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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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sind.«
    »Hat
sie ein Kennzeichen abgelesen?«
    »Nein,
dazu war sie zu weit weg.«
    »Und
was bedeutet ›größere Limousine‹?«
    »Wahrscheinlich
eine Art Kombi oder so ähnlich. Aber die Dame kennt sich in den Fahrzeugtypen
nicht aus.«
    »Geländewagen?«
    »Ich
sagte doch, sie kennt sich nicht aus. Sie meint aber, es sei ein dunkles Auto
gewesen, vielleicht dunkelrot. Wir werden ihr Lichtbilder möglicher Typen
vorlegen«, gab sich der Kriminalist gereizt, während eine aufgeregte Stimme aus
seinem Funkgerät schnarrte.
    Häberle
ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Gab es irgendwelche Besonderheiten an
der Leiche?«
    »Sie
meinen, ob die Frau vergewaltigt wurde?«
    »Nicht
unbedingt«, entgegnete Häberle. »Ich denke an Gegenstände oder Ähnliches.«
    »Der
Zustand ihrer Bekleidung deutet nicht unbedingt auf ein Sexualdelikt hin. Sie
war komplett angezogen. Das Einzige, was sich fand, aber das ist sicher nicht
von Bedeutung, war ein etwas ungewöhnliches Schmuckstück.«
    »So?«
    »Ja,
ein silberner Halskettenanhänger – wohl
eine kleine Posaune oder so was Ähnliches.«

103
     
    Birgit Landau war endlich
eingeschlafen – doch jetzt hatte sie etwas aufgeschreckt. Ihr Herz pochte, sie
hob den Kopf vom Kissen, starrte in die Finsternis und lauschte. Doch da war
nur das gleichmäßige Atmen ihres Mannes neben ihr. Sonst nichts. Kein
Lichtschein, kein abnormales Geräusch.
    Und
trotzdem musste da etwas gewesen sein, etwas, das sich in ihren Traum
eingeschlichen hatte. Ein dumpfes Dröhnen, ein kurzes Rumpeln, weit entfernt.
Davon war sie überzeugt – auch wenn ihr eine innere Stimme suggerieren wollte, sich alles
nur eingebildet zu haben. Nein, durch irgendetwas war sie aufgewacht, auch wenn
es nicht unbedingt im Haus gewesen sein musste.
    Sie
wollte ihren Mann nicht unnötig wecken, verhielt sich deshalb ruhig und
konzentrierte sich auf alles, was von draußen an ihr Ohr drang. Auf einer der
Straßen, von der sie umgeben waren, fuhren Autos. Alles ganz normal. Ein paar
Minuten später erfüllte das Rattern eines Güterzugs den Geislinger Talkessel,
um den sich die Eisenbahn in weitem Bogen schlängelte. Ein gewohnter Lärm. Doch
diesmal, so empfand es die Frau, dauerte es unendlich lang, bis wieder Stille
eingekehrt war und ihr feines Gehör selektieren konnte, was nicht zu den
normalen Geräuschen einer Nacht gehörte. Irgendwo schlug eine Turmuhr zweimal.
Es war ein Halbstunden-Schlag. Sie ließ ihren Kopf wieder in das Kissen sinken
und versuchte, einzuschlafen. Doch so sehr sie sich auch bemühte, zur Ruhe zu
kommen, umso mehr drängten sich geschäftliche Termine und diffuse Ängste in
ihre Gedanken. Ihr Unterbewusstsein schien sich zu verselbstständigen, rührte
in Vergangenem und ließ daraus ein nächtliches Gebräu aus schaurigen
Geschichten und Horrorvisionen erwachsen – als ob
das alte Haus ein Eigenleben habe, das in ihre Psyche eindringen wolle. Der
Gewölbekeller, die finsteren Treppen, die zugemauerten Durchgänge und die
geheimnisvollen Geschichten, die sich darum rankten – all
dies wühlte ihr Inneres auf. Der Gedanke kam auf, es könne sich im Lauf des
Tages jemand in den dunklen Tiefen des Gebäudes versteckt haben, um nachts sein
Unwesen zu treiben. Sie musste an eine Sendung von ›Aktenzeichen xy … ungelöst‹ denken, in der der Fall eines älteren Ehepaars geschildert wurde, das
nach Rückkehr von einer Campingreise in ihrer Wohnung erstochen worden war. Der
Täter hatte nichts gestohlen und war auf rätselhafte Weise in das verschlossene
Haus eingedrungen, ohne Aufbruchspuren zu hinterlassen. Je mehr Birgit Landau
daran dachte, umso weiter wich der Schlaf zurück. Und dann war es wieder da – diesmal deutlich und wummernd, kein Traum, keine Fantasie, keine Einbildung. Es
war ein dumpfer Schlag, der nicht von draußen kam. Etwas, das aus dem Gebäude
kam, aus der Wand, aus dem Boden. Als sei sie selbst von einem imaginären
Gegenstand getroffen worden, schreckte sie mit dem Oberkörper auf. Der Blutdruck
schwoll an, ihre weit aufgerissenen Augen spielten verrückt. Sie sah helle
Ornamente, die es nicht gab. Noch während sie mit zitternden Fingern zum
Schalter für die Lampe auf dem Nachttisch griff, war er wieder hörbar – ein
zweiter dumpfer Schlag, der irgendwo gegen das Gemäuer geführt wurde. Einbruch,
durchzuckte es sie, als die schwache Lampe das Schlafzimmer erhellte und jetzt
auch ihr Mann wach wurde. »Warum machst du Licht?«
    »Hörst
du das nicht?«,

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