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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Kompetenzen hast du eigentlich hier?«, fragte ich.
    »Wie meinst du das?«
    »Du bist doch von deiner Behörde hergeschickt worden. Mit welchem Auftrag? Was sollst du genau machen?«
    »Wiesengrundel finden«, antwortete sie schnell. Zu schnell.
    Mir schwante etwas. »Dann zeig mir doch mal deine Befugnis.«
    »Welche Befugnis?«
    »Irgendeinen Schrieb, den man dir mitgegeben hat. So ein amtliches Schriftstück mit Unterschrift und Stempel.«
    »Das ist alles per E-Mail gelaufen.«
    »Wirklich?«
    Ich glaubte ihr kein Wort und sie gestand mir schließlich, dass sie sich Urlaub genommen hatte, verdrückte vor Scham sogar ein paar Tränchen.
    »Zum Heulen hast du keinen Grund. Machen wir also weiter.«
    »Ich kann bleiben?«
    »Natürlich. Venedig bietet kleinen und großen Verbrechern seit Jahrhunderten Schutz. Aber eins musst du begreifen, und zwar schnell.«
    Sie schaute fragend.
    »In unserer mobilen Ermittlungstruppe gibt es nur einen Chef«, sagte ich. »Und der bin ich.«
    Wir einigten uns auf eine von Kati vorgeschlagene Arbeitsteilung. Sie wollte sich zur Wohnung des Kochs begeben, ich würde mich mit Rabatt treffen.
    Nach einer Stunde trennten sich deshalb unsere Wege schon wieder. Ich lief zur Piazzale Roma und nahm dort das Vaporetto nach Dorsoduro. Das öffentliche Boot war zwar überfüllt, aber die Atmosphäre war einmalig. Hier konnte man die Venezianer in ihrem Alltag beobachten – die Männer begaben sich zu Geschäften, die Frauen kamen mit voll bepackten Taschen vom Markt und Kinder fuhren zur Schule. An jedem Halt stiegen Menschen aus und andere kamen dazu, jedes Mal wackelte das Boot und die Leute vorne drückten die anderen immer weiter nach hinten. Für mich wurde es Zeit, mich nach vorne zu drängeln, denn ich musste aussteigen.
    Langsam bekam ich Übung darin, den Stadtplan zu lesen, und ich schlug den Weg zu dem Restaurant ein. In diesem Stadtteil lebten Künstler und es gab viele Handwerksbetriebe, die ihre Produkte in Fenstern ausstellten. Besonders malerisch waren die Maskengeschäfte, sie boten andere und wertvollere Masken an als die Läden rund um San Marco. Ich konnte nicht widerstehen und betrat einen dieser Läden.
    Hunderte von Gesichtern mit leeren Augen starrten mich an, rot lackierte Münder lächelten, weit aufgerissene Fratzen versuchten, mir Angst zu machen, und weiß gepuderte Mondgesichter glotzten von ihren Haken auf mich herab. Warum war hier niemand?
    Dann sah ich sie: Eine alte Frau saß hinten in der Werkstatt, qualmte wie ein Schlot und las in einer Zeitung.
    Ich nahm eine weißgesichtige Maske vom Haken, an deren Kinn ein Stock angebracht war. Der obere Teil war vergoldet und mit Bordüren verziert, darüber standen drei gebogene Spitzen mit Narrenglöckchen. Ich hielt sie vor mein Gesicht, trat vor einen Spiegel und erschrak – ich sah fremd und starr aus, nur die blauen Augen waren lebendig.
    Die Frau kam näher, die Zigarette in der Hand. Ihre Finger waren vom Nikotin gelb verfärbt und auch sonst sah sie nicht besonders gesund aus.
    Ich tippte auf das Preisschild – die Maske sollte fünfundsechzig Euro kosten – und bot ihr fünfzig. Vor Schreck hustete sie los. Als der Anfall vorbei war, einigten wir uns auf fünfundfünfzig. Die Frau nahm die Kohle, verpackte meinen Kauf und ich verließ den verqualmten Laden.
    Wieder an der Luft folgte ich einem schmalen Kanal so weit, bis es nicht mehr geradeaus weiterging, bog dann landeinwärts und da war auch schon das Restaurant.
    Mit Schwung drückte ich die Tür auf. Der Laden war gut gefüllt und schien keine Touristenstation zu sein. Viele junge Leute, italienisches Stimmengewirr – lauter und temperamentvoller als in unseren Breiten.
    Rabatt war schon da, er saß im hinteren Teil, doch er war nicht allein. »Da sind Sie ja endlich!« Es klang bärbeißig.
    »Wer sind Sie denn?«, fragte ich den zweiten Mann.
    Ob das vielleicht der Commissario war?
    »Darf ich vorstellen?«, sagte Rabatt. »Das ist Signore Baci. Michelangelo Baci.«

Animalisches Begehren
    Das Erste, was ich von dem Mann wahrnahm, war der Geruch von Zimt, gemischt mit einem Hauch von Muskatnuss. Dann dieser tiefe Blick aus braunen Augen mit schweren Lidern, er hatte Wimpern wie ein Mädchen.
    Mein Körper meldete roten Alarm, doch zu spät, die Attacke auf meine Hormone kam zu plötzlich, als dass die Schutzschilde rechtzeitig aktiviert werden konnten. Jetzt half eigentlich nur noch ein Abflug in Lichtgeschwindigkeit, doch dann hätte ich die

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