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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Bahre mit einem schwarzen Leichensack herbei. »Wie geht es Tess?«
    Cathy zögerte. »Sie schläft viel.«
    Sara sah zu, wie Carlos den Reißverschluss des Leichensacks öffnete und den Körper auf den Keramiktisch hievte. Außenstehende hätten die Prozedur für unmenschlich halten können, doch die einzige Art, wie man allein eine Leiche auf einen Tisch bekam, war durch den Einsatz roher Gewalt. Carlos begann bei den Füßen, die er auf den Tisch zerrte, dann zog er den Rest des Körpers hinterher, bis alles an Ort und Stelle war. Um den Kopf befand sich eine Plastiktüte, damit keine Spuren verloren gingen.
    Cathy sagte: »Ich bin nicht wütend auf dich.«
    Erst als sie ausatmete, merkte Sara, dass sie die Luft angehalten hatte. »Danke.«
    »Es war nicht deine Schuld.«
    Sara antwortete nicht. Sie war da anderer Meinung.
    »Als du klein warst«, sagte ihrer Mutter jetzt mit belegter Stimme, »habe ich dir immer die Verantwortung für sie aufgebürdet.«
    Sara nahm ein Kleenex aus der Schachtel auf dem Tisch und tupfte sich die Augen ab. Carlos versuchte, der Toten das T-Shirt auszuziehen, doch er hatte Schwierigkeiten, es über den Kopf zu bekommen. Er sah zu Sara herüber, und sie bedeutete ihm mit einer Geste, es aufzuschneiden. Die Spurensicherung hatte das T-Shirt bereits auf mögliche Faserreste untersucht.
    Cathy sagte: »Es ist nicht deine Schuld. Und Jeffreys Schuld ist es auch nicht. Es ist einfach passiert, und wir werden es schon durchstehen.«
    Gestern hatte sich Sara so nach diesen Worten gesehnt, doch heute trösteten sie sie nicht mehr. Zum ersten Mal in ihrem Leben glaubte sie ihrer Mutter nicht.
    »Baby?«
    Sara wischte sich die Tränen ab. »Ich muss arbeiten, Mum.«
    »Na gut.« Cathy zögerte, dann sagte sie: »Ich habe dich lieb.«
    »Ich hab dich auch lieb«, sagte Sara, dann legte sie auf. Sie stützte den Kopf in die Hände und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Während sie Ellen Schaffer aufschnitt, durfte sie nicht an Tessa denken. Sie konnte ihrer Schwester am besten helfen, indem sie etwas fand, das zum Ergreifen desjenigen führte, der ihr das angetan hatte.
    Sara stand auf und ging zurück in die Halle, als Carlos eben damit fertig war, die Nähte des T-Shirts aufzuschneiden. Später könnte es wieder zusammengenäht und weiter untersucht werden. Der Stoff war voller Blut, bis auf ein sauberes Rechteck an der Stelle, wo der Gewehrlauf aufgelegen hatte. Sara sah sich den Zeh an – auch er war voll Blut. Der andere Fuß hatte sich außer Reichweite befunden, er war sauber.
    Ein mädchenhafter BH, der eher zu einer Dreizehnjährigen gepasst hätte, bedeckte die Brüste der jungen Frau. Carlos öffnete den Verschluss und hielt plötzlich einen Wattebausch in der Hand.
    »Was ist das denn?«, fragte Sara.
    »Das hatte sie da drin.« Carlos deutete auf den BH. Dann griff er in das andere Körbchen und holte ebenfalls einen Wattebausch heraus.
    »Warum stopft sich jemand den BH aus, wenn er sich umbringen will?«, fragte Sara, ohne von Carlos eine Antwort zu erwarten.
    Als sie die Schritte auf der Treppe hörten, drehten sich beide um.
    »Was gefunden?«, fragte Jeffrey.
    »Wir haben gerade erst angefangen«, erklärte Sara. »Was hatte Frank zu berichten?«
    »Nichts«, antwortete Jeffrey, doch sie spürte, dass irgendetwas im Busch war. Sara wusste nicht, warum er so verschlossen war. Carlos hatte seine Vertrauenswürdigkeit schon oft unter Beweis gestellt. Er gehörte praktisch zum Inventar.
    »Ziehen wir sie aus«, sagte sie und half Carlos mit der Jeans.
    Jeffrey betrachtete Ellen Schaffers Unterhose. Es war ein Schlüpfer der einfachen Baumwollfraktion, nicht wie das, was sie bei Andy Rosen gefunden hatten.
    Sara fragte: »Hast du dir die Wäsche in ihrer Kommode angesehen?«
    »Die sind alle unterschiedlich«, sagte er. »Seide, Baumwolle, Tangas.«
    »Tangas?«
    Er zuckte die Schultern.
    Sara fuhr fort. »Wir haben Watte in ihrem BH gefunden.«
    Jeffrey zog die Brauen hoch. »Sie hat sich den BH ausgestopft?«
    »Wenn sie Selbstmord begangen hätte, dann hätte sie gewusst, dass irgendjemand die Watte findet, dass der Arzt oder der Leichenbeschauer sie ausziehen würde.«
    »Vielleicht war es eine Gewohnheit, und sie hat es immer gemacht?«, schlug Jeffrey vor, doch er war selbst skeptisch.
    »Die Tätowierung ist schon älter. Wahrscheinlich drei Jahre. Das ist geraten, aber auf jeden Fall hat sie sie nicht in letzter Zeit machen lassen.«
    Carlos rollte die Unterhose herunter,

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