Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
zu den Händen zurück.
    Er rührte, schlug die Vinaigrette und verband die beiden Komponenten zu einer perfekten Konsistenz.
    Diese Hände werden dich heute Nacht berühren, dachte ich, und schöne Dinge mit dir machen. Die zarten Härchen auf meinen Armen richteten sich im Kollektiv auf.
    Mahler steckte seinen Zeigefinger in die Soße und leckte ihn ab.
    »Gut«, sagte er. »Noch ein wenig Senf und es ist vollbracht. Willst du mal?«
    Er hatte den Finger erneut in die Schüssel gesteckt und hielt ihn vor meinen Mund.
    Ich öffnete sehr langsam meine Lippen, formte sie zu einem Rund, sah ihn an, dachte, dass er mir mit dem Finger entgegenkäme. Ein schwerer Tropfen fiel vom Finger auf den Boden.
    »Beeil dich«, sagte er leise.
    »Ich soll ...?«
    »Ja, du sollst.«
    Mit weichen Lippen sog ich den Finger in meinen Mund und ließ die Zunge darüber gleiten. Das Olivenöl und der Balsamico-Essig waren nur noch als Hauch zu erspüren, der Touch von Knoblauch unverkennbar.
    Mahler bewegte den Finger nicht. Ob er mich ansah, wusste ich nicht, denn ich hatte die Augen geschlossen.
    Das kann ja heiter werden, dachte ich, Oralverkehr schon beim Kochen. Aber in geräumigen Küchen hatte ich einige meiner besten Sexerlebnisse gehabt – wenn Arbeitsplatten und Tische von guter handwerklicher Qualität waren.
    »Du hast Recht«, sagte ich, »noch etwas Senf könnte nicht schaden.«
    Hoffentlich fragt er jetzt nicht, ob ich's besonders scharf mag, ging es mir durch den Kopf.
    Nein, solche Plattitüden ersparte er uns. Mahler lächelte nur ein kleines Lächeln, das vielleicht ein wenig eitel war.
    »Gib mir noch ein Glas Wein, bitte, damit ich den Überblick behalte!«, forderte ich.
    »Pas de problème , Madame!«
    Er schenkte mir ein und streifte dabei meinen Oberarm. Es war ein niedervoltiger elektrischer Schlag, ich zuckte zusammen.
    »Aber, aber!« Mahler stellte das Glas hinter mich und legte seine Arme um meine Taille. Mein Mund lag in der Höhe seines Adamsapfels. Wieso hieß das hüpfende Ding eigentlich so?
    Ich fragte ihn, als Theologe musste er es ja schließlich wissen.
    »Eva gab Adam den Apfel ...«, murmelte er in mein Ohr. »Und an genau der Stelle in Adams Speiseröhre blieb er hängen, weil er eine verbotene Frucht war. Adam hustete und hustete, aber der Apfel blieb dort – für immer und ewig. Eine Strafe Gottes.«
    »Schöne Geschichte«, sagte ich. »Darf ich mal dran kosten?« Ich legte meine Lippen an seine Kehle und ließ die Zunge über den Tennisball gleiten.
    Die Haut war rau, denn der Bart wollte sprießen. Mahlers Griffe um meine Taille verstärkten sich, er begann schwer zu atmen und sein Körper drückte meinen gegen den Elektroherd.
    Hinter mir siedete das Wasser im Pastatopf. Ich spürte Wasserdampf im Nacken und wollte mich befreien.
    »Was ist?«, meinte er irritiert und ließ von mir ab.
    »Wenn du so weitermachst, sitze ich gleich mit dem Hintern auf der Ceranplatte.«
    Er lachte. »Schön! Ich habe mit einem heißen Wochenende gerechnet. Aber Verbrennungen müssen nicht unbedingt sein. Essen wir jetzt den Salat und machen vor der Pasta eine längere Pause?«
    »Prima Idee«, stimmte ich seinem Vorschlag zu. »Wo ist das Bad?«
    Er beschrieb es mir.
    Ich zog die Badezimmertür hinter mir zu und schloss ab. Die Erforschung von fremden Badezimmern gehörte zu meinem Grundprogramm. Bei Mahler jedoch war die Spurensuche schnell erledigt. Rasierwasser, Kamm, Bürste, Shampoo, ein besseres Duschgel, Handtücher gestapelt in einem Regal, eine Creme für den Body und eine für die Hände.
    Von Nikolls Sachen war nichts zu sehen, vielleicht gab es noch ein Bad in der oberen Etage.
    Ich drehte den Wasserhahn auf und ließ das Wasser kräftig laufen, denn ich hatte einen kleinen Schrank entdeckt, dessen Tür geschlossen war. Mahler sollte mich nicht beim Herumkramen hören.
    Ich zog die Tür auf. Aha, Medikamente. Sehr gut, daran konnte man die Zipperlein des Besitzers erkennen. Aspirin, eine Packung Vitaminpillen und ein Sonnenschutzgel. Kein Antibiotikum, das auf eine chronische Krankheit schließen ließ, kein Fußpilzmittel, kein Haftpulver für die Dritten, noch nicht mal Viagra ...
    Ich brachte die Schachteln im Schrank wieder in die ursprüngliche Position. Dann wusch ich mir endlich die Hände.
    Als ich das Bad verlassen wollte, fiel mein Blick auf einen silbernen Rahmen. In ihm prangte kein Bild, sondern ein Zitat: Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter soviel

Weitere Kostenlose Bücher