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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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hätte man Fenster einwerfen und mit dem Fisch Schuhe besohlen können.«
    Ich hing an seinen schönen Lippen und amüsierte mich. Selbstironie ist bei Männern ja nicht häufig anzutreffen.
    »An dem Tag, als es ein von mir kreiertes Soufflee geben sollte«, erzählte er weiter und seine Augen blitzten, »kam es zum großen Showdown. Ich hatte die Schüsseln gerade aus dem Ofen genommen und sie standen bereit: wunderbar goldgelb überbacken und leicht nach oben gewölbt. Perfetto! Und dann geschah es!« Baci machte eine Kunstpause, zelebrierte die Geschichte wie ein mehrgängiges Menü.
    »Erzählen Sie weiter, Maestro!«, bat ich mit theatralischer Geste.
    »Der Komponist kam in die Küche. Das machte er oft, denn er interessierte sich für meine Kreationen. Neben dem Tablett mit den Soufflees lagen zwei Topfdeckel. Er nahm sie und begann, einen Rhythmus mit ihnen zu schlagen. Ich schaute nach den Töpfchen und sah, dass die Oberflächen des wunderbar überbackenen Schaums seltsam vibrierten. Ich wollte den Mann stoppen. Zu spät. Er schlug die Deckel mit großer Kraft – sozusagen con passione – ein letztes Mal aufeinander und ... blubb!« Baci seufzte.
    »Wie schrecklich«, flüsterte ich.
    »Alle Soufflees fielen mit einem Schlag in sich zusammen! Ich habe sie dann an die herumstreunenden Katzen verfüttert.«
    Wir lachten – sogar Spaßbremse Rabatt quittierte Bacis Erzählung mit einem schrägen Grinsen. Die Story war so köstlich wie das Essen – auch wenn sie vielleicht erfunden war.
    Die Pasta kam: vier goldgelbe Ravioli auf Ruccola-Salat gebettet, mit einer feinen grünen Sauce bedeckt und auf einem schwarzen Teller serviert.
    »Wie sind Sie an den Job im Palazzo gekommen?«
    »Herr Hunze und sein Freund haben manchmal bei mir gegessen. Das war aber in den Jahren davor. Irgendwann fragten die beiden Herren mich, ob ich für sie kochen würde. Ich sagte Ja, denn ich stellte es mir interessant vor.«
    »Wer hat alles an dem Seminar teilgenommen?«, fragte ich und spießte einen Raviolo auf.
    »Leider habe ich die Leute nur gesehen, kenne aber ihre Namen nicht«, antwortete Baci.
    »Mein Freund Brunetti versucht gerade, eine Liste zusammenzustellen«, mischte sich Rabatt ein. Er hatte seine Pasta schon längst gegessen. »Aber Hunze und Krawottki scheinen kein Interesse daran gehabt zu haben, zu viele Informationen schriftlich festzulegen. Es gibt ja auch keine Buchungen. Hunze hat sich das Geld wohl in bar geben lassen. Steuerhinterziehung.«
    »Woher wissen Sie das alles?«, fragte ich. »Sie sind doch raus aus dem Fall!«
    »Das ist ja wohl meine Sache«, antwortete Rabatt.
    »Können Sie sich wirklich nicht an Namen erinnern?«, fragte ich Baci.
    »Doch. Die Leute haben sich Pseudonyme gegeben: Apollo, Isabella di Medici, Venus und Bacchus. Jeder durfte sich einen Namen aussuchen. Krawottki nannte sich Dionysos und Hunze war Tizian.«
    »War auch eine Veronica dabei?« Mir war das Gedicht der Kurtisane wieder eingefallen.
    »Ja, Veronica. Stimmt, die gab es auch. Salute, Signora Grappa!« Baci hob das Glas mit dem Rotwein und wir stießen an.
    »Einen wunderbaren Namen haben Sie, Madonna«, lächelte der Koch. »Grappa ... Das Wildeste, was der Vino zu bieten hat!«
    »Wild?«
    »Für Grappa wird die letzte Kraft aus den Trauben geholt«, schwärmte er. »Das Mark sozusagen.«
    »Und danach taugen sie nur noch für die Mülltonne.«
    »Egal. Sie haben ihre Pflicht getan.«
    Sein heißer Blick ließ mich tiefer atmen, doch bevor ich zurücksülzen konnte, klingelte mein Handy.
    »Ich kann diesen Kochheini nicht finden«, nörgelte Kati. »Kein Mensch weiß, wo der Typ abgeblieben ist. Wie läuft's denn bei dir?«
    »Ich sitze mit Herrn Rabatt und Herrn Baci beim Mittagessen in Dorsoduro.«
    »Was sagst du da? Der Koch ist bei dir? Wieso sagst du mir das denn nicht? Ich klingele mir hier die Finger wund!«
    »Reg dich ab!« Ich bemerkte, dass die beiden Männer an dem Gespräch interessiert waren. »Ich erkläre dir heute Abend alles. Geh ins Hotel und entspann dich! Bis später dann.«
    »Sie sind nicht allein in Venedig?«, fragte Rabatt.
    »Nein, mit einer Freundin. Kati Fidibus.«
    »Diese kleine unbegabte Ratte?«
    »Hören Sie auf!«, empörte ich mich. »Sie ist meine Freundin und hilft mir bei der Suche nach dem Mörder.«
    »Jetzt weiß ich ja wenigstens, wo die undichte Stelle in meiner Behörde war.«
    »Zu spät, Herr Rabatt«, lächelte ich maliziös.
    »Vielleicht doch nicht«,

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