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Grass, Guenter

Grass, Guenter

Titel: Grass, Guenter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grimms Woerter
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Zugeständnisse
erwarten.
    Jedenfalls
werteten die Brüder Grimm das königliche Angebot als verlockend, zumal von
hessischer Seite ohnehin nichts zu erhoffen war. Jacob reiste für zwei Wochen
nach Berlin, wo ihm Bettine von Arnim, die eigentliche Betreiberin seiner und
seines Bruders Berufung, mit anhaltendem Eifer, zudem mit Spürsinn begabt, bei
der Wohnungssuche behilflich werden wollte.
     
    Vielzimmerig
mußte die neue Behausung sein, mit geräumigen Gelehrtenstuben Tür an Tür, und
mit Kammern für Wilhelm und Dorotheas Söhne Herman, Rudolf und die achtjährige
Tochter Auguste. Ein größerer Salon für nachmittägliches Geplauder oder
abendliche Empfänge war nicht vonnöten, weil Jacob geselligen Verkehr strikt ablehnte;
Besuche und Gegenbesuche, so üblich sie in Berlin sein mochten, galten nach
seinem Urteil, das immer noch calvinistisch vorgeprägt auf Grautöne hielt, als
Zeitverschwendung. Geselligkeiten störten nur den Fortgang der Arbeit und
könnten, so befürchtete er, verlockend für gewisse Cirkel sein, in denen es
allzu liberal zuging oder gar »democratisch rumorte«.
    Endlich
fand sich in einer Straße am Tiergarten, also außerhalb der Stadt, doch nahe
dem Brandenburger Tor, für 475 Taler Jahresmiete eine geeignete Wohnung. Im bitterkalten
Dezember wurde gesucht und schließlich, weil Bettine nie aufgab, die freie
Etage in einem noch trocken zu wohnenden Neubau gefunden. Vormals hatte die
Straße Kanonenweg geheißen, war aber jüngst nach dem Generalgartendirektor
Peter Joseph Lenne benannt worden. Mehr noch: ihm, dem nach detailliert
gezeichneten Plänen die Neugestaltung des Tiergartens aus einem vormals
fürstlichen Jagdgebiet, dann Knobelsdorffscher Irrgartenanlage in eine
weitläufige Baumgartenlandschaft in Auftrag gegeben worden war, hatte bereits
der verstorbene König, der eher als sparsam bis geizig verrufen gewesen war,
das Haus Nummer 1 zum Geschenk gemacht. In solcher Nachbarschaft, in der
Lennestraße, sollten fortan die Grimms wohnen.
    Erkältet
und nicht frei von Fieber, doch entschlossen, den Umzug zu wagen, fuhr Jacob
nach Kassel zurück. Er reiste über Jena, wo er den Göttinger Gefährten und
Leidensgenossen Dahlmann besuchte, der ohne Anstellung von Spenden lebte.
Anzunehmen ist, daß beide Gelehrte ihre auf wechselseitigem Respekt beruhende
Freundschaft gepflegt, ihre politisch conträren Ansichten ausgespart, aber
gemeinsam den zerrissenen Zustand des Vaterlandes beklagt haben.
    Als
im März des folgenden Jahres der Ortswechsel mit zwei Frachtwagen voller Bücher
und Hausrat von insgesamt 35 Centnern Gewicht abgeschlossen war und beide
Gelehrtenstuben ihre unterschiedliche Ordnung gefunden hatten, konnte die
Arbeit am Wörterbuch mit erneutem Antrieb beginnen, zumal der nahe Tiergarten
mit befestigten Wanderwegen belebende Spaziergänge versprach.
    Jedenfalls
schrieb Jacob an seinen anderen Göttinger Gefährten, den Literaturhistoriker
Gervinus, nahezu begeistert, gemessen an seinem sonst nüchternen Urteil: »wir
wohnen hier in einer erst seit zwei jähren aufgebauten strasze an dem rande des
Thiergartens fast wie in einem landhause, auf der einen seite die gärten, auf
der anderen von eichbäumen umgeben, die nicht so schön und prächtig sind wie in
Hessen, aber doch ganz stattlich, was der Sandboden nicht vermag, wird durch
grosze Sorgfalt, mit welcher der ganze Thiergarten erhalten, gepflegt, so dasz
ich meinen Spaziergang machen kann, ohne die geräuschvolle Stadt zu
berühren...«
    Ähnlich
erfreut von der naturbelassenen Nachbarschaft, doch colorierter im Ausdruck,
schrieb Wilhelm drei Jahre später, als Bettine gerade ihr bereits vormärzlich
gestimmtes Werk »Dies Buch gehört dem König« in Druck gegeben hatte, ins
Vorwort der fünften Auflage der Kinder- und Hausmärchen. Gegen Schluß seiner
Widmung »An die Frau Bettina von Arnim« steht: »Sie haben uns ein Haus außerhalb
der Mauern ausgesucht, wo am Rande des Waldes eine neue Stadt heranwächst, von
den Bäumen geschützt, von grünendem Rasen, Rosenhügeln und Blumengewinden
umgeben, von dem rasselnden Lärm noch nicht erreicht. Als ich in dem heißen
Sommer des vorigen Jahres während der Morgenfrühe in dem Schatten der Eichen
auf und ab wandelte und die kühlende Luft allmählich den Druck löste, der von einer
schweren Krankheit auf mir lastete, so empfand ich dankbar, wie gut Sie auch
darin für uns gesorgt hatten...«
     
    Gestützt
auf diese Citate wünsche ich mir nun, beide im

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