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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Ovationen.
    »Lass mal gucken«, forderte ich.
    »Harte Sache, das!« Big Mäc reichte mir lässig die Bilder.
    Sie zeigten den Eingang des Clubs, schwelenden Rauch und Menschen auf der Flucht.
    »Da ist sie!« Jansen deutete auf die OB-Kandidatin Gerry Smart.
    Sie stand in der Nähe eines Feuerwehrwagens. Big Mäc hatte ihn nicht besonders scharf auf die Platte gebannt, doch die Unternehmerin war ohne Zweifel zu erkennen. Das magere Gesicht mit den schmalen Lippen und den gestylten Haaren war in Bierstadt schließlich an jeder Straßenecke auf schwarz-gelben Plakaten zu sehen. Neben ihr stand ein dunkelhäutiger junger Mann, der sie hingebungsvoll anblickte. Die Kandidatin hatte den Arm um ihn gelegt.
    »Das muss der Küchenjunge sein«, sagte ich. »Er sieht wirklich süß aus. Frisch geduscht und eingeölt ist der bestimmt zum Anbeißen. Den würde ich auch nicht von der Bettkante schubsen.«
    »Siehst du, Grappa! Du hast mehr mit Gerlinde gemeinsam, als du glaubst«, nickte Jansen und grinste. »Sie hat wirklich soziale Kompetenz. Da kann Nagel noch so viel herumstänkern. Die Unternehmerin, die sich um junge Menschen kümmert – mit dem weichen Herzen und dem feuchten Slip. So was braucht unsere Stadt. Die Bürger haben erstmals die Wahl – zwischen Lust und Langeweile.«
    » Neuer Start mit Gerry Smart «, zitierte ich den Wahlwerbespruch der Unternehmerin. »Ich weiß was Besseres: Gerry Smart hebt gern das Röckchen, denn sie treibt's mit jungen Böckchen . Ist doch wohl ein geiler Spruch, oder?«
    »Nur kein Neid, Grappa«, frotzelte Jansen.
    »Ich bemühe mich wenigstens, nicht gegen das Jugendschutzgesetz zu verstoßen«, behauptete ich.
    »Und – schaffst du es?«
    »Manchmal.«
    Nachdem wir kräftig abgelacht hatten, beschlossen wir, das Foto zunächst nicht zu veröffentlichen. Es war nie gut, das gesamte Pulver sofort zu verschießen. Gerlinde Smart würde reagieren – da waren wir uns sicher.

Gequältes Herz
    Ich freute mich darauf, ihn wieder zu sehen. Er zog mich in den Flur hinein, schloss schnell die Tür, verriegelte sie von innen, als hätte er Angst, dass ich zu schnell wieder gehen würde.
    »Ich habe Tee gekocht.«
    Im Wohnzimmer war gedeckt, zwei goldumrandete Teetassen standen dort, daneben eine Schale mit Gebäck und Süßigkeiten.
    Er trat vor mich und steckte mir ein Stückchen Konfekt in den Mund. Es schmeckte nach Honig und Mandeln, war sehr süß und ein echter Plombenzieher – von den Kalorien ganz zu schweigen.
    Stumm tranken wir Tee, knabberten an den Plätzchen, beäugten uns gegenseitig, versuchten das heimlich zu machen, doch ab und zu trafen sich unsere Augen und wir lachten gleichzeitig los.
    Ich überlegte, ob er mich nur mochte, weil ich ihr Lächeln lächelte. Selbst wenn es so war, dachte ich, wollte ich es jetzt nicht wissen, nicht heute Abend und vielleicht auch nie.
    »Weißt du«, sagte Nazmi und nahm meine Hand. »Manchmal geschehen Dinge und dein Leben ist danach nicht mehr so wie vorher, und das wird es auch nie wieder sein.«
    »Ich würde dein gequältes Herz gerne besänftigen«, sagte ich und küsste seine Handinnenfläche. »Aber wie soll ich das machen?«
    »Das kann niemand«, sagte er. »Ich fühle einen Schmerz, von dem ich früher nicht wusste, dass ich ihn empfinden kann.«
    »Jeder Schmerz hört irgendwann auf.«
    »Erst wenn ich Rache genommen habe.«
    »Planst du etwa neue Anschläge?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist mir klar geworden, dass ich nicht alle Männer töten kann, nur weil sie schlecht zu Frauen sind. Ich muss die Mörder von Marja finden und vernichten!«
    »Willst du das nicht den Behörden überlassen?«
    »Welchen Behörden?«
    »Dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag.«
    »Du machst Witze!« Nazmi lachte bitter auf. »Die erwischen noch nicht mal ein halbes Prozent dieser verdammten Mörder ...«
    »Du bist also wild entschlossen?«
    »Ja.«
    »Du machst dich dadurch doch noch unglücklicher.«
    »Nein. Verstehst du denn nicht? Solange ich nicht weiß, was aus Marja geworden ist, und ich nicht mit ihren Mördern abgerechnet habe, kann ich nicht in Ruhe leben.«
    Es machte keinen Sinn weiterzureden. Ich hatte nicht das Recht, ihm Vorschriften zu machen, mich in sein Leben einzumischen.
    Ich überlegte, ob ich in ihn verliebt war. Nicht einmal das wusste ich genau. Wir waren uns noch nicht nah genug gekommen. Mir fehlte das unverwechselbare Gefühl vollkommener Lebendigkeit, das ich immer spüre, wenn ich mich

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