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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Chören.
    Aber
hier, als ›rasender‹ Zeitungsfotograf, zeigte sich die andere Seite
Homsheimers. Sander musste bei solchen Fahrten immer wehmütig an dessen
Vorgänger denken, der im Straßenverkehr das genaue Gegenteil verkörpert hatte.
In Oberdrackenstein, das sie von einer Seitenstraße her erreichten, war jetzt, kurz
vor der Mittagszeit, keine Menschenseele zu sehen. Weil Sander jedoch die
Adresse von Waghäusls Haus kannte, dauerte es nur noch wenige Augenblicke, bis
Homsheimer nach einigen waghalsig angeschnittenen Kurven das Ziel erreichte.
»Hier muss es sein.« Er deutete auf ein beschauliches Einfamilienhaus, in
dessen Garten die Frühlingsblumen üppig blühten. »Da wird aber keiner daheim
sein, vermute ich.«
    Die
beiden stiegen aus, öffneten das Gartentürchen und näherten sich auf dem
schmalen, von Blumen gesäumten Pfad der Eingangstür. Sander vergewisserte sich,
dass dort der Name ›Waghäusl‹ stand, und klingelte, während Homsheimer bereits
ein Foto von dem Gebäude schoss. Es dauerte keine halbe Minute, bis genau das
geschah, was Sander insgeheim erhofft hatte. Wie immer im ländlichen Bereich
gab es irgendjemanden in der Nachbarschaft, dem das Auftauchen fremder Personen
nicht entging – insbesondere nicht, wenn kurz zuvor auch ein größeres
Polizeiaufgebot da gewesen war.
    »Hier
ist niemand zu Hause«, hörte er plötzlich die Stimme vom Grundstück nebenan.
Zwischen Sträuchern und Hecken näherte sich ein Mann dem Zaun. »Wollen Sie zu
Frau Waghäusl?«, erkundigte er sich misstrauisch.
    Sander
stellte sich und seinen Kollegen ordnungsgemäß vor.
    »Zeitung?«,
wiederholte der Mann, den Sander aufs frühe Rentenalter taxierte. »Ja, ich hab
mich schon gewundert, dass heute nichts drinstand.«
    »Drinstand – worüber?«, fragte Sander interessiert nach.
    »Na,
hören Sie mal. Das müssen Sie doch wissen«, kam es vorwurfsvoll zurück. »Sonst
wären Sie doch nicht hier, oder?«
    »Wir
wissen bisher nur, dass Frau Waghäusl ums Leben gekommen ist.«
    »Ums
Leben gekommen – das ist ja wohl vornehm ausgedrückt. Hören Sie sich doch hier mal
um, dann wissen Sie, was geredet wird. Man hat sie ermordet. Im Tannheimer
Tal.«
    »Wo
sollen wir uns denn umhören, wenn niemand auf der Straße ist?«
    Der
Nachbar ließ sich davon nicht beeindrucken. »Ihr Reporter seid doch sonst
überall dabei. Sie werden wohl selbst wissen, wo Sie etwas erfahren können.«
    Sander
wollte jetzt keine Grundsatzdebatte über journalistische Recherche lostreten.
Denn gleich würde dieser Mann vermutlich dasselbe sagen, was alle von sich
gaben, die eine fehlende Berichterstattung kritisierten: dass sie nämlich
selbst nichts sagen wollten, um in nichts hineingezogen zu werden. Außerdem, so
hatte Sander schon viele Male zu hören bekommen, brauche auch nicht alles
detailreich in der Zeitung zu stehen. Das trompeteten meist auch jene herum,
die nach Mordfällen, die sich anderswo ereignet hatten, jeden Blutstropfen
einzeln aus den Boulevardblättern heraussaugten. Sander hatte sich ein
Berufsleben lang darüber geärgert.
    Er
unternahm den Versuch, dem Nachbarn trotzdem einige Informationen zu entlocken.
»Was hat die Frau Waghäusl denn so gemacht?«
    Der
Mann stand jetzt direkt am Zaun. »Sie war Witwe, müssen Sie wissen.« Dann
begann er, die Geschichte des Flugzeugabsturzes zu erzählen, während sich
Sander eifrig Notizen machte und Homsheimer interessiert zuhörte, nachdem der
Mann es sich energisch verbeten hatte, fotografiert zu werden.
    »Wenn
Sie mehr dazu wissen wollen, müssen Sie den Herrn Mack fragen. Das ist der
Nachbar auf der anderen Seite«, erklärte Sanders Gesprächspartner, der seinen
Namen nicht nennen wollte. »Mit dem Herrn Mack hat sie mehr gesprochen als mit
mir. Aber der ist jetzt bei der Arbeit. Schafft beim Arbeitsamt in Ulm.«
    »Aber
was man so in Drackenstein spricht, das wissen doch auch Sie, oder?«
    »Was
man so spricht«, wiederholte der Mann und kratzte sich am unrasierten Kinn,
»das wird Ihnen für Ihre Zeitung wenig nützen. Ich jedenfalls will nichts
gesagt haben.«
    Sander versuchte mit Engelszungen, ihm eine Bemerkung zu
entlocken. Das klappte meist, sobald die Gesprächspartner den Eindruck hatten,
sie würden ernst genommen, und ihr Wissen sei von Bedeutung. Auch in diesem
Falle ging Sanders Taktik auf. »Na ja, die Frau Waghäusl«, begann er
vorsichtig, »hat eigentlich nichts gearbeitet. Aber das hatte sie wohl auch
nicht nötig. Der Herr Mack hat mir mal

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