Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
frech und dreist. Sie waren als Saalordner und Bodyguards genauso präsent wie als Claqueure und Häppchenservierer. Sie trugen Designer-Anzügen, doch in Leder, Latex und auf dem Bettvorleger der Kandidatin konnte ich sie mir ebenso gut vorstellen – frei nach dem Motto: Knie dich hin und gib dir Mühe!
    »Ist denn in diesem verdammten Bierstadt kein Politiker mehr normal?«, fragte ich.
    »Was ist heutzutage schon normal?«, entgegnete TOP. »Einer ihrer derzeitigen Lover ist Küchenjunge im Restaurant des Clubs.«
    »Küchenjunge?«
    »Na ja. Er bringt die Zwiebelschalen in die Tonne und darf ab und zu mal eine Zitrone auspressen. Der Kleine ist so um die sechzehn.«
    »Und du hast das alles gewusst?« Ich lachte hysterisch auf.
    »Sicher«, gab Piny zu. »Bisher hatte ich nur keinen Anlass darüber zu schreiben. Das könnte sich vielleicht heute Abend ändern.«
    Inzwischen saßen wir zu viert an einem der Tische vor der Bühne, auf der in wenigen Minuten die Sklavinnen-Auktion beginnen sollte. Dr. Lika und seine Begleiterin hatten sich zu uns gesellt. Mein Auftritt hatte sie nicht entscheidend abgeschreckt. Piny hatte für mich einen zweiten Bitter Nightmare geordert, das Zeug schmeckte grauenhaft und passte somit hundertprozentig zu dem Abend.
    Der Barkeeper hatte seinen Platz hinter dem Tresen verlassen, denn er schleppte meinen Cocktail zu unserem Tisch. »Einmal Bitter Nightmare , Frau Grappa«, sagte er.
    Ich stutzte. »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    Der Mann wollte weg, doch ich hielt ihn am Arm fest. Jetzt ist Schluss mit lustig, dachte ich grimmig und sagte scharf: »Mir war gleich so, als ob ich Sie kennen würde. Sagen Sie mir, wer Sie sind!«
    Er wollte weg, da hob ich meinen Arm und streifte ihm die Maske vom Gesicht. Die Überraschung war perfekt: Vor mir sah ich den gequälten Gesichtsausdruck von Friedel Knaup, dem Chefkassierer des SPD-Bezirks und Mitarbeiter des Ordnungsamtes.
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, hörte ich Piny stöhnen.
    »Verraten Sie mich bitte nicht«, jammerte Knaup.
    Ich starrte ihn noch immer an, als hätte ich eine außerirdische Erscheinung vor mir. Dann sagte ich: »Warum, zum Teufel, servieren Sie Drinks in diesem Club?«
    »Sie wissen doch, wie schlecht die Gehälter bei der Stadtverwaltung sind«, meinte Knaup weinerlich, »mir bleibt nichts anderes übrig, als mir noch was dazuzuverdienen.«
    »In diesem Club?«, meinte ich streng. »Warum nehmen Sie keine Putzstelle an oder fahren Pizzas aus?«
    Knaup wusste keine Antwort. Ich ließ ihn los. Eine unbändige Lust zu lachen ergriff mich und ich gab ihr nach. Dieser Abend hat es wirklich in sich, dachte ich. Knaup sah mich verstört an.
    »Verraten Sie mich nicht«, wiederholte er. »Ich habe keinen Nebentätigkeitsantrag bei der Stadt gestellt. Das kann mich meinen Job kosten.«
    »O ja, bei so was kennt Nagel keinen Spaß«, kicherte ich.
    Knaup blieb noch ein paar Sekunden unschlüssig stehen, dann trollte er sich.
    Entspannt lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Heute Abend würde mich nichts mehr überraschen können.
    Düstere Musik füllte den Raum, die Bühne war in rotes Licht gehüllt. Die erste ›Ladung‹ Sklavinnen – etwa zehn – begab sich auf die Bühne. Es war für jeden Geschmack etwas dabei: große und kleine, zierliche und üppige, blonde, braune und schwarzhaarige.
    Die Frauen hatten ihre Gesichter maskiert, alle trugen ein Halsband und enge, knappe Kostüme, die mehr frei ließen als verbargen. Auf den Hinterteilen der Kostüme waren große Nummern angebracht. Die Sklavinnen bewegten sich zu der Musik oder versuchten es zumindest, denn bei einigen wirkte es sehr ungelenk.
    Die Männer im Publikum starrten wie gebannt auf das, was sich vor ihnen abspielte. Die Mädels drehten einige Runden, blieben danach im Kreis stehen. Ein Spot leuchtete auf, ein Mann im Smoking kam hinter der Dekoration hervor. Er war nicht maskiert, sah sehr elegant aus und hatte ein drahtloses Mikrofon in der Hand.
    »Meine Damen und Herren, liebe Clubmitglieder, verehrte Lords und Herren – der Club Chez Justine begrüßt Sie zu einer Auktion der ganz besonderen Art. Diese Frauen hier ...«, er deutete mit weit ausholender Geste auf die wartenden Frauen, »... suchen einen neuen Herrn. Ihre Besitzer wollen sie veräußern. Ich habe heute Abend die Ehre, die Vorzüge der einzelnen Sklavinnen vorzustellen. Kommen wir zu Nummer eins ...«
    Eine dralle Blonde trat zu dem Conférencier hin. Sie hatte den Kopf

Weitere Kostenlose Bücher