Grauen im Single-Club
sich wirklich verdammt leise.
Jane schaute sich um. Viel Platz war in der Kabine nicht. Wer eindringen wollte, der konnte es schaffen, auch wenn die Tür geschlossen war. Sie gehörte nicht eben zu den stabilsten. Mit einem Tritt konnte sie leicht aufgesprengt werden.
Noch war das nicht der Fall. Jane überlegte, ob sie auf die Toilette steigen sollte, damit der Kerl sie nicht sah, wenn er sich bückte und unter der Tür durchschaute. Allerdings war die Lücke sehr klein. Er musste schon verdammt tief...
Er machte es anders.
Der Eindringling probierte aus, welche Tür verschlossen war. Schon bei der ersten hatte er Glück.
Jane hielt den Atem an. Sie schaute dabei auch auf die Klinke, die wieder nach oben glitt.
»Besetzt!«, sagte sie.
Sie hatte den Mann bewusst provozieren wollen, denn sie hörte jetzt sein Lachen.
»Ja, ich weiß, dass besetzt ist. Aber das wird nicht mehr lange so bleiben. Komm raus!«
Jane wollte das Spiel nach ihren eigenen Gesetzen fortführen. »Wer immer Sie sind, hauen Sie ab. Ich hasse es, wenn diese Spielchen durchgezogen werden. Wenigstens hier sollte man seine Ruhe haben.«
»Da hast du auch Recht.«
»Dann verschwinde.«
»Ich werde auf dich warten, Lady. Und dann müssen wir miteinander reden. Wenn mir die Wartezeit allerdings zu lange dauert, werde ich die Tür aufbrechen.«
»Ich habe verstanden.«
»Gut, bis gleich.«
Für Jane stand fest, dass sie um eine Auseinandersetzung nicht herumkam. Dieser Kerl wollte nicht mit ihr reden, zumindest nicht in einem normalen Tonfall, er wollte etwas ganz anderes. Er würde bestimmen, was gesagt wurde, und das mit Nachdruck.
Sie verfiel nicht in Panik. Dazu war Jane zu abgeklärt. Sie wusste genau, was sie machen musste. Die Handtasche hatte sie mitgenommen. Darin steckte auch die Beretta, die sie schnell herausnahm und zwischen Körper und Gürtel an ihrem Rücken verbarg. So fühlte sie sich wohler. Sie konnte sich schon denken, wer die Verfolgung aufgenommen hatte, und sie würde sehr bald Gewissheit bekommen.
»Ich warte nicht mehr länger!«
»Okay, ich komme.«
Jane schloss die Tür auf. Sie war cool, und sie würde sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.
Sie stieß die Tür auf. Der Blick fiel in den Toilettenraum und natürlich auf den Kerl, der vor ihr stand.
Es war der Aufpasser im schwarzen Anzug, dessen Stoff im Lampenlicht jetzt glänzte, als wäre er eingeölt worden. Er stand da wie ein Kunstwerk, das sein Erschaffer am Rand der Straße abgestellt hatte, damit es bewundert werden konnte.
Das glatte Gesicht. Der fast haarlose Schädel, auf dem nur ein dunkelblonder Schatten zu sehen war, und das kalte Grinsen, das sich in seinen Mundwinkeln festgefressen hatte.
»Okay, ich bin da! Und jetzt?«
In den blonden Augen des Mannes erschien ein Glitzern. »Wirf deine Tasche weg!«
»Warum?«
»Weg damit!«
Jane beglückwünschte sich zu ihrer kleinen Aktion in der Kabine. Sie warf ihre Tasche nach links, wo sie liegen blieb und für beide nicht so leicht zu erreichen war.
»Und jetzt?«, fragte sie.
»Wirst du mir einige Fragen beantworten.«
»Ach, warum?«
»Weil ich es so will.«
»Dann lassen Sie mal hören. Aber ich sage Ihnen gleich, dass ich mich beschweren werde, denn ich sehe nicht ein, dass...«
Weiter kam sie nicht mehr. Der Typ schlug blitzschnell mit der rechten Hand zu. Dabei schien sein Arm immer länger zu werden. Jane zuckte zwar noch zurück, aber der Schlag erwischte sie trotzdem noch an der linken Wange. Sie hörte hinter sich einen dumpfen Laut, als sie mit dem Rücken gegen die Toilettentür prallte.
Die Wange brannte, aber das ließ sich recht gut ertragen. Ein Faustschlag mitten ins Gesicht wäre schlimmer gewesen.
Der Aufpasser starrte sie an. »Ich hoffe, du weißt jetzt, wer hier den Ton angibt.«
»Ja, das weiß ich. Aber schlagen Sie mich nie wieder.«
»Das liegt an dir«, erklärte er lachend. Dann kam er zum Thema. »Also gut, du bist mit einem Typen in unseren Club gekommen. Der Chef hat euch hineingelassen. Ihr habt ihm auch eure Namen genannt, aber ich möchte wissen, wer ihr wirklich seid.«
»Jane und John.«
Es sah so aus, als wollte der Mann wieder zuschlagen. Im letzten Augenblick hielt er sich zurück.
»Okay, das glaube ich dir sogar. Aber was steckt alles hinter diesen Namen?«
»Wir wollten uns amüsieren.«
Die Augen schimmerten für einen Moment noch heller. »Wolltet ihr das tatsächlich? Wir haben mehr den Eindruck gehabt, als wolltet ihr
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