Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Chez Justine kannte und dass in dem Landhaus des Ermordeten wahrscheinlich Videofilme zu erpresserischen Zwecken gedreht worden waren.
    Gegen Abend kehrte ich nach Hause zurück. Jetzt nur noch schlafen, dachte ich, der Tag hat es mal wieder in sich gehabt.
    Ich drehte den Wohnungsschlüssel um, war irritiert, als mir Musik entgegenschallte. Hatte ich vergessen, das Radio auszuschalten?
    Ich hastete ins Wohnzimmer. Nazmi lag schlafend auf dem Sofa, eine Zeitschrift war ihm aus der Hand geglitten, er trug nur eine Jeans, sein Oberkörper war nackt, das dunkle Haar zerwühlt und ungebärdig.
    Ich trat näher. Sein Atem war der eines Erschöpften, der endlich ein wenig Ruhe gefunden hatte, die Luft kam flach und friedlich aus seinen Lungen.
    Ich strich zärtlich über seine Wange. Nein, so konnte niemand schlafen, der gerade einen Menschen ermordet hatte, dachte ich. Mein Blick fiel auf den Tisch, der vor dem Sofa stand. Neben einer Anzahl von achtlos hingeworfenen Compactdiscs war da etwas, das ich nicht kannte: ein Umschlag, aus dessen Öffnung ein Papier ragte.
    Ich wollte gerade danach greifen, als Nazmi aufwachte. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, wo er sich befand und wer ihn gedankenverloren und liebevoll betrachtete.
    »Hallo, Baby«, sagte ich leise. »Wie bist du in meine Wohnung gekommen?«
    »Tut mir Leid«, murmelte er. »Ich hatte nicht den Mut, dich anzurufen. Da hab ich ein bisschen an deiner Tür rumprobiert. Mit meinem Werkzeug.«
    »Kein Problem«, sagte ich. »Möchtest du einen Tee? Oder einen Wein? Was zu essen?«
    »Vielleicht einen Wein.«
    Ich ging in die Küche. Im Kühlschrank war noch eine Flasche Chardonnay. Ich füllte zwei Gläser und kehrte zurück ins Wohnzimmer.
    Nazmi hatte sich aufgesetzt. »Ich danke dir«, sagte er.
    »Wofür?«
    »Dass du nicht die Polizei holst.«
    »Lika ist tot«, berichtete ich. »Aber ich nehme an, das weißt du schon.«
    »Ja.«
    »Du warst da?«
    Ich setzte mich neben ihn, sah ihm direkt in die Augen. Sein Blick war voller Unschuld und Verletzbarkeit.
    »Ich wollte ihn töten.«
    »Wieso wollte? Du hast es doch getan, oder?«
    »Nein. Er war schon tot.«
    »Ach, Nazmi! Wer soll dir das glauben?«
    »Ich weiß nicht. Aber es ist so gewesen.«
    Ich trank das Glas mit einem Zug aus. »Dann lass mal hören«, forderte ich.
    »Ich bin zu dem Haus gefahren. Ich hatte eine Waffe dabei, wollte ihn aber nicht sofort töten, sondern erst mit ihm reden. Er sollte mir sagen, was mit Marja passiert ist – auch wenn die Wahrheit schrecklich ist. Ich musste einfach Gewissheit haben – verstehst du das?«
    Er griff beschwörend nach meiner Hand, hielt sie, drückte sie gegen seine Lippen.
    »Ist ja gut«, beruhigte ich ihn. »Und? Hast du mit ihm reden können?«
    »Nein. Die Tür war nur angelehnt. Mit der Waffe in der Hand ging ich ins Haus – niemand war zu sehen. Ich ging direkt in sein Arbeitszimmer – doch auch da war er nicht. Dafür fand ich auf seinem Schreibtisch das da.«
    Nazmi deutete auf den braunen Umschlag auf dem Couchtisch. »Sein Geständnis.«
    »Geständnis? Was gesteht er?«
    »Die Morde an den Politikern.«
    »Warum hast du das Geständnis mitgenommen?«, wollte ich wissen. »So muss die Polizei glauben, dass du Likas Mörder bist.«
    »Ich habe nicht nachgedacht.«
    »Und weiter?«
    »Ich habe das Haus verlassen. Da sah ich sein Auto in der Garage, ich ging hinein und fand ihn auf dem Boden. Tot. Erschossen. Daraufhin bin ich abgehauen.«
    »Das war alles?«, fragte ich. »Lika war nicht allein in dem Haus. Er hatte eine Freundin bei sich – diese Oberstaatsanwältin.«
    »Sie muss sich versteckt haben«, meinte Nazmi verblüfft. »Ich habe niemanden bemerkt.«
    »Lika hatte sie ans Bett gefesselt«, erklärte ich. »Vielleicht hatte sie einen Knebel im Mund. Die Polizei hat sie vor ein paar Stunden befreit. Sie ist in einem bedauernswerten Zustand.«
    »Was tun wir jetzt?«
    »Du kannst Fragen stellen«, seufzte ich. »Ich habe keine Ahnung. Aber wir haben ja die ganze Nacht Zeit, uns etwas zu überlegen. Jetzt will ich erst mal das Geständnis lesen. Willst du noch Wein?«
    Ich goss nach, nahm einen reichlichen Schluck und griff nach dem Papier.
    » Mein Name ist Dr. Arnim Lika«, las ich laut vor. » Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte gestehe ich: Ich habe Willi Junghans, Paul Manthey und Friedel Knaup vom Leben in den Tod befördert. Ich halte diese Taten nicht für Verbrechen, denn die Natur erneuert sich durch Zerstörung. Der

Weitere Kostenlose Bücher