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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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heute ein Etikett aus Frankreich – ich hatte Lust auf einen Muscadet de Sèvre et Maine, ein kühles, spritziges Tröpfchen, das gut zu Gambas passte.
    Ich hatte noch eine Tüte Krustentiere im Tiefkühlfach, Öl, Eier und Knoblauch waren auch noch da – die richtigen Zutaten für eine Aioli.
    Ich füllte ein wenig Wasser in eine große Schüssel. Eberhard schaute mir interessiert zu, der Glasnapf war inzwischen sauber ausgeleckt.
    »Jetzt zeige ich dir mal, wie eine echte Aioli gemacht wird«, kündigte ich an.
    Ich schlug zwei Eier auf, trennte Dotter und Eiweiß, gab das Öl zunächst tröpfchenweise und dann in einem dünnen Strahl zum Eigelb, während ich die Flüssigkeit mit einem Schneebesen kräftig schlug. Der Trick dabei war, irgendwann mit der Zugabe des Öls aufzuhören, nämlich dann, wenn die Aioli die richtige Konsistenz hatte.
    Ich drückte zwei frische Knofelzehen durch die Presse und gab sie zusammen mit Salz und einer Prise Zucker in die Mischung. Gerade wollte ich alles unterrühren, als das Telefon schellte.
    Ich fluchte, rannte zum Telefon, meine Hände klebten vom Knoblauchsaft.
    Es war Nikoll und ich merkte gleich, dass es ihr nicht gut ging.
    »Jetzt weiß ich, was mit Kosmo los ist«, schluchzte sie.
    »Hat er mit dir gesprochen?«, fragte ich.
    »Nein, dazu war er viel zu feige«, erwiderte sie mit harter Stimme. »Das hat jemand anders für ihn erledigt.« Sie lachte bitter.
    »Nikoll!«, sagte ich. »Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Was ist passiert?«
    »Die Bollhagen-Mergelteich hat mich heute Abend auf dem Parkplatz angesprochen. Ob ich eigentlich wüsste, mit wem ich mich da herumtriebe. Und dann hat sie's mir erzählt.«
    »Was hat sie genau gesagt?«
    »Dass Kosmo eine männliche Hure war. Bis du ihn da rausgeholt hast.«
    »Na und?«, sagte ich. »Kosmo ist da raus. Endgültig.«
    »Ja, nachdem Hunderte von Frauen durch sein Bett gegangen sind und er mit ihnen alle Schweinereien dieser Welt gemacht hat. Und dann haben sie ihm dafür ein paar Geldscheine zugesteckt! Ekelhaft!«
    »Mein Gott, Nikoll!«, ereiferte ich mich. »Das ist doch Schnee von gestern. Jeder Mensch hat seine Vergangenheit und jeder Mensch macht Fehler! Du solltest mit ihm darüber reden und dich nicht von dieser Intrigantin fertig machen lassen.«
    »Hab ich schon«, gab sie zu. »Ich hab Kosmo angerufen und ihm gesagt, dass er sich zum Teufel scheren soll! Und du hättest mich vor ihm warnen sollen! Du hast ja die Wahrheit gekannt!«
    »Warum hätte ich das tun sollen? Kosmo ist ein echter Freund.«
    »Ja, klar. War er auch schon in deinem Bett?«
    »Nikoll! Jetzt reicht's!«
    »Es reicht? Ja, mir auch. Alle wussten es, haben sich wahrscheinlich totgelacht und ich muss mir von diesem alten Kulturbeutel sagen lassen, dass ich in eine männliche Nutte verknallt bin. Herzlichen Dank!« Sie knallte den Hörer auf.
    Ich ging in die Küche zurück.
    »Ach, Eberhard«, seufzte ich, »sei froh, dass du kein Mensch, sondern ein Löwe bist. Das macht das Leben und die Liebe einfacher.«
    Das Wasser, in das ich die Gambas werfen wollte, kochte inzwischen sprudelnd. Ich gab die Krustentiere hinein und stellte die Hitze herunter, damit sie ziehen konnten. In fünf Minuten würden sie fertig sein.
    Hoffentlich war die Aioli nicht geronnen. Ich zog die Schüssel an mich heran und schaute hinein.
    Da war nichts. Das Gefäß war leer, lediglich an den oberen Rändern entdeckte ich noch Spuren von Eigelb.
    »Eberhard!«, brüllte ich.
    Der Kater hatte meinen Wutanfall vorausgeahnt und war nicht mehr zu sehen.
    Statt in meine köstliche Aioli tauchte ich die Gambas in Tomatenketchup, das ich mit den restlichen Zehen Knoblauch und ein bisschen Crème fraîche bis zur Genießbarkeit aufgemöbelt hatte.
    Als ich eine Stunde später schlafen ging, kroch mein schwarzer Kater unter dem Bett hervor. Er sprang aufs Kopfkissen, kitzelte mich mit seinen Barthaaren und schnurrte – umweht vom penetranten Duft frischen Knoblauchs.

Irrenhaus live
    Trotz der Flasche Wein schlief ich schlecht in dieser Nacht. Brinkhoffs Schilderung der Katastrophennacht war nicht folgenlos an mir vorübergegangen. Als der Junge brennend aus dem Haus lief, hat er ihn tatsächlich fotografiert.
    Es war unfassbar – ich sah schreckliche Bilder vor mir: das Kind als lebende Fackel und dieser Reporter, der – statt zu helfen – nur draufhielt, um das Schreckliche vermarkten und möglichst viel Geld damit verdienen zu können. Klick, klick und immer

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