Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
nicht fassen, dass wir uns um Backwaren scherten, während sie uns gerade mit der Vernichtung unserer beruflichen Existenz gedroht hatten.
    Schweigend mümmelten Jansen und ich den Kuchen, spülten mit ein paar Schlückchen Kaffee nach, ab und zu blickten wir freundlich Richtung Smart und Seemann.
    »Sie sind also ganz sicher«, kaute Jansen, »dass Sie gestern Abend nicht in dem Club am Sauerländer Weg waren?« Die Frage war an Gerry Smart gerichtet.
    »Genau das steht in der eidesstattlichen Versicherung«, blaffte diese. »Können Sie nicht lesen?«
    »Können wir lesen, Grappa?«, fragte Jansen.
    »Nö. Aber schreiben.« Ich schnippte ein paar Mohnkrümel vom Tisch, sie verfehlten knapp die Bundfaltenhose der CDU-Kandidatin.
    »Ich werde dafür sorgen, dass Sie nie mehr im Leben eine Zeile schreiben werden«, kreischte Smart. »Sie haben meine Persönlichkeitsrechte in eklatanter Weise verletzt, Sie haben mich als Kinderschänderin dargestellt. In meiner Mailbox im Internet gehen reihenweise Beschimpfungen ein – und eindeutige Angebote von Callboys. Schade, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man solche Leute wie Sie einfach abgeholt ... und irgendwohin gebracht hat, wo sie keinen Schaden mehr anrichten können.«
    »Dann wären Sie aber vor uns dran gewesen«, stellte ich freundlich fest. »Leute mit abseitigen sexuellen Vorlieben waren früher überhaupt nicht beliebt. Die wurden zuerst in die Mangel genommen und bekamen eine Kugel verpasst.«
    Sechs Augen, die ihren Ohren nicht trauten, guckten mich an.
    »Bleiben wir doch sachlich«, bat Jansen. Sein Blick warnte mich vor weiterem Übermut.
    Ich beschloss, mich zurückzuhalten. Mein Boss hatte die Sache voll im Griff.
    »Ich würde Ihnen ja gern helfen«, seufzte Jansen, »ich bin der Letzte, der die Situation weiter verschärfen will. Aber – ich muss meine Zeitung, meine Kollegin Frau Grappa und auch mich vor unberechtigten Angriffen Ihrerseits schützen. Das müssen Sie verstehen.«
    »Sie fühlen sich angegriffen?«, brüllte Smart. »Ich höre wohl nicht recht? Ich bin das Opfer, Sie aufgeblasenes Arschloch!«
    Smarts Wahlkampfleiter lächelte schmerzlich.
    »Es reicht!«, sagte Peter Jansen sehr laut.
    Er klappte die Mappe auf, die auf seinem Schreibtisch bereitlag, und zog das Foto raus. Dann gab er den beiden Besuchern die Chance, das Bild eingehend zu betrachten.
    »Die Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung kann mit Gefängnis bestraft werden«, erklärte Jansen. »Ich hoffe für Sie, verehrte Frau Smart, dass Sie diese Tatsache Ihren beiden Alibizeugen mitgeteilt haben. Auch derjenige, der andere zu einer falschen Versicherung drängt, macht sich strafbar.«
    »Das Bild ist eine plumpe Fälschung«, plärrte Smart. Es klang schon ein bisschen weniger selbstbewusst.
    »Netten Freund, den Sie da haben«, sagte ich mit viel Wärme in der Stimme. »Ich hoffe, der Kleine hat sich bei dem Feuer nicht den Puller angekokelt – das wäre echt schade. Ist ein hübscher Bengel. Wie heißt die kleine Küchenfee noch gleich?«
    Smart brüllte etwas, das ich nicht verstand, sprang auf, wollte auf mich los, doch ihr Wahlkampfleiter hielt sie zurück.
    Schwer atmend ließ sich die Kandidatin in den Stuhl zurückdrücken. Ihr hasserfüllter Blick zeigte mir, dass ich eine Feindin fürs Leben gewonnen hatte, und das machte mich irgendwie stolz.
    »Dieses Foto kann an jedem x-beliebigen Abend gemacht worden sein«, wandte Wahlkampfmanager Dr. Seemann ein.
    »Wohl kaum«, widersprach Jansen. »Die Nummer des Feuerwehrautos ist zu erkennen, außerdem lassen sich die Feuerwehrmänner identifizieren – mit genauer Uhrzeit des Einsatzes, versteht sich. Und dass das Foto nicht gefälscht wurde – na ja, das können Experten natürlich feststellen, wenn sie das Negativ überprüfen. Außerdem sind Frau Smarts Personalien von der Polizei aufgenommen worden. Ihre Anwesenheit in dem Club ist also sozusagen amtlich.«
    Seemann warf Gerlinde Smart einen vernichtenden Blick zu. Sie senkte die Augen – und war schachmatt.
    »Wie können wir die Sache regeln, Herr Jansen?«, fragte der Berater.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie nehmen Ihre eidesstattliche Versicherung wieder mit und lassen uns unsere Arbeit machen. Und zwar in Ruhe.« Jansens Stimme war hart.
    »Ich glaube, darauf könnten wir uns einigen«, atmete der Smart-Berater auf. »Einen schönen Tag noch.«

Niedriges Niveau
    »Eine Supershow«, freute ich mich, als die beiden zur Tür hinaus

Weitere Kostenlose Bücher