Grappa 11 - Grappa und das große Rennen
In Tom Pinys Stimme war ein leises Flehen. »So ein Abend wie heute findet nur einmal im Jahr statt. Deshalb werden heute Abend alle Freaks beisammen sein. Das ist eine Supergelegenheit zur Recherche.«
»Habe ich das richtig begriffen? Du willst mich heute Abend versteigern oder tauschen?«
»So ist das nun mal mit Sklaven«, belehrte er mich. »Die können sich keinen Herren aussuchen, die Sache läuft umgekehrt.«
»Du willst mich verarschen!«
»Ist doch alles nur ein Zeitvertreib für Erwachsene«, spielte er die Sache hinunter. »Die Mädels stehen auf der Bühne, präsentieren sich und die Typen geilen sich auf.«
»Ich werde bestimmt nicht auf eine Bühne gehen!«
»Musst du ja auch nicht. Es gibt ein paar Durchgänge«, beschwichtigte er. »Bis du drankommst, sind wir längst weg. Du wirst sehen, das wird 'ne schöne Sache. Es wird dir gefallen.«
»Ich hätte nicht übel Lust, die Polizei anzurufen. So was ist doch bestimmt verboten.«
»Ist es nicht. Alles findet auf freiwilliger Basis statt. Es handelt sich um eine höchst private Veranstaltung. Auch, wenn die Sklavinnen ausprobiert werden. Alles nur mit Zustimmung aller Beteiligten. Wir leben schließlich in einem freien Land, in dem ...«
»Sklavenmärkte abgehalten und Frauen vergewaltigt werden«, vervollständigte ich den Satz.
»Du hast einen verdammten Hang zur Dramatik! Das sind keine Vergewaltigungen«, wehrte Piny ab. »Die Sklavin braucht ihren Herrn und der Herr seine Sklavin. Nur so können sie Befriedigung finden. Beide sind also völlig voneinander abhängig. Es handelt sich um ein gegenseitiges Geben und Nehmen.«
»Diesen Psycho-Mist hast du bestimmt von deinem Freund Lika.« Ich ließ den Motor wieder an, fuhr weiter. »Ist dir eigentlich aufgefallen, dass mal wieder alles auf Kosten der Frauen geht?«
»Da liegst du völlig falsch«, widersprach er. »Die Sklavinnen haben auch ihren Spaß. Sie wollen sich unterwerfen. So ist das!«
»Spinner«, sagte ich grob. »Das ist finsterstes Macho-Gelaber. Wahrscheinlich glaubst du auch, dass Frauen, die nein sagen, in Wirklichkeit ja meinen.«
»Manchmal.«
»Es ist nicht zu fassen! Ich habe mit vielen Frauen gesprochen, die vergewaltigt oder sexuell misshandelt worden sind. Glaubst du wirklich, dass die das insgeheim gewollt haben?«
»Natürlich nicht! Du willst mich nicht verstehen, Grappa! Es geht in diesem Fall nicht um Verstöße gegen das Strafgesetzbuch, sondern um sexuelle Neigungen, die legal ausgelebt werden.«
»Na, dann ist ja alles im grünen Bereich«, murmelte ich grimmig. »Ich kann's kaum erwarten, den Laden aufzumischen.«
Herrenabend
An dem weißen Haus am Sauerländer Weg war ich schon einige Male vorbeigefahren. Es handelte sich um ein ziemlich großes, stabiles Gebäude mit verhangenen Fenstern, das aber ansonsten optisch aus dem bürgerlichen Rahmen nicht herausfiel.
Es gab genug Parkplätze vor dem Club. Als wir ausstiegen, schlug ich meinen Mantel eng um mich, denn es wehte ein kalter, feuchter Wind.
»Warte, Grappa«, sagte TOP. »Ich muss dich ... nun ja, festmachen.«
»Was?«
Ich bemerkte, dass er plötzlich eine Art breites Halsband in der Hand hatte, an dem ein Karabinerhaken und eine Messingkette befestigt waren.
»Jetzt reicht's mir langsam«, platzte mir der Kragen, »bleib mir mit dem Ding vom Leib, sonst erwürge ich dich mit der Kette.«
»Ich muss doch dokumentieren, dass du zu mir gehörst«, sagte Piny.
»Dann machst du heute halt mal eine Ausnahme«, bestimmte ich. »Schließlich warst du noch nicht so oft da. Können wir jetzt endlich rein? Ich hol mir den Tod und meine Haare fallen gleich auch zusammen.«
»Die Maske!«
»Die habe ich völlig vergessen!« Ich kramte das Ding aus der Handtasche und setzte sie auf. Wenigstens konnte mich so niemand erkennen.
Wir bewegten uns Richtung Eingang. Ich musste aufpassen, dass ich mit den gottverdammten Stiefeln nicht lang hinschlug. An Pinys Arm stöckelte ich voran.
Geschlossene Gesellschaft stand auf dem Schild, das an der Tür hing. Und: Heute Herrenabend.
»Gibt's solche Auktionen eigentlich auch mit männlichen Sklaven?«, raunte ich TOP zu. »Ich brauche dringend jemand, der mir die Hausarbeit macht.«
»Alles ist drin«, antwortete Piny. »Wenn du ihn nicht nur putzen lässt, sondern ihn auch sonst ein bisschen quälst.«
Ich wollte mir noch einen flotten Spruch herausschrauben, als sich die Tür öffnete.
»Guten Abend«, sagte eine Männerstimme.
»Lord Tom und
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