Grappa 11 - Grappa und das große Rennen
stockte, »Marja helfen. Er hatte alles für ihre Flucht vorbereitet.«
»Bist du wirklich davon überzeugt, dass er die Wahrheit gesagt hat?«
»Sie hat es mir selbst erzählt. Am Telefon.« Die Erinnerung ließ seine Stimme fast versagen. »Das war das letzte Mal, dass ich mit ihr gesprochen habe.«
»Tut mir Leid.« Ich streichelte sein Haar, schaute ihn an, bemerkte, dass weitere Fragen keinen Sinn machten. Nazmi war wieder gefangen in seinem Schmerz und in ihm hatte nichts anderes mehr Raum.
»Ich koche uns was!«, kündigte ich nach einer Weile an und hüpfte aus dem Bett. »Magst du Pasta?«
»Gern. Soll ich dir helfen?«
»Nein. Lass dich ein bisschen verwöhnen.«
»Noch mehr?«, lächelte er.
»Deck deinen hübschen Body zu, Süßer. Ich möchte nicht, dass du Schnupfen kriegst. Soll ich eine Flasche Rotwein öffnen?«
Eine halbe Stunde später saßen wir am Tisch. Ich hatte einen langen Wickelrock um mich geschlungen, Nazmi trug seine blaue Jeans und sonst nichts. Mein Blick tastete ihn wohlgefällig ab, seine Muskelpäckchen waren nicht in Muckibuden antrainiert, die dunklen Haare auf der Brust schimmerten seidig im Licht der Kerzen.
»Genug geguckt?« Nazmi hatte meine Blicke bemerkt.
»Geguckt schon!«
Ich sprang von meinem Stuhl, gepuscht von einer wilden, jähen Lust, und setzte mich auf seinen Schoß. Er schob den Wickelrock hoch, ich öffnete den Reißverschluss seiner Hose, er war genauso bereit wie ich und folgte dem Rhythmus, den ich vorgab. Es ging schnell, war tief und gipfelte in rasender Atemlosigkeit.
Schließlich löste ich mich von ihm, blieb mit dem Stoff meines Kleides an der Tischkante hängen, fiel auf den Boden, ohne mir wehzutun, die halb gefüllte Flasche Rotwein kippte und ein Teil der Flüssigkeit landete auf meinem Kleid, zwischen meinen nackten Oberschenkeln und auf dem Fußboden.
Da hörte ich Nazmi schreien. Er schrie mit einer Stimme, von der ich nicht wusste, dass ein Mensch sie haben konnte.
Ein Vermächtnis
Es blieb mir nichts anderes übrig, als Dr. Arnim Lika anzurufen. Nazmi hatte ausdrücklich nach ihm verlangt. Er war nach dem Vorfall kaum ansprechbar, ließ sich von mir aus der Küche ins Wohnzimmer führen, dort drückte ich ihn behutsam in die Tiefe eines Sessels.
»Ich wünschte, ich könnte etwas tun, damit es dir besser geht«, sagte ich leise, zog seinen Kopf zu mir und hielt ihn. Er ließ mich gewähren, doch er entspannte sich nicht. Sein Atem war flach und ging schnell.
Der Anblick des Rotweins auf dem Boden und auf meiner nackten Haut hatte seine Seele in einen Abgrund gestürzt, doch er war noch nicht ganz unten angekommen.
Wann kam Lika? Ich konnte ihn zwar nicht ausstehen, doch er wusste bestimmt, wie er Nazmi aus dem psychischen Schock lösen konnte.
Ich hatte ihm am Telefon in groben Zügen erzählt, was geschehen war, natürlich ohne zu erwähnen, dass wir es kurz vorher auf dem Küchenstuhl getrieben hatten. Alles brauchte Lika auch nicht zu erfahren.
Der Arzt hatte ein paar knappe Fragen gestellt und mich gebeten, auf jeden Fall bei Nazmi zu bleiben. Als ob ich hätte fortgehen können!
»Es wird alles gut, Baby«, hörte ich mich flüstern.
Auf Nazmis Stirn waren kalte Schweißperlen, die Haut war wächsern, der Blick weit weg. Seine Atemzüge schienen jedoch einem etwas langsameren Rhythmus zu folgen.
Endlich klingelte es an der Tür. Ich löste meinen Arm.
»Das ist Lika«, sagte ich. Nazmi nahm es gleichgültig hin.
Es war nicht nur Lika allein, hinter ihm standen zwei kräftige Männer.
»Was soll das?«, fragte ich überrascht.
»Regen Sie sich nicht auf. Das sind ausgebildete Sanitäter. Wo ist der Patient?«
Ich deutete zum Wohnzimmer. Lika stürmte an mir vorbei.
»Nazmi«, sprach er Radic an. »Hörst du mich?«
Der Angesprochene reagierte nicht, schien sich noch tiefer in die Kissen zurückzuziehen.
Lika gab den Männern ein Zeichen. Sie näherten sich, einer legte Nazmis Vene am linken Arm frei, der andere injizierte ihm eine Flüssigkeit.
»Muss das sein?« Ich war hilflos und entsetzt.
»Wenn er noch weiter in diesem Schockzustand bleibt, wird alles nur noch schlimmer«, sagte Lika. »Er muss sich entspannen und schlafen. Erst die Tage im Gefängnis und dann das mit dem Wein. Er sah seine Frau vor sich – wie sie gequält wird. Kein Wunder – Sie sehen ihr ein wenig ähnlich.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Wäre es nicht besser, er bleibt bei mir und ruht sich hier aus?«
»Auf keinen Fall«,
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