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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Lidern.
    Es war der Grabspruch des Dichters Rainer Maria Rilke.
    Leicht verwirrt trat ich in den Flur und ging in die Küche zurück.
    »Hast du alles gefunden, was du brauchst?«, fragte er.
    »Nein. Ich habe den Damenbademantel und die zweite Zahnbürste vermisst. Hast du alles weggeräumt, bevor du mich eingeladen hast?«
    Georg Mahler lachte schallend.
    »Und wo ist die Frau geblieben?«
    »Ich habe sie getötet, zerstückelt und ihre Überreste liegen in der Tiefkühltruhe im Keller.«
    »Solange sie nicht auf den Tisch kommt ...«, meinte ich cool. »Du hast im Bad einen schönen Spruch von Rilke hängen«, begann ich mit meiner Fragestunde. »Magst du Rosen gern?«
    »O ja.« Er nahm die Salatschüssel und ging ins Wohnzimmer. »Sie sind mir die liebsten unter den Blumen. Was sind deine Lieblingsblumen?«
    »Madonnenlilien.«
    »Interessant. Langstielig, unschuldig weiß und unnahbar. Was gefällt dir an ihnen?«
    »Dass sie langstielig, unschuldig weiß und unnahbar sind«, antwortete ich. »Aber sie sind auch elegant, unaufdringlich und überirdisch schön.«
    »Diese Lilie wird der Jungfrau Maria zugeordnet«, belehrte mich Mahler. »Sie passt zu ihr, aber nicht zu dir. Du bist keine züchtige, zarte Madonna, sondern eher eine geile, glutvolle Maria Magdalena.«
    »Na ja«, sagte ich, ein wenig ernüchtert, »dann wäre dein Bild von mir ja jetzt vollständig. Danke für deine Einschätzung. Reichst du mir mal das Ciabatta, bitte?«
    »Verschnupft?«, fragte er, als er mir die Brotschale gab.
    Ich sagte nichts und nahm das Brot.
    »Maria Magdalena ist doch von ihren Sünden errettet worden«, erinnerte er mich. »Und sie hat in ihrem Leben bestimmt mehr Männer glücklich gemacht als die heilige Jungfrau.«
    Ich schmierte Knoblauchbutter auf das Brot.
    »Möchtest du auch gern von deinen Sünden errettet werden?«, wollte Mahler wissen.
    Gemächlich kaute ich das Brot und spießte die Salatblätter auf.
    »Sag's mir doch, Maria. Was hast du Schlimmes getan in deinem Leben?«
    Ich blickte auf – prüfend, was das alles sollte, wissen wollend, ob es ein Spiel war oder Ernst, Fopperei oder Wahnsinn.
    »Hast du keine Angst, dass du irgendwann bezahlen musst, für das, was du Böses getan hast?«
    »Jeder muss bezahlen«, sagte ich. »Du, ich, wir alle. Die Frage ist nur, wann und wie viel.«
    »Ja, das stimmt. Manche bezahlen früher, andere erst Jahre später.«
    »Du meinst die Morde, nicht wahr?«, hakte ich nach.
    Mahler nickte. Das Gesicht des kleinen Mädchens kam mir wieder vor Augen, auf der Mauer das immer gleiche Lied singend, umgeben von Rosenbüschen. Rose, oh reiner Widerspruch ... Ich legte die Hände vor die Augen.
    »Dir ist etwas eingefallen. Sag mir, was es ist!«
    Seine Stimme drang wie durch einen Nebel zu mir. Ich sah den Körper des Kindes, wie er aus dem Teich gezogen wurde, die mageren Gliedmaßen steif wie die einer Puppe, das Haar wirr um den Kopf liegend, die Augen geschlossen im bleichen Antlitz. Niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern ...
    »Du musst es mir sagen«, wiederholte er.
    »Was willst du von mir, verdammt noch mal?«, schrie ich ihn an. Tränen liefen über mein Gesicht.
    »Entschuldige«, stammelte er. »Ich dachte ... Ich wollte nicht ... Was ist mit dir?«
    »Lass uns bitte essen, und dann gehe ich nach Hause«, sagte ich, um Coolness ringend.
    »Wie du meinst«, kam es reserviert aus seiner Richtung. »Darf ich dir noch Wein einschenken?«
    Bevor ich nicken konnte, klingelte mein Handy.
    »Sorry«, sagte ich und stand auf. »Vielleicht ist was mit Eberhard ...«
    Das Handy lag zuunterst in meiner Tasche, die sich im Flur befand, hektisch suchte ich danach, meine Nerven flatterten.
    Es war Oberstaatsanwalt Michele Guardini.
    »Das tote Kind im Teich war tatsächlich Luisa Daniel«, sagte er. »Die Umstände ihres Todes sind übrigens nie ganz geklärt worden.«
    Ich war nicht in der Lage, etwas zu erwidern.
    »Frau Grappa? Sind Sie noch da?«
    Ich krächzte ihm ein »Danke« entgegen und sagte, dass ich nicht länger sprechen könne. Dann schaltete ich das Handy aus.
    »Was ist mit dir?«, fragte Mahler, als ich ins Zimmer zurückgegangen war. »Du bist bleich wie eine ... Madonnenlilie!«
    »Meine Sünden haben mich ereilt«, murmelte ich. »Und Vergebung ist nicht vorgesehen.«
    Mahler stand auf, kam auf mich zu, packte und schüttelte mich.
    »Hör auf zu weinen. Du erzählst mir jetzt alles!«, forderte er. »Also los!«
    Es ging nicht anders: Ich erzählte

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