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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Todesfälle der letzten sechs Monate.« Rebekkah musste ihre Zunge und Lippen geradezu zwingen, Worte zu bilden.
    Hinter ihr trat Byron ein. »Mister Montgomery?«, rief Elaine. »Das Büro des Bürgermeisters hat angerufen. Es hat wieder einen Angriff durch ein Tier gegeben, dieses Mal tödlich. Er würde gern einen Termin mit Ihnen machen.«
    Byron blieb stehen, und er und Rebekkah wechselten einen Blick.
    »Haben Sie Allan erreicht?«, fragte er.
    »Er holt gerade den Pick-up.« Kurz wurde Elaines Ton milder. »Nachdem ich Rebekkah informiert habe, könnte ich doch rasch zu Cherry’s Pies laufen und ein paar Sandwiches holen.«
    »Und Kaffee?«
    »Selbstverständlich.«
    »Danke. Ich bin dann im Vorbereitungsraum.« Byron nickte und ging. Kurz darauf wurde die Kellertür geöffnet und wieder geschlossen.
    Elaine nahm ihren Schlüsselbund, winkte Rebekkah und führte sie in ein weiteres Büro. Sie öffnete die Tür und wies auf einen hohen grauen Aktenschrank. »Jede Woche hefte ich eine Sicherheitskopie ab. Es gibt eine Querverweisliste, die die Familiennamen der Verstorbenen aufführt.«
    Rebekkah sah schweigend zu, wie Elaine eine Akte herauszog und aufschlug.
    »Jeder Verstorbene hat innerhalb seiner Familie einen eigenen Eintrag. Darin finden Sie Todesdatum, Todesart und alle besonderen Vorkommnisse.« Während sie sprach, deutete sie auf Beispiele der verschiedenen Einträge, die sie erwähnte. »Natürlich steht der Familienname des Verstorbenen an erster Stelle in der Ablage, aber Verweise befinden sich auch im entsprechenden Karteikasten auf dem Datenblatt.« Sie klappte die Akte zu.
    Rebekkah starrte sie an. »Sie sind erstaunlich.«
    »Per Computer ist das einfacher«, setzte Elaine hinzu, »aber die verstorbene Mrs. Barrow hatte lieber alles auf Papier.«
    »Alles sollte so sein wie früher«, murmelte Rebekkah.
    Elaines strenge Miene wurde weicher. »Sie war eine gute Frau. Ich hatte – bei aller Hochachtung für Ann – gehofft, dass sie und William nach Anns Tod heiraten würden, doch sie wollten nichts davon hören. Dabei hat sie ihn geliebt – und er sie.«
    »Ich weiß«, flüsterte Rebekkah.
    »Aber die beiden waren stur.« Elaine schüttelte den Kopf, doch ihr Lächeln wirkte sehnsüchtig. »Eine solche Liebe ist selten, und die beiden haben sie sogar zweimal gefunden.«
    Rebekkah umklammerte die Akte in ihrer Hand. »Ich bin mir nicht sicher, ob Liebe unbedingt zur Heirat führen muss. Sie hat ihn geliebt, aber das hieß noch nicht …«
    »Darüber steht mir kein Urteil zu. Wenn, dann würde ich dem jüngeren Mister Montgomery zusetzen, Sie schleunigst zu heiraten. Sie beide tun seit Jahren so, als wären Sie nicht ineinander verliebt. Reine Dummheit, wenn Sie mich fragen, aber mich fragt ja niemand, stimmt’s?« Elaine warf Rebekkah einen Blick zu, bei dem die meisten Menschen zusammengezuckt wären.
    »Nein«, sagte Rebekkah, »offensichtlich fragt Sie niemand.«
    Elaine seufzte. »Früher oder später wird einer von Ihnen so klug sein und sich nach meiner Meinung erkundigen.«
    Einen Moment lang wusste Rebekkah nicht, ob sie lachen oder Elaine zurechtweisen sollte. Das Lachen siegte. »Wenn wir jemals so weit kommen sollten, wissen wir ja, wo wir Sie finden.«
    »Gut.« Elaine wies lächelnd auf den leeren Schreibtisch. »Dies ist Ihr Arbeitsplatz. Vermutlich wollen Sie ihn nicht entsprechend diesem Jahrzehnt einrichten, oder?«
    Rebekkah biss sich von innen in die Wange, um nicht wieder loszulachen. »Elektronische Dateien wären vielleicht leichter zu durchsuchen.«
    »Ich habe von allem Backups auf dem Server. Letzten Sommer habe ich einen Kurs besucht, wissen Sie.« Elaines Aufregung wurde offensichtlich. Ihre Augen strahlten, und ihr Lächeln wurde breiter. »Ich richte Ihnen diese Woche alles ein. Wenn Sie unterdessen Hilfe beim Ablagesystem brauchen, finden Sie mich in meinem Büro.«
    »Ich werde bestimmt keine Fragen mehr haben. Ihr System ist garantiert narrensicher.« Rebekkah riss den Umschlag auf, den sie in den Händen hielt, und setzte sich an ihren neuen Schreibtisch.
    Byron stand schweigend im Vorbereitungsraum. Er mochte sich nicht gern eingestehen, dass Rebekkahs Reaktion auf den Tatort ihn verwirrt hatte. Sie war immer noch seine Rebekkah, aber ihre Veränderung mitzuerleben, hatte ihn aus der Fassung gebracht.
    Er tat seine Arbeit und war dankbar für die Routine. Der Mann, dessen Leichnam auf dem Tisch lag, war noch recht fit gewesen. Sein Äußeres verriet,

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