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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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habe ein Buch darüber geschrieben, in dem ich das alles ganz genau erklärt habe ...«
    » Sehnsucht nach Unterwerfung «, zitierte ich. »Ich hab es quergelesen. Interessant ist Ihre Interpretation der Geschichte der O . Dass die O in Wirklichkeit die Herrin ist, obwohl sie ständig vergewaltigt und geprügelt wird. So kraus im Kopf können auch nur Männer sein.«
    »Sie haben keine Ahnung, Frau Grappa«, sagte Lika ärgerlich. »Empfindet die O totale Lust oder nicht? Kann sie sich sexuell völlig hingeben oder nicht? Hat sie ihre Höhepunkte oder nicht? Ist sie glücklich oder nicht? Der Sadist unterwirft sich den Wünschen seiner Partner – er dient ihnen – er ist der wirkliche Gefangene.«
    »So ein Blödsinn!«, erregte ich mich. »Sadisten sind wie Kinder, die einen Käfer auseinander reißen, um an das Geheimnis seines Ichs zu kommen. Doch das gelingt nicht. Der Käfer wird lediglich zerstört und nicht entdeckt, geschweige denn verstanden.«
    »Hör auf, Grappa«, nörgelte Piny. »Wir sind hier nicht im literarischen Zirkel einer frustrierten Frauengruppe. Ich will einen netten Abend haben und was erleben. So wie die meisten hier!«
    Der Barmann stellte die Drinks hin. Lika winkte seine Begleiterin heran. Sie näherte sich zögernd, er drückte ihr das Glas Cola in die Hand. Dann hielt er inne, winkte den Keeper heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die Frau blieb in ergebener Haltung stehen.
    »Jetzt zeige ich Ihnen mal, wie sich eine wirkliche Sklavin verhält«, kündigte Lika an.
    Sekunden später reichte ihm der Barmann einen Hundenapf. Lika nahm seiner Begleiterin das Glas weg, goss die Cola light hinein und setzte das Gefäß auf den Boden.
    Die Frau ging in die Knie, beugte sich nach vorn und schlabberte das Getränk wie ein Tier in sich hinein.
    Ich nahm die Szene wahr, ohne sie wirklich zu begreifen. Auch Piny schien fasziniert von der Nummer zu sein, denn er beobachtete mit offenen Mund, was sich da unter ihm auf dem Boden abspielte.
    »Tolles Schauspiel«, höhnte ich. »Sie sind echt klasse! Ein richtiger Mann!«
    »Ich will mich frisch machen«, sagte Lika. Seine Augen hatten sich verengt und seine Stimme war hart. Er verschwand, gab aber vorher seiner Sklavin ein Zeichen. Sie nahm wieder eine aufrechte Haltung ein.
    »Du hast ihn aus der Fassung gebracht«, klagte Piny, als er ihm nachsah. »Er ist sonst überaus charmant. Die Frauen fliegen auf ihn. Zumindest manche. Er macht sie glücklich.«
    »Glücklich? Guck dir die arme Maus da an.« Ich deutete auf Likas Begleiterin. »Die muss ja total glücklich sein – hinter so einem Wichtigtuer rumwieseln zu dürfen. So was nenne ich Selbstverwirklichung der Frau!«
    Piny kam nicht mehr dazu, das Loblied auf seinen Schulfreund zu Ende zu bringen, denn die Show schien zu beginnen. Eine süßliche Lautsprecherstimme forderte die Gäste auf, an den Tischen Platz zu nehmen.
    Ich nahm das Glas mit dem Alptraum und stöckelte hinter Piny her. Verstohlen sah ich mich um. Noch immer keine bekannten Gesichter – oder doch?
    Da ganz hinten, direkt an der Wand, saß ein Mann, der mir irgendwie bekannt vorkam. Ich aktivierte meine Hirnströme – und dann hatte ich's.
    »Ich habe jemanden entdeckt«, raunte ich Piny zu.
    »Wen?« Er war ganz Ohr.
    »Schau nach rechts, dann dreh dich etwas nach hinten und du siehst sie.«
    Er tat es relativ unauffällig, wandte sich mir zu und sagte: »Wen meinst du? Den Mann da?«
    »Das ist kein Mann«, flüsterte ich. »Das ist unsere Gerlinde Smart – in Männerkleidern.«
    »Hätte ich nicht gedacht, dass sie so einen Fehler mitten im Wahlkampf macht«, meinte TOP viel sagend.
    »Du bist gar nicht überrascht?«
    »Nicht wirklich«, antwortete Tom. »Sie tritt gern als Domina auf. Eine weibliche Herrin.«
    »Also gibt es doch weibliche Lords!«, rief ich aus. »Und warum sitze ich hier in diesem dämlichen Outfit? So ein Anzug würde mir viel besser stehen!«
    »Reg dich ab, Grappa«, schnauzte er. »Wenn du weiter so ein Gezeter machst, schmeißen die uns raus. Smart ist hier Stammgast.«
    »Und was macht sie hier?«
    »Sie greift sich hier die Bubis ab«, erklärte er.
    »Ach so«, begriff ich. »Ihre Aktion ›Junge Inder für Bierstadt‹ ist also nicht ganz uneigennützig.«
    »Schön, dass du's begriffen hast.«
    Grappa, du bist naiv, dachte ich. Warum nur war ich nicht auf den Trichter gekommen? Gerry Smart umgab sich seit Beginn ihres Wahlkampfes mit sehr jungen, kräftigen Männern, blond und gesund,

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