Grappa 07 - Killt Grappa
eigentlich dein Lieblingsteufel?«
»Das bist natürlich du, Grappa! Außerdem – du brauchst mich nicht mit deinen linguistischen und philosophischen Beobachtungen einzulullen«, meckerte Jansen. »Die Sache ist und bleibt wackelig. Wenn ich nach der Messe nichts von dir höre, schicke ich euch eine Hundertschaft hinterher. In drei Teufels Namen!«
Zufrieden verließ ich Jansens Zimmer. Die Sache lief gut. Für den 12. Oktober hatte das Wetteramt Trockenheit und leichte, herbstliche Kühle vorausgesagt. Die Messe würde also unter freiem Himmel stattfinden. Wir mussten uns nur noch um Mitternacht unauffällig unter die Satanisten im Birkenwald einreihen.
Baißer wird bleich
»Wo ist Frau Grid?« Hauptkommissar Ortwin Baißer war am späten Nachmittag unangemeldet in meinem Büro aufgetaucht. Ein Benehmen, das mich nicht gerade entzückte. Wer mich dienstlich besuchen will, braucht nämlich einen Termin.
»Haben Sie etwas gefragt?«, meinte ich frostig.
»Allerdings.« Baißer hatte Mühe, die Fassung zu behalten. »Was haben Sie mit Frau Grid gemacht?«
»Ist sie denn nicht zu Hause?« Ich begann, Bleistifte zu spitzen. Langsam steckte ich die Holzstäbe in das Gerät, drehte sie und sah zu, wie hauchdünne Holzspiralen auf die Schreibtischauflage fielen.
»Ist sie nicht«, polterte der Hauptkommissar. Sein graues Gesicht hatte vor Wut eine gesunde Farbe angenommen. »Hat sie gesagt, wo sie hin wollte?«
»Mir nicht«, antwortete ich leise, ohne meine Tätigkeit zu unterbrechen.
»Für Herrn Kodil hat die Sache schlimme Konsequenzen«, fuhr Baißer fort. »Er war bei der Vernehmung der Frau dabei. Trotz Suspendierung. Ich werde dafür sorgen, dass er ...«
»Lieber Herr Baißer«, unterbrach ich ihn, »Herr Kodil und ich haben mit Frau Grid nett geplaudert. Journalisten führen keine Vernehmungen durch. Dafür bekommen wir auch mehr Informationen als durchgeknallte Bullen mit Karriereknick. Damit meine ich Sie, Herr Baißer. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!«
Ich hatte inzwischen die fünf Bleistifte auf dem Tisch auf Vordermann gebracht. Die Uhr sagte mir, dass ich in einer halben Stunde mit Turkey und Nik verabredet war. Wir wollten die geplante Aktion besprechen.
Doch Baißer machte keine Anstalten aus meinem Zimmer zu verschwinden. »Frauen wie Sie wurden im Mittelalter als Hexen verbrannt.«
Überrascht schaute ich Baißer an. Welche Sprüche würden noch kommen? Der Dialog wurde spannend.
»Tut mir leid für Sie«, sagte ich mild. »Wenn Sie Frauen verbrennen wollen, leben Sie in der falschen Zeit. Welche Gewaltfantasien existieren denn noch so in Ihrem Kopf? Erzählen Sie doch mal!« Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück, nahm eine betont lässige Haltung ein und lächelte maliziös. »Los doch! Nur keine Hemmungen!«
Baißer schwieg.
»Frauen verbrennen, Kollegen bespitzeln. Vielleicht auch Menschen mit dem Auto überfahren?«
Der Hauptkommissar erbleichte. »Was meinen Sie damit?«, fragte er heiser. Sein Blick flackerte.
»Denken Sie doch mal nach, Herr Baißer«, schlug ich vor. »Vielleicht nehmen Sie dabei eine Flasche Schnaps zu Hilfe.«
»Miststück!«, zischte er. »Sie haben hinter mir her spioniert.«
»Das brauchte ich gar nicht«, sagte ich. »Ich kenne jemanden, der dabei gewesen ist, damals. Sozusagen der einzige Zeuge.«
Seiner Mimik entnahm ich, dass er langsam begriff. Jetzt hatte ich keine Probleme mehr, ihn loszuwerden.
Als er weg war, dachte ich nach. Eva Grid war also untergetaucht. Sie muss sich in Sicherheit gebracht haben, schoss es mir durch den Kopf. Hoffentlich!
Guter Junge!
Die Tage bis zu Aleister Crowleys Wiegenfest vergingen wie im Flug. Turkey hatte nächtliches Fotografieren ohne Blitz geübt, ich hatte schwarzen Stoff gekauft, um daraus Kutten und spitze Kapuzen zu nähen.
»Hoffentlich hat die Teufelsbrut ihre Mode nicht geändert«, wünschte ich. »Nicht, dass in diesem Herbst hellblau angesagt ist.«
Nik lachte. Der Urlaub bekam ihm gut. Er war ausgeglichen und heiter. Wir saßen in meiner Wohnung. Ich hatte mir eine elektrische Nähmaschine geliehen, Maß genommen und den Stoff zugeschnitten.
»Das sieht ja richtig profimäßig aus«, wunderte sich Nik. »Ich wusste gar nicht, dass du nähen kannst.«
»Ich beherrsche alle weiblichen Kulturtechniken«, gab ich an. »Fischernetze knüpfen, Körbe flechten, Gefäße töpfern und Teufelskostüme nähen. Wenn du willst, versehe ich deine Kapuze mit einem flotten Hohlsaum oder
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