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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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zehntausend Euro? – Mysteriöser Fund bei Mordopfer – titelte ich kurz darauf.
    Der unbekannte Mörder hat Arno W. mit einem Fleischermesser mit langer Klinge getötet. Das ergaben die Untersuchungen im rechtsmedizinischen Institut. Dem 32-jährigen Opfer wurden über dreißig Messerstiche im Brust- und Bauchbereich zugefügt – ein Hinweis darauf, dass der Täter außergewöhnlich aggressiv gewesen sein muss.
    Wer war Arno W.? Recherchen unserer Zeitung ergaben, dass der Tote seit fünf Jahren arbeitslos war – ein Schicksal, das er mit vielen jungen Männern im Revier teilte. Er hatte keine Berufsausbildung und lebte allein in einer kleinen Wohnung, die von der Kommune bezahlt wurde.
    Bei der Durchsuchung der Wohnung wurden allerdings zehntausend Euro gefunden, deren Herkunft noch nicht geklärt ist. Da das Geld offen herumlag, scheint ein Raubmord ausgeschlossen.

Immobilienbesitz und Unfreiheit
    Jansen und ich machten uns zwei Stunden vor dem vereinbarten Zeitpunkt auf den Weg zum Rabenhügel. Wir wollten uns vor der Séance im Haus umsehen. Vielleicht hatten Berghofen oder Wachlin die Räume mit elektronischen Geräten ausgestattet, um Übersinnliches produzieren zu können. Ich erinnerte mich an einen Film über parapsychologische Vorgänge: Da waren Schreie und Engelsstimmen vom Tonband eingespielt worden.
    »Ein bisschen mulmig ist mir schon«, gestand ich.
    Jansen hatte mich in seinem Wagen mitgenommen – einer Familienkutsche, die ihre besten Jahre weit hinter sich gelassen hatte.
    Er grinste: »Dich kann ich mir gut als Hexe vorstellen, Grappa. Du manipulierst die Leute doch jetzt schon nach Strich und Faden, zwingst ihnen deinen Willen auf und zauberst dir deine Wahrheiten zurecht. Und dein Fahrstil erinnert an einen teuflischen Ritt auf einem Besen.«
    »Ich fahre seit vielen Jahren unfallfrei«, schmollte ich.
    »Weil die anderen flüchten, wenn du mit deinem Cabrio auftauchst.«
    »Und wieso hänge ich dann ständig in irgendwelchen Staus fest?«
    »Wenn alle zugleich flüchten, hakt es eben«, lachte Jansen. »Das ist das Grundprinzip eines jeden Staus, sagen die Forscher.«
    »Du musst das Schloss im Rabenhügel austauschen lassen«, fiel mir ein. »Wachlin hat irgendeinen Trick, mit dem er ins Haus kommt.«
    »Gut, ich werde mich darum kümmern.«
    Wir schlängelten uns die kleine Straße zu dem Hügelhaus hinauf und Jansen stellte seinen Wagen in den Carport.
    »Meine Aufregung wird immer schlimmer«, sagte ich.
    Es war gegen zweiundzwanzig Uhr. Unwillkürlich sah ich zum Walnussbaum – mein Freund Hugin saß jetzt wohl schon auf Odins Schultern. Im Haus war es dunkel, nur das Straßenlicht spiegelte sich in den großen Glasscheiben. Eine Eule schrie in der Ferne.
    »Gruselig«, flüsterte ich.
    »Ach was«, wehrte Jansen ab. »Dieses Käuzchengeplärre hörst du in jedem Edgar-Wallace-Film. Du wirst doch nicht schlappmachen, oder?«
    Wir näherten uns der Eingangstür, ein Bewegungsmelder sprang an. Gleißendes Licht blendete uns.
    »Na, siehst du«, meinte Jansen. »Die Elektrik funktioniert noch. Alles halb so wild.«
    Er steckte den Schlüssel ins Schloss, öffnete die Tür und drückte einige Lichtschalter. Nach und nach erhellte sich das Haus. Ich atmete auf – das ungute Gefühl verschwand.
    »Lass uns in die Küche gehen«, sagte mein Chef. »Dort fangen wir an.«
    »Warst du eigentlich oft hier?«, fragte ich.
    »Einige Male«, gestand er. »Aber immer nur kurz und nie über Nacht. Falls du das meinst.«
    »Ich glaube dir ja, dass nichts zwischen euch gelaufen ist.«
    »Inzwischen ist Gerda zum Glück auch dieser Meinung.«
    Ich legte meine Hand auf den Holztisch. Hier hatte das kleine Mädchen gesessen, mit den Beinen geschaukelt und mich angesehen.
    »Ich lass mal etwas Luft rein«, sagte ich und öffnete die Tür zum Holzbalkon. Prompt sorgte ein weiterer Bewegungsmelder für Licht. Es verwandelte den riesigen Kirschbaum in ein Monster mit vielen schwarzen Fangarmen.
    Jansen folgte mir nach draußen. Rechts befand sich das Feld, auf dem die Raben gespielt hatten. Trotz der Dunkelheit grellte uns das Gelb der Rapsblüten entgegen.
    »So ein schönes Haus«, murmelte ich. »Wann werdet ihr hier einziehen?«
    »Gar nicht. Ich habe es Gerda gezeigt und sie mag so ein Hexenhaus nicht. Wir werden uns eine alte Villa mit kleinem Park zulegen. Das Haus hier wird verkauft.«
    Eine wahnsinnige Idee stieg in mir auf.
    »Ich kaufe es«, sagte ich. »Mach mir einen guten Preis und ich nehme

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