedeutet
Marty verflucht viel. Glaubst du, ich soll mit meiner Aussage bis nach dem Auftritt warten?«
Ganesh seufzte. »Offen gestanden, ich denke, richtiger
wäre es, wenn du auf der Stelle mit der Morgan reden würdest. Richtiger für die Gerechtigkeit, heißt das. Ob es für
dich persönlich richtiger ist, das ist eine andere Geschichte.
Ich wünschte wirklich, Fran, du hättest das mit Freddy nicht
ausgerechnet heute Abend herausgefunden. Meine Sorge
hat nichts mit dem Stück oder mit dem Wunsch nach Gerechtigkeit für deinen jungen Freund zu tun. Es hat mehr
mit Selbsterhaltung zu tun, verstehst du? Wenn du recht
hast, dann ist Freddy ein verdammt gefährlicher Mann, und
du trittst ihm furchtbar auf die Füße.«
Wir starrten uns im Schutz des Eingangs an, und ich sagte plötzlich sehr kleinlaut: »Aber ich kann unmöglich so
tun, als wüsste ich nichts davon, Ganesh!«
»Richtig. Also zur Wache«, sagte er.
Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem indischen
Gemüsehändler vorbei, der nebenbei Imbisse verkaufte. Wir
erstanden ein halbes Dutzend Samosas und knabberten daran, während wir unseren Weg fortsetzten.
»Ich habe nachgedacht«, sagte ich und durchbrach damit
das Schweigen, das zwischen uns eingekehrt war, seit wir
den Hauseingang verlassen hatten.
»Ich auch«, sagte Ganesh. »Aber du zuerst.«
»Okay. Als die Morgan bei mir zu Hause war, dachte ich,
sie würde sich hauptsächlich für die Pizzeria interessieren.
Doch sie redete ziemlich viel über das Stück und den Pub;
und Freddys Name fiel ebenfalls. Ich dachte, sie wolle mich
nur weich machen, aber
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