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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gehüllt.
    »Ich habe gerade den Schlüsseldienst angerufen«, beeilte ich mich zu erklären. »In einer halben Stunde wollen die da sein.«
    Wie lange hatte er schon hinter mir gestanden? Ich wusste es nicht, aber ich glaubte nicht, dass er mir beim Schnüffeln hatte zusehen können.
    »Kommen Sie in die Küche«, schlug Aydin vor. »Ich habe ein echt türkisches Frühstück zusammengestellt.«
    »Machen Sie sich doch nicht so viel Arbeit«, stammelte ich, noch immer überrascht, meinen Namen und meine Daten so ausführlich in seinem Buch gelesen zu haben.
    »Es ist mir eine Ehre«, meinte Aydin und machte eine einladende Handbewegung zur Küche hin. »Ich habe selten Frühstücksgäste.«
    Auf dem Tisch standen nur Dinge, die ich gerne aß – nur nicht unbedingt zu dieser Tageszeit: Oliven, Schafskäse, gefüllte Weinblätter, Feigen, Aprikosen und Äpfel. Dazu Fladenbrot mit Sesam und Honig und natürlich schwarzer Kaffee.
    Auch Eberhard interessierte sich sehr für die Köstlichkeiten auf dem Tisch – er sprang vom Boden hoch und landete zwischen den schwarzen Oliven und dem Brot.
    »Runter da!«, fauchte ich. »Wirst du dich wohl benehmen?«
    »Lassen Sie ihn doch«, meinte Aydin. »Junglöwe, du erhebst dich in der Morgenröte, um im Schein der jungen Sonne lustzuwandeln ...«
    Fragend schaute ich den Rechtsanwalt an.
    »Das hat ein türkischer Dichter geschrieben«, erklärte Aydin. »Sein Name ist mir allerdings entfallen.«
    Ich bin von Menschen umgeben, die sich im Zitieren üben, schoss es mir durch den Kopf.
    Wir setzten uns. Eberhard hockte inzwischen wieder auf dem Boden, blickte abwechselnd zu Aydin und mir.
    »Darf ich ihm eine Olive geben?«, fragte der Delphin in der Morgenröte.
    »Ich glaube nicht, dass er die mag«, gab ich zu bedenken.
    »Doch, mag er. Bei seinem ersten Besuch hat er sie mit Appetit verdrückt.«
    Und tatsächlich! Als Aydin eine der schwarzen Kugeln auf den Boden warf, machte sich mein Kater mit Lust darüber her.
    Ich seufzte. »Na ja, hätte mich auch gewundert. Er trinkt ja sogar Wein – aber nur den besten natürlich.«
    »Das spricht für seinen guten Geschmack«, sagte Aydin, »auch, dass er Sie als Herrin hat.«
    Überrascht sah ich auf. Der Anwalt schaute mich offen an. Seine schwarzen Augen sprühten vor Charme.
    »Sie sind sehr nett«, stellte ich fest. »Vielleicht darf ich mich mal revanchieren für Ihre Hilfsbereitschaft. Ich koche gern italienisch. Wie wäre es damit? Ein Abendessen oben bei mir. Mögen Sie die mediterrane Küche?«
    »Ja, nur auf Schweinefleisch möchte ich verzichten.«
    Es klingelte, das musste der Schlüsseldienst sein.
    »Ich gebe Ihnen meine Handynummer«, sagte ich zum Abschied. »Wegen der Terminabsprache. Haben Sie einen Zettel und einen Kuli?«
    »Ja, gern.« Er ging zum Telefontisch und kam mit Papier und Stift zurück, ich schrieb die Zahlen auf. »Und noch mal vielen Dank für alles.«
    Ich nahm Eberhard auf den Arm und verabschiedete mich.
    Der Mann vom Schlüsseldienst wartete bereits vor meiner Wohnungstür. Innerhalb von dreißig Sekunden hatte er sie geöffnet und steckte sich den Hunderter ohne Gewissensbisse ein. Jetzt gehörte meine Wohnung wieder mir.
    Warum hatte Aydin nicht gesagt, dass er meine Handynummer längst kannte? Klar, dafür konnte es eine harmlose Erklärung geben. Aber auch nicht. Hatte er den Briefumschlag vielleicht doch unter der Tür durchgeschoben?
    Endlich konnte ich das Kuvert öffnen, das noch immer im Flur auf dem Boden lag.
    Der Todsündenmörder hatte diesmal tatsächlich das Foto der Nonne hineingesteckt, versehen mit dem Wort: ACCIDIA, was soviel wie Trägheit bedeutete.
    Schwester Barbara Odel hatte nicht das von einer gewissen Milde beseelte Antlitz, das man gemeinhin von den Bräuten Jesu Christi erwartet, sie hatte tiefe Falten im Gesicht, vor allem um die Mundwinkel, sie wirkte noch im Tod missmutig und unzufrieden, als habe sie der Dienst für die Kirche die letzte Lebensfreude gekostet.
    Der Täter hatte auch ihr einen Text aus den Psalmen zugeordnet:
    Er verwandelte ihre Ströme in Blut und ihre Bäche, sodass sie nicht mehr trinken konnten. Er sandte Hundsfliegen unter sie, die sie fraßen, und Frösche, die ihnen Verderben brachten. Ihren Ertrag gab er der Schabe, und was sie erarbeitet hatten, der Heuschrecke. Ihren Weinstock zerschlug er mit Hagel, ihre Maulbeerbäume mit Schloßen. Und er gab ihr Vieh dem Hagel preis und ihre Herden den Blitzen. Er ließ gegen sie los seines Zornes

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