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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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entnahm ich, dass Lilo von Berghofen der Kommission Informationen über Organhandel in Deutschland angeboten hatte. Ihr Gesprächspartner war ein Dr. Martin Fromm gewesen. Er hatte mehrere Bücher zum Thema ›Leben mit den Organen anderer Menschen‹ veröffentlicht. Den ersten Brief an die Ethikstelle hatte die Autorin zwei Wochen vor ihrem Tod geschrieben.
    Das Antwortschreiben enthielt neben einer Bestätigung über den Erhalt des Schreibens den Rat, die Informationen an die örtliche Polizei weiterzugeben. Der nationale Ethikrat habe die Aufgabe, den interdisziplinären Diskurs von Naturwissenschaften, Medizin, Theologie und Philosophie, Sozial- und Rechtswissenschaften zu bündeln und Stellung zu nehmen zu ethischen Fragen neuer Entwicklungen auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften sowie zu deren Folgen für Individuum und Gesellschaft. Aber die Kommission sei keine polizeiliche Ermittlungsbehörde, so hieß es in dem Brief.
    Sie ist also voll abgeblitzt, dachte ich. Dafür, dass Lilo von Berghofen tatsächlich zur Polizei gegangen war, fand ich keinen Hinweis. Stattdessen entdeckte ich in dem Aktenordner eine Plastikhülle, in der ein kleines flaches Päckchen steckte. Es enthielt einen Schlüssel. Er war aus Stahl und hatte einen mehrfach gezackten Bart.
    Ich aktivierte mein Handy und erstattete Peter Jansen einen nicht ganz vollständigen Bericht.
    »Wir werden alle Unterlagen der Polizei geben«, entschied er. »Wenn wirklich eine mafiaähnliche Bande hinter den Morden steckt, ist das ein paar Nummern zu groß für uns. Gute Arbeit, Grappa.«
    Ich belohnte mich für meine Fleißarbeit mit leckerer Pasta und einer Flasche Chianti. Am Ende warf ich in die fertige Tomatensoße drei klein gehackte Knoblauchzehen und zwei Chilischoten. Dann setzte ich mich an den Tisch – doch ohne Kerzen und Musik war es nur halb so schön.
    Klassisch musste sie heute nicht unbedingt sein – ich legte eine Ballade von Johnny Cash in den Player. Sie erzählte von Endzeitstimmung, Alter, Verfall und Reue: I hurt myself today / To see if I still feel / I focus on the pain / The only thing that's real ...
    Die Pastasoße brannte. Ich löschte mit Wein und kippte noch eine Flasche Wasser hinterher.
    What have I become? / My sweetest friend / Everyone I know / Goes away in the end / You could have it all / My empire of dirt / I will let you down / I will make you hurt ...

Date mit Pfefferspray
    Mit organisierter Kriminalität hatte ich bisher wenig zu tun gehabt. In Bierstadt und Umgebung tummelten sich Affekttäter, Wirtschaftskriminelle und ab und zu mal ein Sittenstrolch. Ich hatte Jansen nichts von dem Schlüssel erzählt, er wäre auch damit sofort zur Polizei gerannt. Vielleicht bekam ich ja auch ohne ihn und vor den Bullen heraus, zu welchem Safe oder Schließfach das Teil gehörte.
    Ich schlief aus, gönnte mir ein opulentes Frühstück und überlegte die weiteren Schritte.
    Das Telefon klingelte.
    Ich tippte auf Jansen und rannte mit vollem Kaffeebecher zum Telefon.
    »Guten Tag«, sagte eine mir unbekannte Stimme. »Spreche ich mit Frau Grappa?«
    »Wer will das wissen?«, fragte ich. Ich hasste es, wenn sich Anrufer nicht mit Namen meldeten.
    »Sind Sie es nun oder nicht?«
    Zögernd bejahte ich.
    »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen«, fuhr der Unbekannte fort. »Einen, den Sie annehmen sollten – zu Ihrem eigenen Vorteil.«
    »Dann machen Sie mal«, ermunterte ich den Mann.
    »Ich muss Ihnen alles genau erklären. Das geht nicht am Telefon. Ich schlage vor, dass wir uns treffen. Hätten Sie gleich Zeit?«
    »Vielleicht.«
    »Bedeutet das ja oder nein?«
    »Ja. Aber, ich sage Ihnen gleich: Wenn mir Ihr Vorschlag nicht gefällt, bin ich sofort wieder weg.«
    »Wo wollen wir uns treffen?«, fragte der Mann.
    »Im Papageien-Café.« In jenem Café herrschte gewöhnlich viel Betrieb und falls der Unbekannte ein gedungener Mörder des Organhandelkartells war, gäbe es ziemlich viele Zeugen, wenn er mich zu beseitigen gedachte.
    »Gut. Ich weiß, wo das liegt. In einer Stunde?«
    »Einverstanden. Und wie erkenne ich Sie?«
    »Ich kenne Sie.«
    Ich informierte Jansen. Er bestand darauf, mich in das Café zu begleiten – allerdings im Verborgenen.
    »Ich gehe etwas früher hin als du. Soll ich auch Brinkhoff Bescheid sagen?«, fragte er.
    »Lass uns doch erst mal abwarten«, wehrte ich ab.
    Ich duschte, warf mich in bequeme Klamotten und flache Schuhe. In der Tasche verstaute ich das Pfefferspray und die kleine

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