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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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nicht. Für den Brandanschlag ist er verantwortlich – aber mit den beiden Morden hat er nichts zu tun.«
    »Das glaub ich dir gerne«, stimmte Piny mir zu. »Doch für die Öffentlichkeit ist er ein guter Verdächtiger. Zumindest im Augenblick. Ich habe mit Frau Cosel gesprochen – sie sieht das ähnlich.«
    »Warum hat sie ihn dann wegen Mordes festgenommen?«
    »Sie konnte nicht anders. Denk an die Indizien. Es handelt sich übrigens um die Mordwaffe – ich kenne das Ergebnis der Analyse.«
    »Fingerabdrücke?«
    »Kein einziger. Merkwürdig, dass Radic die Waffe in seiner Werkstatt zwar rumliegen lässt, sie aber fein säuberlich abwischt. In der Geschichte passt überhaupt nichts zusammen.«
    »Was sagt dein Freund Lika dazu? Du weißt ja sicher, dass er Nazmi Radics Arzt ist.«
    »Ich habe den Kontakt zu Lika abgebrochen«, teilte TOP mit.
    »Wieso?«
    »Ich habe recherchiert, dass Lika Eigentümer des Hauses am Sauerländer Weg ist.«
    »Der Club gehört ihm?«
    »Das Haus ist seines. Er hat es an den Verein, der den Club betreibt, vermietet. Für eine hohe Summe. Und jetzt kommt das Schärfste ...« Piny machte eine Kunstpause.
    Ich wartete.
    »Der Schaden an dem Gebäude ist ziemlich groß«, fuhr TOP fort, »das Haus muss wahrscheinlich abgerissen werden. Lika bekommt dann von der Versicherung eine Dreiviertelmillion.«
    »Und?«
    »Lika ist hoch verschuldet. Er kann das Geld gut gebrauchen.«
    »Ich verstehe immer noch nicht ...«
    »Weißt du, was ich glaube, Grappa? Lika hat Radic dazu animiert, das Haus abzufackeln, damit er sich finanziell sanieren kann. Wie er das gemacht hat, weiß ich zwar noch nicht, doch ich werde es schon noch rausbekommen.«
    »Ich kann mir vorstellen, wie er ihn dazu gekriegt hat«, sinnierte ich. »Er hat sich sein Trauma zunutze gemacht.«
    »Und wer hat Radic die Beweisstücke für die Morde untergeschoben und ihn dann bei der Polizei verpfiffen?«
    »Lika.«
    »Und was schlägst du als Motiv vor?«, fragte Piny.
    »Er ist ein Auftragskiller!«
    »Ach ja? Und wer ist sein Auftraggeber?«
    »Jakob Nagel!«
    »Du meine Güte, Grappa!«
    »Nagel musste die beiden Genossen loswerden«, fuhr ich unbeirrt fort. »Junghans hätte trotz seiner Affären noch genug politische Macht gehabt, um Nagel das Leben zur Hölle zu machen, und Manthey hatte sich geweigert, Nagels Wahlkampf zu unterstützen.«
    »Und dann hat er Lika losgeschickt ...?«
    »Klar. Wer sollte denn sonst sein Helfer sein? Nagels Büro-Fifi, der um seinen Posten als Eintänzer in einem Hühnerstall bangt? Nagels Wahlkampfberater, die ihre Kohle nur bekommen, wenn ihr Chef OB wird? Oder Nagels Frau, die sich den Weg zur First Lady auf Bierstädter Kaffeekränzchen mit der Knarre freiballert? Es gibt keine andere Möglichkeit! Lika ist unser Mann!«
    »Grappa, du tickst nicht sauber«, stellte TOP die Diagnose. »Bierstadt ist nicht Chicago und Nagel sieht Al Capone noch nicht mal ähnlich.«

Nagel raus!
    Der nächste Wahlkampftermin stand bevor. Die katholische Kirche hatte die Oberbürgermeisterkandidaten der drei großen Parteien für den kommenden Abend eingeladen, um ihnen mit so genannten ›Wahlprüfsteinen‹ auf den Zahn zu fühlen. Es war der erste große öffentliche Auftritt von Gerry Smart nach dem Besuch im Chez Justine und meinem Artikel.
    Die CDU hatte ein neues Plakat aufgestellt, das den SPD-Kandidaten Jakob Nagel ins Mark treffen musste: Bierstadt braucht eine Unternehmerin und keinen Langeweiler .
    Der Stil im Kampf um den Sieg im großen Rennen wurde ruppiger. Ich war gespannt, was der SPD-Kandidat als Replik in der Hinterhand hatte.
    Der Saal in Bierstadt-City war überfüllt. Vor dem Gebäude versperrten die Wahlkampfautos der CDU-Kandidatin die Eingänge – jene hässlichen, hochbeinigen Sparautos, die aussahen wie motorisierte Rollstühle. Sie waren mit dem Sumpfhuhn-Logo verziert.
    Ich kämpfte mich zu einem der reservierten Presseplätze vor. Es waren nicht nur die Kollegen der lokalen Medien angereist, sondern auch jede Menge Journalisten von überregionalen Blättern und Fernsehsendern.
    Die letzten Umfrageergebnisse hatten Gerlinde Smart mit satten Prozentpunkten vor dem SPD-Kandidaten Nagel gesehen – aber das war vor meinem Artikel gewesen. Mal schauen, wie die Stimmung heute Abend ist, dachte ich.
    Ich sah mich um. Smart hatte die strammen Jungs ihrer Wahlkampftruppe gleichmäßig im Publikum postiert.
    Die erste Reihe der Sitzgelegenheiten war reserviert für wichtige Gäste; ich

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