Grappa 11 - Grappa und das große Rennen
Mörder verdächtigten Mann eine enge Beziehung unterhalten hatte. Auf sie wartete ein fettes Disziplinarverfahren.
Den Namen des kleinen Hotels herauszukriegen war kein Problem für mich – ich telefonierte sie alle ab und hatte beim siebten Versuch Erfolg.
Mein Artikel war an diesem Morgen erschienen – es war also möglich, dass sie ihn gelesen hatte. Ich hatte Cosels Namen nicht genannt – allerdings eine eventuelle ›Augenzeugin‹ des Mordes an Dr. Arnim Lika erwähnt.
Mal gucken, ob Likas Mörder auf die Sache anspringen würde. Er musste nach der Lektüre des Bierstädter Tageblattes davon ausgehen, dass er gesehen worden war – zuerst im Haus und vielleicht sogar später in der Garage, als er den Therapeuten mit einem Schuss in den Kopf niedergestreckt hatte.
Cora Cosel war nicht überrascht, als ich vor ihr stand. Sie bewohnte ein helles Zimmer mit einem Fenster zur Straßenseite. Sie war im Bademantel, ungeschminkt und sah sehr erschöpft aus.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte ich. Sie tat mir plötzlich Leid.
»Nicht besonders gut, wie Sie sich vielleicht vorstellen können.«
»Ich möchte gerne mit Ihnen über die Vorgänge im Landhaus reden«, begann ich. »Und über Dr. Arnim Lika.«
»Das habe ich mir gedacht.« Sie deutete auf einen abgewetzten Sessel. Ich setzte mich. »Kaffee?«
»Da sage ich nie nein.«
Im hinteren Teil des Zimmers stand ein Tisch, darauf eine Kaffeemaschine und ein Zwei-Platten-Elektrokocher.
Sie füllte die Maschine und stellte sie an, kam mit zwei Bechern zurück. »Fangen Sie an.«
»Sie sind nach Bierstadt gekommen, um den Mord an Willi Junghans zu klären. Wer hat dafür gesorgt, dass Sie den Fall bekamen?«
»Es ist nicht so, wie Sie denken«, meinte die Oberstaatsanwältin. »Als ich nach Bierstadt abgeordnet wurde, wusste ich nicht, dass Lika hier lebte. Ich hatte ihn seit Jahren nicht gesehen.«
»Sie kannten ihn von früher?«
»Ich war vor vielen Jahren mal seine Patientin. Noch zu meiner Studienzeit.«
»Warum waren Sie bei ihm in Behandlung?«
»Ich bin von drei Kommilitonen vergewaltigt worden. Lika arbeitete damals im Psychosozialen Dienst der Universität. Er übernahm meine Therapie.«
»Hatten Sie schon damals eine sexuelle Beziehung zu ihm?«
»Zuerst nicht – dazu war ich gar nicht in der Lage.« Sie lachte bitter, erhob sich und holte den Kaffee.
»Konnte er Ihnen denn helfen?«, fragte ich.
»Er wollte mir nie helfen. Hauptbestandteil seiner Therapie war, mir klarzumachen, dass ich die Vergewaltigung tief in meinem Inneren genossen habe. Er ließ sich immer wieder die Einzelheiten erzählen, schließlich spielte er das Ganze auch noch nach. Einmal sogar mit zwei Freunden ... und filmte mich dabei.«
»Dieses Schwein! Und Sie haben das mit sich machen lassen?«
»Ich hatte Vertrauen zu ihm. Außerdem ... irgendwann glaubte ich wirklich, dass ich eine masochistische Ader hatte ... Immerhin schaffte ich es, mich von ihm zu befreien. Ich brach jeden Kontakt ab, hielt mich von Männern fern, dachte nur noch an meine Arbeit. Aber dann kam der Tag, als er mich auf dem Foto in Ihrer Zeitung wieder erkannte.«
»Er nahm also Verbindung mit Ihnen auf?«
»Allerdings. Er stand plötzlich vor der Tür. Ich war gelähmt vor Angst – fühlte jedoch auch eine tiefe innere Erregung. Es war so, als würde etwas in mir zu leben beginnen, was lange Zeit tot war. Ich fühlte mich wie ein Korn, das Jahre in trockenem Boden darauf gewartet hat, dass endlich der Regen kommt und es keimen lässt. Er hat es natürlich sofort gemerkt.« Die Oberstaatsanwältin begann zu weinen.
»Wussten Sie damals schon, dass er Junghans umgebracht hatte?«
»Als ich ihn wieder sah und an das De-Sade-Zitat dachte, vermutete ich, dass Lika mit der Sache etwas zu tun hatte. Später dann hat er es mir gestanden – und als die Morde an Manthey und Knaup passierten, war mir klar, dass er es wieder gewesen war. Ich sprach ihn darauf an – und er gab es zu.«
»Was war sein Motiv?«
»Die Lust am Töten.«
»Mehr nicht?«
»Reicht das etwa nicht?«, fragte sie. »Die drei Männer haben ihm überhaupt nichts getan! Gut, sie waren Stammgäste in seinem Club, aber sie haben meistens nur dagesessen, viel getrunken und über Börsenkurse gesprochen. Und sich mal eine Nackt-Show angeguckt. Ab und zu durfte der dicke Parteichef mal auf die Bühne und im Voll-Playback seine Schlager trällern. Das hat ihn glücklich gemacht.«
»Es ging denen nicht um sexuelle
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