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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Glut, Grimm, Verwünschung und Bedrängnis, eine Schar von Unheilsboten. Er bahnte seinem Zorn einen Weg, er entzog ihre Seele nicht dem Tod und gab ihr Leben der Pest preis.
    Ich startete meinen PC und gab einige Wörter des Textes in die Suchmaschine. Das Ergebnis war in wenigen Sekunden da: Der Mörder hatte sich für die Jesubraut den 78. Psalm ausgesucht.

Reise zu einem Luftkurort
    In der Redaktion steuerte ich Peter Jansens Büro an, präsentierte ihm das Foto der toten Nonne und fragte, wie viele Zeilen ihm die Sache wert sei.
    »Jetzt bringt der Mörder dir die Post schon zu Hause vorbei?«, wunderte er sich und gab mir die üblichen hundert. »Du sollst übrigens den Staatsanwalt anrufen.«
    Michele Guardini hatte eine wirklich gute Information für mich, nachdem ich ihm von der neuen Briefsendung des Mörders berichtet hatte.
    »Wir haben herausgefunden, dass diese Ordensschwester in einem katholischen Kinderheim gearbeitet hat. Ob es das Heim war, in dem das kleine Mädchen untergebracht war, weiß ich allerdings noch nicht.«
    »Super!«, freute ich mich. »Geben Sie mir die Adresse?«
    Er nannte sie mir tatsächlich, das Heim lag etwa hundert Kilometer von Bierstadt entfernt im Sauerland.
    Jansen gab sein Okay für eine Dienstreise, ich rief Big Mäc an und wir starteten.
    »Hätten wir uns nicht vorher anmelden sollen?«, fragte der Fotograf, als ich auf die Autobahn auffuhr.
    »Nö«, meinte ich. »Manchmal ist es besser, Leute zu überraschen. Wir gehen da einfach rein und fragen.«
    »Wie du meinst, Grappa«, fügte sich Big Mäc in sein Schicksal.
    »Die werden ja bestimmt Listen haben mit den Namen der Kinder, die da gelebt haben«, mutmaßte ich.
    Die Fahrbahn war frei und ich konnte meine neunzig Pferdestärken voll ausfahren. Big Mäc hielt eine Straßenkarte auf dem Schoß, das grüne Bierstädter Hinterland war zwar einfach zu erreichen, doch abseits der großen Straßen recht verwinkelt und unübersichtlich.
    »Achtung, gleich müssen wir ab«, kündigte der Fotograf an. »Und wenn wir runter sind, Grappa, dann mach dein Dach auf. Damit ich eine rauchen kann.«
    »Wenn du qualmen willst, dann geh zu Fuß«, giftete ich.
    Es war das übliche Glimmstängel-Spiel zwischen uns.
    »Dann kannst du dir deine Fotos ja alleine schießen«, sagte der Knipser, »wird bestimmt eine tolle Sache, das.«
    Ich lenkte den Wagen auf eine Landstraße, hielt an, löste die Klammern des Cabriodaches, der Motor surrte und es öffnete sich. Dann fuhr ich weiter.
    »Dass du dich einfach nicht beherrschen kannst«, maulte ich aus Prinzip.
    Es hatte keinen Sinn, ihm das Qualmen kurz vor einem so wichtigen Termin zu verbieten. Big Mäc brauchte eine ruhige Hand und eine schnelle Auffassungsgabe, und beides hatte er nur, wenn er die richtige Dosis Teer im Blut hatte.
    »Aber nur die eine!«, sagte ich.
    »Du bist mal wieder ganz reizend«, grinste er. »Haste mal wieder keinen Lover – so zickig, wie du bist? Soll ich mich mal für dich umhören?«
    »Danke für deine Sorge. Aber die Kerle, die du kennst, interessieren mich eh nicht. Nur Raucher, Säufer und Typen mit einem IQ von 24 Zentimetern – nein, danke!«
    Ich wedelte den Krebs erregenden Qualm weg.
    »Gleich müsste das Kaff kommen.« Big Mäc deutete auf die Karte. »Wiblingrode. St. Vincenz Heim. Liegt irgendwo noch abseits von dem Kuhdorf. In der totalen Knüste. Tote Hose, das.«
    »Wir fahren in das Nest und fragen«, entschied ich. »Es hat wenig Sinn, ziellos herumzukurven.«
    Wiblingrode – die grüne Lunge des Hochsauerlandes – prangte auf einem Schild des Verkehrsvereins am Ortseingang. Luftkurort.
    »Das ist ein Luftkurort!«, stellte ich fest und warf einen missbilligenden Blick auf Big Mäcs Zigarette.
    Wütend warf der Fotograf die Reste seiner Selbstgedrehten auf die Straße.
    »Nervensäge!«, urteilte er.
    Ich nahm es als lieb gemeintes Kompliment.
    Ich steuerte den Wagen Richtung Kirchturm, dort, wo sich in solchen Dörfern gewöhnlich das so genannte Zentrum befand, und stoppte meinen Wagen.
    Als eine Frau mit Kinderwagen an uns vorbeilief, stieg ich aus und fragte sie nach dem St. Vincenz Heim.
    »Das gibt's nicht mehr«, kam es prompt. »Das ist vor zehn Jahren umgebaut worden. Da ist jetzt der Verkehrsverein drin und die Stadtbücherei.«
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Meine Laune sank.
    Ich gab die Information an Big Mäc weiter. »Mist! Was sollen wir machen?«, fragte ich.
    Big Mäc guckte nur; er war es gewohnt, dass ich die

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