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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Mord ist der größte Kitzel für mich. Niemand sonst ist an den Taten beteiligt. Die drei Männer waren schwach, elende Menschen, die ihren Leidenschaften nur im Verborgenen frönten, sich zu ihrer Lasterhaftigkeit nicht offen und mutig bekannten. Willi Junghans, Paul Manthey und Friedel Knaup haben den Tod verdient. – Ein bisschen sparsam, das Ganze«, meinte ich verblüfft. »Zumindest für jemanden, der sonst ständig mit Zitaten um sich wirft und den ich nur als ausgesprochene Plaudertasche kenne.«
    »Immerhin gibt er die Taten zu.«
    »Das tut er. Aber – etwas stört mich gewaltig. Ich glaube nicht, dass Lika das Geständnis freiwillig geschrieben hat. Sein Mörder hat ihn dazu gezwungen – und ihn anschließend in der Garage abgeknallt.«

Fingerabdrücke
    In der Nacht lagen wir dicht beieinander. Nazmi schlief, ich hing noch bis zum Morgengrauen meinen Gedanken nach. Irgendwann fielen mir dann doch die Augen zu.
    Frischer Kaffeeduft weckte mich. Nazmi hatte die Maschine angeworfen. Geräusche drangen aus der Küche, ich identifizierte das Piepsen des Toasters und Musik aus dem Radio.
    Ich rappelte mich hoch, schlich schlaftrunken in die Küche. Dort saß er, das Haar feucht, die Haut duftend und der Blick arglos.
    »Hallo, Süßer«, sagte ich. »Ich hüpfe mal eben unter die Dusche. Bin gleich wieder da.«
    »Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?«
    »Ich habe noch lange wach gelegen und gegrübelt.«
    »Tut mir Leid. Möchtest du Rührei?«
    »Kannst du so was?«
    »Das Einzige, was mir wirklich gut gelingt.«
    »Dann mal los.«
    Ich duschte, trocknete mich ab und ging zum Frühstückstisch. Das Rührei war zartgelb und noch ein bisschen flüssig. Ich legte mir eine Lage auf ein Stück gebutterten Toast und gab ein paar Körner Salz drüber.
    »Wir müssen das Bekenntnis loswerden«, beschloss ich. »Likas Mörder soll glauben, dass sein Plan aufgeht.«
    »Was willst du tun?«
    »Wir stecken das Geständnis in den Umschlag zurück und schicken es an die Staatsanwaltschaft. Doch zuvor müssen wir unsere Fingerabdrücke auf dem Papier beseitigen.«
    »Du bist ziemlich clever.«
    »Danke. Obwohl ...« Ich überlegte. »Ich schicke mir die Sache lieber selbst zu. In die Redaktion. Falls wir eine Spur oder einen Fingerabdruck übersehen. Außerdem will ich die Story als Erste schreiben. Wer weiß, wann die Staatsanwaltschaft die Sache bekannt macht. Immerhin steckt die Cosel in der Sache mit drin.«
    Nach dem Frühstück adressierte ich den Umschlag mit verstellter Schrift an das Bierstädter Tageblatt und steckte ihn in meine Tasche. Ich verabredete mit Nazmi, dass er vorläufig in meiner Wohnung bleiben sollte.
    Bevor ich die Tür zum Verlagshaus aufdrückte, warf ich das Kuvert in den Redaktionsbriefkasten. Er wurde mehrmals am Tag geleert, so dass ich die Sachen bald in meinem Postfach finden würde.
    »Hallo«, begrüßte ich Jansen. »Gibt's was Neues?«
    »Dein Freund Radic scheint untergetaucht zu sein. Er wird gesucht. Mordverdacht.«
    »Er hat niemanden umgebracht«, sagte ich.
    »Weißt du, wo er sich aufhält?« Jansen fixierte mich scharf.
    »Nein, nein!«, beeilte ich mich zu sagen.
    »Dann ist es ja gut. Ich möchte nicht, dass du irgendwann mal im Mittelpunkt einer gegnerischen Berichterstattung stehst, weil du einem mutmaßlichen Mörder Unterschlupf gewährt hast.«
    »Mein Gewissen ist rein!«, behauptete ich, ohne rot zu werden.
    »Ich wusste gar nicht, dass du so etwas überhaupt besitzt.«
    Eine halbe Stunde später brachte der Redaktionsbote den Umschlag, den ich im Briefkasten deponiert hatte. Ich öffnete ihn und rannte – Überraschung vortäuschend – in Jansens Büro. Er saß entspannt an seinem Schreibtisch und studierte die Lokalausgaben der Konkurrenzzeitungen.
    »Das ist ein Ding!«, sagte ich aufgeregt. »Likas Geständnis. Er hat die drei Politiker umgebracht. Hat mir der Redaktionsbote gerade gebracht.«
    Wortlos griff Jansen nach dem Schriftstück, das ich auf seinen Tisch gelegt hatte.
    »Wir übergeben das der Staatsanwaltschaft«, beschloss mein Chef nach eingehender Lektüre. »Mach eine Kopie von dem Geständnis und setz dich an deinen Computer. Reichen die üblichen hundert Zeilen?«

Offene Rechnung
    Dr. Cora Cosel war aus dem Krankenhaus entlassen worden und wohnte wieder in einer Pension am Rande von Bierstadt, die von ihrer Behörde bezahlt wurde. Der Generalstaatsanwalt hatte sie vom Dienst suspendiert, nachdem bekannt geworden war, dass sie zu einem als

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