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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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war. »Im Zimmer nebenan ist ein Fernsehstudio eingerichtet – und in den Regalen stehen jede Menge Videofilme.«
    »Es wird alles beschlagnahmt«, entschied der Chef. »Durchsuchen Sie das Haus nach weiterem Material. Und jetzt zu Ihnen beiden. Warum sind Sie überhaupt hier?«
    Wir erzählten alles, was wir wussten. Zumindest fast alles. Nazmi Radic erwähnte ich nicht – das verschaffte meinem Freund wenigstens einen kleinen Vorsprung.
    Nach drei Stunden befanden wir uns wieder auf der Autobahn Richtung Bierstadt. Ich informierte Peter Jansen über die Entwicklung, er beorderte mich in die Redaktion.
    »Ich plane hundert Zeilen auf der Eins ein«, teilte er mir mit.
    TOP traf das gleiche Schicksal – auch er wurde von seiner Chefredaktion verdonnert, am nächsten Morgen die geneigte Leserschaft mit der Story zu erfreuen.
    An einer Autobahnraststätte aßen wir einen kleinen Happen.
    »Ich werde die Cosel im Krankenhaus besuchen«, kündigte ich an. »Sie hat den Mörder bestimmt gesehen.«
    »Du glaubst wirklich, dass die mit dir spricht?«, wunderte sich TOP.
    »Warum nicht? Immerhin haben wir ihr das Leben gerettet. Stell dir mal vor, niemand hätte sie gefunden. Sie wäre auf dem Bett elendiglich verhungert und verdurstet.«
    »Ich glaube nicht, dass du große Dankbarkeit von ihr erwarten kannst«, gab er zu bedenken. »Du hast schließlich ihren Lover durch deine Recherche zur Strecke gebracht.«
    »Noch ein Grund mehr, mir dankbar zu sein. Jetzt ist sie den Sklavenschinder wenigstens los.«
    »Grappa! Muss denn jeder gleich merken, dass du vom Land kommst? Du verstehst überhaupt nicht, was Sadomaso bedeutet. Die Cosel hat es genauso genossen wie er. Sie hat ihn geliebt! Es gibt Frauen – und natürlich auch Männer –, die auf so was stehen. Lust durch Qual. Das kannst du in jeder sexualpsychologischen Abhandlung für Erstsemester nachlesen. In jedem von uns steckt ein Stückchen Dominanz oder Unterwerfung – vor allem beim Sex.«
    Missmutig stocherte ich in meinem Salat herum. Er schmeckte grauslich.
    »Wie sieht's denn bei dir aus, Grappa?«
    Ich blickte TOP an. Er wollte mich provozieren. »Was meinst du?«, stellte ich mich dumm.
    »Bist du beim Sex dominant oder willst du lieber unterworfen werden?«
    »Kommt auf den Mann an«, sagte ich ausweichend.
    »Nein, es kommt auf dich an. Also?«
    »Du nervst, TOP«, zickte ich. »Was interessiert dich mein Sexualverhalten? Aber – wenn du's genau wissen willst, ich stehe nicht auf Kuscheltiere. Wenn man sich nicht sofort die Kleider vom Leib reißt, kann man es gleich lassen. Gibst du jetzt endlich Ruhe?«
    »Ah ja«, lächelte Piny maliziös. »Dann weiß ich ja Bescheid. Du bist doch nicht solch eine Landpomeranze, wie ich gedacht habe.«
    »Nichts weißt du!«, zischte ich. »Und jetzt lass uns endlich weiterfahren. Mein Salat schmeckt nach Chlor. Ekelhaft!«

Die einsame Insel
    Wir erreichten Bierstadt und verabschiedeten uns. Es galt zu arbeiten. Keine Lust, dachte ich, das ewige Artikelschreiben begann mir auf den Nerv zu gehen. Ich fühlte mich müde, war ausgebrannt, sehnte mich nach Schlaf, wollte in Ruhe über alles nachdenken.
    Nur selten hatten die Informationen, die ich zusammentrug, die Chance, sich in mir zu entwickeln, eingeordnet und bewertet zu werden. Ich war eine Art Durchlauferhitzer, speichelte die Worte und Informationen ein und spuckte sie ziemlich unverdaut wieder aus.
    Bücher schreiben – das wäre was, ging es mir durch den Sinn. Sich irgendwohin zurückziehen, meinetwegen auf eine Insel ohne Strom, und die Zeit vorbeiplätschern lassen, ab und zu ein paar geniale Gedanken aufs Papier bringen, die die Weltliteratur befruchten würden, dazwischen gut essen und trinken und ein paar schöne Männer um mich herum, die danach lechzten, mir auf die eine oder andere Weise dienlich zu sein.
    Dann fiel mir ein, dass ich für meinen Laptop Strom brauchen, dass es auf einer Insel vermutlich keine frischen Mandelhörnchen und keinen kühlen Wein geben würde und dass die Herren mich nach ein paar Tagen mit ihrem Geplärre anöden würden. Also dann doch lieber einsam am Schreibtisch sitzen!
    Ich verfasste einen sachlichen Artikel, der das Ableben des bekannten Bierstädter Psychologen und mutmaßlichen Kriegsverbrechers Dr. Arnim Lika mit kargen Worten schilderte. Seine Verbrechen in Bosnien zählte ich ebenso auf wie seine publizistischen Erfolge. Ich erwähnte auch, dass Lika die drei Mordopfer Junghans, Manthey und Knaup aus dem Club

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