Grappa 07 - Killt Grappa
ich und deutete auf den Roten. Durch die Schlitze in der Kopfbedeckung konnte ich das Blitzen zweier Augen erkennen – mehr nicht. Der Hohepriester ließ mich stehen und flüsterte Else Ambrosius etwas zu. Sie nickte.
»Alle Brüder und Schwestern nehmen ihre Kapuzen ab«, befahl sie, »wir müssen überprüfen, ob sich noch weitere Spione unter uns befinden!« Männer mit Fackeln traten näher und beleuchteten die Szene.
Nach und nach gehorchten alle und enthüllten ihre Gesichter. Else ließ die Augen durch die Reihen gleiten. Irgendwann blieben sie an einem bestimmen Gesicht hängen. »Hauptkommissar Kodil«, rief sie. »Es wundert mich nicht, Sie auch hier zu sehen. Bringt den Spion zu mir.«
»Renn weg!«, schrie ich.
Leider folgte Nik meinem Rat nicht. Widerstandslos ließ er sich nach vorn führen. Auf dem Altar lag noch immer Eva Grid – bewegungslos.
»Was haben Sie mit ihr gemacht?«, fragte Nik und deutete mit dem Kinn Richtung Opferstätte.
»Überhaupt nichts«, lachte Else, »das verdammte Luder lässt sich gern von allen ficken. Sie steht drauf!«
»Und warum rührt sie sich nicht?«, schrie ich sie an.
»Du hast hier nicht rumzubrüllen«, giftete sie und schlug mir ins Gesicht.
»Verdammte Schlampe. Das zahle ich dir heim!«, kreischte ich.
Einer der Männer, die mich noch immer hielten, boxte mir in die Magengrube. Mir wurde übel.
»Bitte, Grappa«, flehte Nik, »halt den Mund.«
»Liebe Brüder und Schwestern!« Else Ambrosius hatte sich den Teufelsjüngern zugewandt. »Wir müssen unsere Feier leider abbrechen. Zwei Spione haben sich in unsere Reihen eingeschlichen. Das spielt aber keine Rolle. Wir haben nichts Ungesetzliches getan. In diesem Lande herrscht Glaubensfreiheit. Gehen Sie jetzt bitte nach Hause. Über unser nächstes Treffen werden Sie wie immer durch einen kurzen Anruf informiert. Ich muss mich jetzt um die Begrenzung des Schadens bemühen.«
Nik und ich wurden unsanft durch den Wald geschleift. Endlich kam das Haus in Sicht. Turkey haben sie nicht erwischt, dachte ich triumphierend, er wird die Polizei alarmieren. Und wenn er's nicht tut, denkt Jansen sicher dran.
In der rustikalen Halle des Birkenhofes wartete Jaap Vermeulen auf uns. Er war wieder in Zivil und sah aus wie der gute alte Onkel Therapeut. Vertrauen einflößend und heiter.
»Ich dachte immer, Sie wären hier der Vorturner«, begann ich mit meiner Rede. »Wer ist der Kerl in Rot?«
»Bruder Baphomet«, grinste der Holländer.
Blut lief aus meiner Nase. In meinem Magen grummelte es nur leicht – die Jungs hatten nicht allzu fest zugehauen.
»Bindet die beiden an die Holzbalken«, befahl Vermeulen den Männern, die noch immer in ihren knappen Höschen steckten.
»Zieht euch mal 'ne ordentliche Hose an«, empfahl ich, »sonst verkühlt ihr euch euren teuflischen Arsch.«
»Sie riskieren aber eine kesse Lippe«, tadelte Vermeulen.
Minuten später umklammerten Nik und ich zwei grobe Eichenbalken, die die Decke des Bauernhauses abstützen sollten. Nicht nur die Hände hatte man uns rückwärts gefesselt, eine Kordel umschlang auch unsere Beine. Auskeilen war also nicht möglich.
»Was haben Sie mit uns vor?« Nik stellte diese der Situation angebrachte Frage.
»Du hast mir schon immer gut gefallen«, schnurrte Else Ambrosius und trat auf Nik zu. »Sag mir, auf was du stehst, und ich besorge es dir. Willst du?«
Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Sekunden später zweifelte ich zusätzlich noch an meiner Sehkraft: Else fasste mit den Händen unter Niks schwarze Kutte und fummelte an ihm herum. Kodil hatte die Augen geschlossen und stöhnte.
»Na also, es regt sich doch schon was da unten!«, gurrte sie.
»Lass das, Else!«, befahl Vermeulen. »Du kannst wohl nie genug kriegen?«
Else gehorchte und ließ von Nik ab. Sie sah mich mit einem satanischen Grinsen an.
»Wer weiß, dass Sie hier sind?«, fragte Vermeulen.
»Meine Kollegen sind im Bilde«, antwortete Nik. »Das, was Sie jetzt gerade mit uns machen, ist Freiheitsberaubung. Dazu kommt Bedrohung eines Polizeibeamten.«
»Und das, was Sie zwei gemacht haben, heißt Hausfriedensbruch.«
»Stimmt nicht«, belehrte ihn Nik. »Wir haben uns in einem Wald, der sich in städtischem Besitz befindet, an einer öffentlich zugänglichen Party beteiligt. Ins Haus haben erst Sie uns geschleppt.«
»Schön, dass Sie das so sehen«, meinte Vermeulen. »Dann scheint ja alles in schönster Ordnung zu sein.« Er strich sich zufrieden über den
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