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Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
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ist immer von Vorteil.«
    »Bertie ist ein Einfaltspinsel. Den würde ich nicht mal meinem ärgsten Feind als Ehemann an den Hals wünschen!«
    »Dein Wunsch ist schon erfüllt. Nicht dein ärgster Feind kriegt ihn zum Mann, sondern die wunderschöne Imogen.«
    »Wie kannst du dich an so einem Betrug beteiligen? Willst du Imogen und Dorian unglücklich machen?«
    »Ich bin auch unglücklich. Ich habe kein Geld«, sagte er. »Also entweder sie oder ich. Auf Wiedersehen, Eddie.«
    Mit diesen Worten ging er zum Bahnhofsvorplatz, wo Fandango und Bertie schon auf ihn warteten.
    Ich setzte mich wieder hin, die Entspannung von eben war verpufft und hatte Wut und Enttäuschung Platz gemacht. Teilweise fühlte ich mich verantwortlich, aber was konnte ich von hier aus schon tun. Heute Abend würde ich in Kobalt übernachten, und morgen Mittag wäre ich in Jade-unter-der-Limone. In dem Moment fiel mir das Telegramm wieder ein. Ich riss es auf und las es. Es war nicht die angenehmste Nachricht.
    An Edward Russet RG6 7GD ++ Ost-Karmin, RSW ++ Von Constance Oxblood, SW3 6ZH ++ Jade-unter-der-Limone GSW ++ Anfang der Nachr. ++ Erfreut über Wendung deines Schicksals hoffe du und Miss von der Malve werdet glücklich zusammen und dass sich unsere Wege vielleicht wieder mal kreuzen ++ deine heirat hat den markt für mich verkleinert habe daher rogers angebot angenommen wir heiraten im frühjahr ++ alles gute Constance x ++ ps roger schickt grüsse und fragt ob er deinen tennisschläger haben kann ++ ende der nachr.
    Mir war schlecht, ich war sauer, ich kam mir betrogen vor, und ich fühlte mich erleichtert – alles auf einmal. Ich schloss die Augen und zerknüllte das Telegramm.
    »Schlechte Nachrichten?«, fragte die Blaue mit Schleier.
    »Vor zehn Minuten wären es noch schlechte Nachrichten gewesen«, sagte ich und dachte an Staffords Worte, »aber jetzt glaube ich eher, dass es das Beste ist, was mir passieren konnte.«
    Ich stand auf und öffnete die Waggontür, in dem Moment, als der Stationsvorsteher die Pfeife an die Lippen setzte. Bevor ich aussteigen und die Tür wieder hinter mir schließen konnte, kam Bunty donnergrollend angerannt.
    »Wir hatten eine Abmachung, Russett!«
    »Die Abmachung ist nichtig!«
    »Das hast nicht du zu bestimmen!«
    Ehe ich michs versah, hatte sie mich brutal zurück in den Waggon gestoßen. Es gelang mir gerade noch, sie davon abzuhalten, die Tür zuzuknallen, indem ich den Fuß in den Spalt steckte. Ich kam wieder hoch und hatte mich halb durch die Tür gezwängt, da versetzte sie mir einen schmerzhaften Schlag gegen die Brust und packte mich am Ohr. Der Stationsvorsteher und die Blaue Frau schauten zu, er mit der Pfeife vorm Mund, sie hörbar empört, entsetzt und abgestoßen von der ungehörigen Rangelei, die sich vor ihren Augen abspielte. Bunty war kräftiger als ich, und der Kampf artete schnell aus. Sie versuchte, mich in den Wagen zu stoßen, während ich versuchte, mich an der gepolsterten und lackierten Tür festzuhalten. Ich erwischte den Blick des Bahnhofsvorstehers. Er würde niemals auf die Idee kommen, mir zu helfen und damit seinen Job zu riskieren, andererseits war Pünktlichkeit oberstes Gebot. Abrupt ließ ich daher den Türrahmen los, und Bunty und ich kullerten beide in den Wagen. Der Bahnhofsvorsteher knallte die Tür zu und blies in seine Pfeife. Als Bunty und ich endlich voneinander losgekommen waren, waren die Türschlösser fest verriegelt, und der Zug hatte sich in Bewegung gesetzt.
    »Idiot!«, schrie Bunty, die Haarnadeln gelöst, die Kittelschürze verrutscht. »Wie sehe ich denn jetzt aus!«
    Dann wären wir ab jetzt wohl Reisegefährten, sagte ich, aber sie meinte, nur für vierzig Minuten, bis Blaustadt. Dort würde sie den Bediensteten für An- und Abfahrten benachrichtigen und dafür sorgen, wenn nötig mit Gewalt, dass ich im Zug sitzen blieb.
    »Der nächste Halt danach ist Gründorf«, fügte sie hinzu. »Weit weg vom Roten Sektor West. Aus dem Auge, aus dem Sinn.«
    Ich antwortete nicht darauf, sagte nur, dass ich mir die Lippen aufgeschlagen hätte und mich auf der Toilette waschen würde. Ich ließ Bunty allein, die sich bei der Frau mit dem blauen Schleier entschuldigte und erklärte, ich mache »immer nur Ärger«.
    Ich ging nicht auf die Toilette, sondern einen Wagen weiter, zog ein Fenster herab und kletterte hinaus, blieb kurz auf dem Trittbrett stehen und passte den richtigen Moment zum Sprung ab. Der Zug hatte schon eine ordentliche Geschwindigkeit

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