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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Exzesse?«
    »Ach wo! Außer gucken und sabbern war nicht mehr viel drin«, berichtete sie. »Die waren ausgebrannt, voll auf dem Karrieretrip. Zockertypen, die nie genug kriegen können von Macht und Geld. Lika hat sie verachtet. Sie kannten ja noch nicht mal ein Buch von de Sade.«
    »Hatte er keine Angst, dass Sie ihn bei seinen Taten stoppen würden?«
    »Warum sollte er Angst vor mir haben? Er hatte mich voll im Griff – und das wusste er.«
    Sie stand auf und ging hektisch durch das Zimmer. »Ich liebte ihn – war ihm ergeben – er konnte wortwörtlich mit mir machen, was er wollte. Ich war ihm völlig hörig.«
    »Wie ist so was möglich?« Ich hatte Mühe, ihr zu folgen.
    »Das habe ich mich auch oft gefragt.« Cora Cosels Lachen war bitter. »Je schlechter er mich behandelte, umso vernarrter war ich in ihn. Es war nicht schwer, ihn zu mögen, das Durchhalten war das Problem.« Tränen liefen über ihre Wangen.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Als Trösterin war ich eine echte Katastrophe.
    »Warum hat sich Lika gerade die drei Politiker als Opfer ausgesucht?«, änderte ich das Thema. »Er hätte doch jeden x-Beliebigen umbringen können.«
    »Sie standen im Mittelpunkt des politischen Lebens in Bierstadt. Lika hätte keine Freude daran gehabt, sich an irgendwelchen unbekannten Opfern zu vergreifen. Er suchte die Auseinandersetzung mit den Ermittlungsbehörden. Der Mord an einem Obdachlosen hätte ihm wohl kaum zur Ehre gereicht. Lika wollte mit seinen Aktionen die größtmögliche Medienpräsenz. Und die hat er ja auch bekommen.«
    »Haben Sie mal dran gedacht, dass er einen Auftraggeber gehabt haben könnte?« Jetzt wurde es spannend.
    »Sein Auftraggeber war der Marquis de Sade. Lika fühlte sich als sein Vollstrecker. Er hat mir oft gesagt, dass der Marquis in der heutigen Zeit seine Ideen hätte ungestraft ausleben können.«
    Das kam mir ziemlich spanisch vor. »Er hat nie erwähnt, dass er jemandem einen Gefallen tun will? Oder dass ihn jemand erpresst hat?«
    »Nein.«
    »Wussten Sie, dass Lika ein Kriegsverbrecher war?«
    »Nein. Davon hatte ich wirklich keine Ahnung. Während jener Zeit hatten wir keinerlei Kontakt.«
    »Warum hat er versucht, seinen bosnischen Freund zu belasten? Lika war es doch, der die Beweise in die Werkstatt von Radic geschafft hat, oder?«
    »Kann sein. Er erwähnte mal, dass er mit Radic noch eine Rechnung offen hätte.«
    »Erzählen Sie mir, was an dem Abend geschehen ist?«
    Zwei Stunden später verließ ich die Pension. Nazmi hatte die Wahrheit gesagt. Die Oberstaatsanwältin hatte an dem Tag zwei Besucher gezählt – konnte sich aber selbst nicht bemerkbar machen. Lika hatte sie ans Bett gefesselt und ihr einen Knebel in den Mund gesteckt.
    Das waren die Fakten: Am Nachmittag hatte es an der Tür geklingelt. Lika war da schon mit seinen Quälereien beschäftigt gewesen und wegen der Störung ziemlich wütend geworden. Er ließ Cora Cosel auf dem Bett zurück und ging zur Tür. Die Oberstaatsanwältin hatte den Besucher nicht sehen können. Sie war sich aber sicher, dass es nur eine Person war, die Lika ins Arbeitszimmer begleitete. Auf der Treppe seien unfreundliche Worte gefallen – doch Frau Cosel hatte weder die Stimme des Besuchers erkannt noch den Inhalt des Dialoges verstanden.
    Nach einer halben Stunde hatten die Männer das Arbeitszimmer verlassen und waren nach draußen gegangen. Lika habe ziemlich laut gesagt, dass der Mann die Waffe runternehmen solle. Minuten später sei der Schuss gefallen. Danach hatte die Frau auf dem Bett Motorengeräusche gehört. Und dann war einige Stunden alles still gewesen.
    Cora Cosel hatte versucht, sich zu befreien – doch vergebens. Irgendwann war sie vor Erschöpfung eingeschlafen. Es war schon dunkel, als sie neue Geräusche hörte.
    »Lika, wo bist du?«, hatte der zweite Besucher gerufen. Danach habe sie Sätze in einer Sprache vernommen, die sie nicht kannte.
    Das musste Nazmi Radic gewesen sein. Er war ebenfalls ins Arbeitszimmer gegangen, kurze Zeit später hatte Frau Cosel die Tür des Hauses zufallen hören. Dann wieder – nach etwa zehn Minuten – Motorengeräusche. Das war alles.
    Sie war erst wieder bei Sinnen gewesen, als die Sanitäter und der Notarzt gekommen waren.

Die Buxen voll
    Inzwischen hatte ich Tom Piny davon überzeugt, dass nur Nagel als Auftraggeber für die drei Morde in Frage kam. Falls das so war, dann hatte er außer dem SPD-Trio auch Lika auf dem Gewissen. Doch wie sollten

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