Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
Harmonie nicht erträgt.«
Ich wollte antworten, doch mein Handy meldete sich. Es war Mahler. Er hatte in meinen Gedanken nicht mehr stattgefunden.
»Hallo«, sagte ich. »Wie geht es dir?«
Etwas Besseres fiel mir nicht ein; ich hörte, wie die drei Kollegen die Ohren ausfuhren.
Er wollte mich wieder sehen und hatte auch schon einige Vorschläge. Er wollte für mich kochen, zeigen, dass ihm weibliche Kulturtechniken durchaus vertraut seien.
»Bist du denn allein?«, fragte ich. Immerhin wohnte Nikoll bei ihm.
Er verstand die Anspielung und erklärte, dass seine Nichte wohl das Wochenende unterwegs sei – mit ihrem neuen Freund.
Wir verabredeten uns für den Abend.
»Grappa!« Jansen platzte fast vor Neugier. »Gibt es einen neuen Mann in deinem freudlosen Leben? Wer ist es? Kennen wir ihn? Wart ihr schon im Bett? Komm, Grappa-Baby, erzähl's uns ... besonders die schmutzigen kleinen Einzelheiten!«
»Du kannst mich mal!«, blaffte ich. »Ich schreib dir jetzt meine hundert Zeilen und mach mich dann vom Acker. Und am Wochenende will ich von Mördern und Toten nichts mehr hören.«
Damit verzog ich mich in meine Einzelzelle.
DIE SPÄTE RACHE DER LUISA DANIEL?: DIE SPUR FÜHRT IN EIN KINDERHEIM IM SAUERLAND , tippte ich.
Sie war erst acht Jahre alt, als sie nur knapp den tödlichen Flammen entrann: Luisa Daniel, die einzige Überlebende einer Familientragödie vom 15. September 1981. Damals hatte Marius Daniel zuerst seine Frau Marianna und dann sich selbst erschossen, der 12-jährige Sohn der Familie kam in den Flammen um, das kleine Mädchen konnte gerettet werden.
Sieben Menschen, die eine Verbindung zu den Ereignissen von damals haben, wurden Opfer des so genannten Todsündenmörders.
Unserer Zeitung gelang es nun, eine neue Spur zu finden, die in ein Kinderheim im Sauerland führt. Hier arbeitete eines der Opfer, die Nonne Schwester Barbara Odel, lange Jahre als Erzieherin – zu einer Zeit, als Luisa Daniel in dem Kinderheim lebte. Auch Richard Borchert, ein weiteres Opfer des Todsündenmörders, war hier beschäftigt. Der Hausmeister stand damals in Verdacht, die Kinder geschlagen und sexuell belästigt zu haben.
Gehörte die kleine Luisa auch zu seinen Opfern? Die Vorfälle waren vertuscht worden, um einen Skandal zu verhindern.
Wie lange Luisa Daniel in dem Heim lebte und was aus ihr geworden ist, konnte noch nicht ermittelt werden.
Halterlose Erotik
Wie konnte ich Eberhard klar machen, dass ich das Wochenende ohne ihn verbringen wollte? Und wie konnte ich meinen Nachbarn Yunus Aydin dazu kriegen, dem Kater Asyl zu gewähren, während ich mich mit Mahler wollüstig in Kissen oder sonst wo wälzte?
»Hallo, mein Löwe«, begrüßte ich meinen Kater, als er sich an meine Beine schmiegte. »Du musst jetzt ganz tapfer sein.«
Ich nahm Eberhard auf den Arm und steckte meine Nase in sein Fell.
»Ich glaube, dass dir ein Wochenende unter Männern mal gut täte«, begann ich mit meiner Überzeugungsarbeit. »Ich muss dienstlich verreisen.«
Eberhard legte den Katerkopf an meinen Hals und schnurrte. Warum lügst du so schamlos?
Ich ignorierte seine Frage. »Meinst du, du schaffst das? Am Sonntagabend bin ich wieder da.«
Dienstreise? Du hältst mich wohl für blöd? Du willst Sex, stellte der Kater fest, schmutzigen, wilden Sex. Und dann noch mit diesem blöden Typen.
»Was weißt du schon über Sex?«
Mehr, als du dir vorstellen kannst, entgegnete er.
Ich setzte den Kater auf den Boden. »Wie auch immer, du Löwe. Ich bin der Mensch und deshalb der Boss.«
Dann rief ich Yunus Aydin an.
»Bringen Sie ihn ruhig vorbei«, antwortete mein Nachbar, als ich ihm meine Bitte vorgetragen hatte. »Ich bin das ganze Wochenende zu Hause. Ich muss ein paar Akten bearbeiten.«
Ich atmete durch. Alles ging reibungsloser, als ich angenommen hatte.
Der Kater zappelte zwar, als ich ihn hochnahm und die Treppen hinuntertrug, und guckte mich empört an, sagte aber nichts.
Yunus Aydin öffnete die Tür. Eberhard sprang von meinem Arm, stürmte in die Wohnung des Rechtsanwaltes und würdigte mich keines Blickes mehr.
Aydin bat mich herein, was ich mit dem Hinweis ablehnte, noch einige Dinge packen zu müssen.
»Sie haben ja meine Handynummer – falls der Kater Stress macht. Und hier das Futter. Das Katzenklo stelle ich Ihnen gleich vor die Wohnungstür, okay? Und noch mal vielen Dank. Ich hoffe, ich kann mich revanchieren.«
Yunus Aydin lächelte, als ich ihm die Hand gab, und sagte: »Darauf werde ich
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