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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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mitteilen würde.
    Er klärte sie darüber auf, dass er die Begleitperson von Frau Müller sei. Die sei wahrscheinlich gerade mit einer zerstreuten FSJlerin im Fahrstuhl hierher unterwegs.
    „Aha“, sagte der eine lakonisch.
    „Wes die näd, dass ma nuffkumme?“, fragte der andere, der definitiv kein Schwabe war.
    „Das ist gut möglich. Ich laufe noch mal hoch auf die Station“, entschied sich Kevin, weil der Aufzug scheinbar irgendwo stillstand. „Könntet ihr bitte ganz kurz warten, falls sie hier rauskommt solange ich oben bin?“
    Wütend lief er die Treppe hinauf, schaute kurz im ersten Stock um die Ecke – die Fahrstuhltür war zu. Er rannte weiter in den ersten Stock.
    Auf dem Flur von Station B war keine der Pflegerinnen zu sehen. Er drückte zuerst auf die Klingel am Fahrstuhl. Der stand noch immer, wahrscheinlich im zweiten Stock. Wäre er in Bewegung, würde man das hören. Sicher hatte ihn wieder so ein Depp blockiert, damit er nicht wegfahren konnte.
    In Sichtweite leuchteten drei grüne Anwesenheitslampen. Er lief auf die nächste zu. In dem Moment, als er die Tür öffnen wollte, wurde sie von innen aufgestoßen.
    Anna!
    Sie war dabei, eine Frau, die nicht definitiv Müller hieß, im Rollstuhl auf den Flur zu schieben, und schien überrascht zu sein, als sie Kevin sah.
    Er wähnte sich im falschen Film.
    „Wo ist die Müller?“, fragte er gereizt.
    Anna schaute ihn noch immer verdutzt an und behauptete: „Im Keller.“
    „Da komme ich gerade her!“ Kevin versuchte ruhig zu bleiben.
    „Hat sie nicht unten im Rollstuhl gesessen? Neben dem Aufzug?“
    „Willst du mich verarschen?“, polterte Kevin. „Der Rollstuhl stand da. Ohne Frau Müller!“
    „Scheiße!“ Anna starrte ihn entsetzt an. „Das kann doch nicht sein! Ich bin nur schnell um die Ecke, eine Cola aus dem Automaten holen! Dann kam die Kramer aus dem kleinen Lift und wollte mich volltexten. Ich hab dich doch unten auf der anderen Seite aus dem großen Aufzug kommen gehört. Du hast doch gepfiffen, oder? ... Und dann bin ich schnell hoch gelaufen. Ich muss schließlich noch zwei Leute waschen!“, versuchte sie sich herauszureden.
    Kevin ignorierte Annas Vorwand und rekapitulierte, er wollte wissen, ob er das richtig verstanden hatte: „Du bist durchs Treppenhaus hoch gelaufen und hast sie alleine auf dem Gang im Rollstuhl sitzen lassen?“
    Anna nickte und wiederholte zu ihrer Verteidigung: „Aber du warst doch schon unten, ich hab dich schließlich pfeifen gehört!“
    „Dann ist sie aufgestanden und weggelaufen!“, stellte Kevin lapidar fest.
    „Das gibt's doch nicht! Die kann doch keinen Meter alleine laufen“, jammerte Anna.
    Es hörte sich unwahrscheinlich an, war aber die einzige plausible Erklärung, die Kevin einfiel. Wer sollte die Alte geklaut haben, dachte er. „Am besten du lässt Frau Meier hier stehen und gehst mit mir Frau Müller suchen!“, sagte Kevin, nun wieder etwas ruhiger. Die Kleine tat ihm ein bisschen leid. Sie hatte sich in der letzten Zeit keinen größeren Schnitzer mehr geleistet. Aber das hier, das sah nach einem fatalen Fehler aus.
    „Die kann doch nicht laufen, wo soll die hin sein?“, wiederholte sich Anna, während sie Frau Meier in ihrem Rollstuhl zum Aufenthaltsraum schob.
    Kevin ging zum Treppenhaus und hielt Anna die Tür auf.
    „Den Termin im Krankenhaus können wir wahrscheinlich abhaken, es ist zwanzig vor zehn“, sagte er, als sie angeflitzt kam.
    „Scheiße!“, kommentierte sie wieder.
    Als er das Treppenhaus betrat, hörte er den Fahrstuhl.
    „Ich glaube, die Sanis kommen gerade hoch. Geh schon mal vor“, sagte er zu Anna, die bereits eine halbe Treppe tiefer war.
    „Okay!“
    „Schau zuerst im Nordflügel nach ihr. Im Klo im Keller hab ich schon nachgesehen!“, rief er ihr noch hinterher.
    Von unten hörte er ein weinerliches: „Ja!“
    Es waren tatsächlich die beiden Jungs vom ASB, die im Lift standen, als die Tür aufging.
    „Ihr könnt gleich wieder runterfahren, die Frau ist im Keller“, begrüßte er sie.
    Die beiden guckten nur bedeppert.
    „Sorry, die Gute hat sich unerlaubt entfernt, wir müssen sie kurz zurückholen“, fügte er hinzu, noch immer in der Hoffnung, Frau Müller in den nächsten Minuten zu finden.
    „Des konn jo haida wärä“, sagte der Auswärtige, „Wir haben nicht ewig Zeit“, der andere.
    „Nur zwei Minuten. Sie muss im Keller sein“, spielte Kevin sehr optimistisch auf Zeit und ließ die beiden am Aufzug stehen. Dann

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