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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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spannend.
    Der Mann öffnete behutsam die Fahrertür des Oldtimers. Die Leiche hatte mit der Schulter an der Scheibe gelehnt, verlor jetzt den Halt und kippte aus der Öffnung des Wagens auf den Boden.
    Big Mäc sprang zurück, betätigte aber trotzdem seine Kamera.
    Ein zweiter Beamter half dem ersten, den Körper wieder zurück auf den Sitz zu hieven. Beide trugen Handschuhe, um keine unnötigen Spuren zu hinterlassen.
    »Nehmen Sie ihm die Maske ab!«, forderte Frau Cosel mit fester Stimme. Sie versperrte uns den Blick, Big Mäc hatte sich aber schon eine neue Position gesucht.
    »Jetzt liegt der Kopf frei«, teilte der Beamte mit.
    Mit klopfendem Herzen trat ich näher, Jansen direkt hinter mir.
    »Der Mann kommt mir bekannt vor«, sagte die Oberstaatsanwältin.
    »Allerdings«, stimmte Jansen zu.
    Vor uns lag die tragende Säule des städtischen Ordnungsamtes, Friedel Knaup. Seine Schläfe zierte ein dunkles Einschussloch, seine Miene spiegelte ungläubiges Erstaunen wider.
    »Wer um alles in der Welt hat Grund, dieses harmlose Würstchen um die Ecke zu bringen?«, fragte Jansen perplex.
    »Er hat einen Zettel in der Hand!«, raunte mir Big Mäc zu. »Guck mal!«
    Ich blickte durch den Sucher. Der Fotograf hatte ein Tele aufgeschraubt, um Close-up-Bilder machen zu können. Tatsächlich! In Knaups Fingern blitzte ein Stückchen weißes Papier.
    »Hier ist noch was«, sagte ich und näherte mich dem Toten.
    »Bleiben Sie zurück«, schnauzte mich ein Spurensicherer an.
    »Ich will Ihnen doch nur helfen. Der Tote hat ein Papier in der Hand.«
    Die Oberstaatsanwältin beugte sich über Knaup. »Holen Sie es raus«, sagte sie dann zu dem Polizisten.
    Der Mann versuchte mit spitzen Fingern den Zettel aus der Hand zu ziehen. Leider ohne Erfolg. Die Finger umkrampften das Stück Papier. Schließlich bog der Kriminalist die Finger des Toten mit aller Kraft zurück.
    »Brechen Sie ihm bloß nicht die Fingerknochen«, forderte Frau Cosel. »Sonst wird das gerichtsmedizinische Ergebnis verfälscht.«
    Endlich war das Papier befreit.
    » Wenn ich dem einen das Leben nehme, schenke ich es dem anderen «, zitierte Cora Cosel. » Wo ist das Übel? Ersinne nie ein Verbrechen, ohne es auszudehnen, und begehe nie eines, ohne deine Ideen noch zu verschönern. «
    »Langsam geht mir der de Sade auf die Nerven. Trägt der Zettel eine Unterschrift?«, wollte ich wissen.
    »›Erneuerer in der SPD‹«, gab sie bekannt. »Verdammt noch mal, diese Gruppe existiert doch gar nicht ...«
    »Offenbar doch«, sagte ich mit Triumph in der Stimme. »Können Sie sich jetzt vorstellen, Nazmi Radic freizulassen?«
    Die Oberstaatsanwältin antwortete nicht.
    Jansen deutete uns den Rückzug an. Es war spät – wir mussten uns beeilen, um wenigstens noch einen kurzen Bericht ins Blatt zu kriegen.
    »Lass uns beim Pizzaservice vorbeifahren«, schlug ich Jansen vor. »Sonst kann ich keine Zeile schreiben.«
    »Den Tag, an dem du keinen Appetit hast, möchte ich mal erleben«, brummte mein Chef.
    »Ich auch.«

Überraschende Erkenntnis
    Eine halbe Stunde und eine Pizza Salami später war mein Werk reif.
    Wer erschoss Friedel Knaup? – Mordserie in Politikerkreisen reißt nicht ab – so die Überschrift .
    Jetzt ist es der Chefkassierer des SPD-Bezirks, davor waren es die sozialdemokratischen Politiker Junghans und Manthey, die einem unbekannten Mörder zum Opfer fielen. Knaup wurde gestern Abend tot in einem Gebäude an der Zillestraße gefunden – in der Autowerkstatt von Nazmi R., der zurzeit in Untersuchungshaft sitzt. Dem 38-jährigen Bosnier wird vorgeworfen, Junghans und Manthey getötet zu haben, die Tatwaffe wurde in eben jener Werkstatt gefunden.
    Nach Informationen unserer Zeitung wurde Knaup, der als Geschäftsführer der NRW-Balkankommission im Gespräch war, durch eine Kugel getötet. Seine Leiche befand sich auf dem Fahrersitz eines Oldtimers – nackt. Genau wie bei den anderen Mordopfern war das Gesicht des Toten mit einer schwarzen Ledermaske bedeckt. In seiner Hand wurde ein Zettel mit einem Zitat des vor knapp 200 Jahren gestorbenen Marquis de Sade gefunden, der Wollust und Mord zum Hauptthema seines literarischen Werkes gemacht hat. Unterschrieben war die Botschaft mit ›Erneuerer in der SPD‹ – genau wie die anderen Bekennerschreiben.
    Bisher ging die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es diese parteiinterne Gruppe nicht gibt. Jetzt scheint Oberstaatsanwältin Cora Cosel ihre Meinung jedoch geändert zu haben.
    Der

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