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Graues Land (German Edition)

Graues Land (German Edition)

Titel: Graues Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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einen kleinen Jungen, der darauf wartet, dass der Weihnachtsmann ihm endlich seine Geschenke überreicht.
    »Warum schreist du so herum, du alter Narr?«
    Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen, als ich den alten Mann in seiner viel zu großen Hose neben meinem fast ebenso alten Wagen stehen sehe.
    »Ich habe den Hubschrauber gesehen«, antwortet Murphy und deutet auf die Wiese hinter dem Zaun, auf der die schwarze Silhouette des Rettungshelikopters aufragt.
    »Dachte mir, dass vielleicht jemand von der Regierung endlich gemerkt hat, dass hier oben noch ein paar Leute am Leben sind.«
    »Da muss ich dich enttäuschen, Murphy«, erwidere ich und deute mit dem Daumen über die Schulter, wo Barry zusammen mit Demi im Türrahmen erscheinen.
    »Die Maschine gehört Barry und meiner Enkelin. Du erinnerst dich doch an Barry, oder?«
    Murphy blickt an mir vorbei und macht ein Gesicht, als hätte er gerade einen Geist gesehen. Doch im nächsten Augenblick wird sein griesgrämiges Gesicht von einem strahlenden Lächeln erhellt.
    »Barry. Na klar erinnere ich mich an Barry.«
    Er breitet die Arme aus, als wolle er von seinem Standort aus meinen Sohn umarmen. »Verdammt. Und ich dachte, wir beiden alten Trottel seien die einzigen Überlebenden auf diesem verfluchten Planeten.«
    Murphys Gesicht erinnert mich an die geschminkte Maske eines Clowns, den ich als Kind einmal im Zirkus gesehen habe. Mein Vater hatte mich mit in das kleine Zelt genommen, das die Zirkusleute auf dem Marktplatz unseres Dorfes aufgebaut hatten und das als Manege diente. Der Clown war in seinen viel zu großen Hosen und noch größeren Schuhen ganz nah an mich heran gekommen und hatte mich aus seiner Blume mit einem warmen Wasserstrahl nass gespritzt. Dabei hatte ich den Schweiß des Mannes gerochen, der unter den zu großen Klamotten und der vielen Farbe steckte. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie alt ich damals gewesen war. Doch ich weiß noch genau, dass dieser Clown mir einige Nächte lang Alpträume geschickt hatte. Zumindest war ich mir dessen in meiner kindlichen Phantasie sicher gewesen.
    Murphy trägt das gleiche dümmliche Grinsen zur Schau, wie es dieser Harlekin damals getan hatte. Und wer kann mir schon sagen, ob mein langjähriger Freund und Nachbar nicht auch bloß eine Maske aufgesetzt hat, denn ich erinnere mich noch gut an den Morgen vor zwei Tagen vor seinem Laden.
    »Du wolltest mich vor ein paar Tagen noch erschießen«, rufe ich zu ihm herüber und bereue meine Worte, als ich sehe, wie sich Murphys breites Grinsen binnen eines Augenblickes in ein ernstes, schuldbewusstes Gesicht verwandelt.
    »Nimm mir das nicht übel, Harv«, kommt Murphys Antwort. Seine Stimme klingt seltsam leer, als hätte die Welt ihr Echo verloren. »Ich dachte wirklich, dass du eine von diesen üblen Kreaturen bist, die in der Nacht um mein Haus schleichen.«
    »Ich wusste ja nicht, dass ich so schrecklich aussehe. Wenn wir ein Bier zusammen getrunken haben, hat dich mein Aussehen nie gestört, was?«
    »Nun komm schon, Harv.«
    Murphy breitet hilflos die Arme aus. Doch in dem Augenblick taucht Barry neben mir auf und legt seinen Arm um meine Schulter.
    »Nun hört auf zu streiten«, lacht er und hält meinem Freund die andere Hand einladend entgegen. »Kommen sie, Murphy. Wir sollten nicht zu lange hier draußen herumstehen.« Er sieht sich verstohlen nach allen Richtungen um. »Mein Dad hat etwas zu Essen gemacht. Sicher ist davon noch etwas übrig.«
    Murphys Blick wechselt zwischen mir und Barry. Darin kann ich eine Hoffnung erkennen, die ich verloren zu haben glaubte. Aber auch Furcht liegt im Gesicht meines Freundes begraben.
    »Nun komm schon ins Haus, du alter Narr«, rufe ich ihm entgegen.
    Ich bin nicht überrascht, als er nach seinem Gewehr greift, das er gegen einen von Sarahs Büschen gelehnt hatte. Als wir wieder im Haus sind und die neue Welt hinter der Verandatür verschwunden ist, legt Murphy seine Waffe auf den Küchentisch. Dann umarmen wir uns. Es ist nicht dieses freundschaftliche, intensive Umarmen, wie wir es früher immer getan hatten, wenn wir uns mit unseren Frauen getroffen oder später auf der Veranda von Murphys Laden ein Bier getrunken haben. Es ist vielmehr ein Abtasten. Ein Überprüfen, ob es den anderen auch wirklich gibt. Denn irgendwie wollten die guten Neuigkeiten an diesem Tag kein Ende nehmen.
    Erst Barry und meine Enkelin.
    Jetzt Murphy.
    Ich bin vorsichtig geworden und will einfach nur fühlen, ob mein alter

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