Gray Kiss (German Edition)
Bishop die Augen schloss. „Aber dann musst du zulassen, dass ich mich nähre.“
„Nein“, presste Bishop hervor. „Du wirst niemandem mehr etwas tun. Es ist vorbei.“
„Dann sind wir in einer Sackgasse. Du gehörst mir. Ich werde mir deinen Körper ganz zu eigen machen. Bald wirst du nicht mehr gegen mich kämpfen. Ich kann mich immer noch durch Berührung stärken. Ich kann anderen Wesen die Freude rauben und sie in meine verwandeln. Er verspricht mir, dass ich mächtiger denn je sein werde.“
Da stürmten endlich auch Roth und Cassandra herbei. Connor folgte dicht hinter ihnen. Sie alle betrachteten Bishop kritisch an. Sie verstanden sofort, was passiert war. Ich musste ihnen nichts erklären.
Überraschung spiegelte sich auf Bishops Gesicht wider, sowie er den blonden Engeln entdeckte. „Du?“
Cassandra blieb ein paar Schritte vor ihm stehen und schüttelte traurig den Kopf. „Ich hatte versucht, dich zu finden. Doch du kannst dich gut verstecken.“
„Ich hatte keine Ahnung, dass du hier bist.“
„Hätte es einen Unterschied gemacht?“
„Ich weiß es nicht.“
Tränen rannen über Cassandras Wangen. „Du hast eine Chance, Marissa. Nur diese eine Chance. Kehr zurück ins Schwarz. Lass diese Stadt in Frieden. Du hast genug Unheil angerichtet.“
„Das kann ich nicht. Er hat mich befreit. Er wird mich nicht so schnell zurücknehmen. Ich möchte nicht zurück.“
„Diese elenden Ablenkungsmanöver“, murmelte Connor laut genug, dass ich es hören konnte. „Welches Spiel spielt er diesmal? Wo zum Teufel versteckt er sich?“
Ich schaute ihn an. Von wem redeten sie alle?
„Ich hatte so sehr gehofft, das hier würde nicht geschehen.“ Cassandras Stimme brach. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr.“
„Du hast mich verlassen“, flüsterte der todbringende Engel. „Meine eigene Schwester. Du hast mich fallen lassen und nie versucht, mir zu helfen.“
„Du warst zerbrochen“, erwiderte Cassandra gequält. „Das wusste ich. Ich konnte nichts mehr für dich tun.“
„Schwester?“, fragte ich. „Ist sie die, die du mir gegenüber mal erwähnt hast? Die, die zur selben Zeit erschaffen wurde wie du?“
Cassandra schaute mich an und nickte. „Ja. Wir waren wie Schwestern. Aber etwas fehlte mir immer mit Marissa. Die Freude. Ihre Depressionen wurden immer stärker. Sie begann, sich gegen die Aufträge aufzulehnen, die man ihr erteilte. Schließlich hatte sie sich so viel zuschulden kommen lassen, dass man es ihr nicht mehr durchgehen lassen konnte. Man brannte ihr eine Seele ein und schickte sie in die Welt der Menschen. Und das ist noch nicht allzu lange her.“
„Eine Ewigkeit“, wisperte der Engel durch Bishops Mund.
„Nein.“ Cassandra sah äußerst besorgt aus. „Oh, Marissa. Wieso verletzt du Menschen? Kannst du nicht aufhören damit?“
„Je mehr ich mir nehme, desto mehr will ich. Ich finde kein Ende. Bitte hilf mir, Cassandra. Hilf mir!“
„Ich werde dir helfen.“ Cassandra schritt auf Bishop zu.
„Was hast du vor?“, fragte Roth leise und hielt ihre Hand fest.
„Das, weswegen man mich hergeschickt hat.“ Sie warf ihm noch einmal über ihre Schulter einen Blick zu, dann löste sie sich aus seinem Griff. Sie machte ein bedauerndes, aber entschlossenes Gesicht. „Meine Mission.“
Sie streckte die Hand aus und berührte Bishops Arm.
28. KAPITEL
Fast hätte ich geschrien. Cassandra wusste nicht, was sie da tat. Sie wusste nicht, dass Marissa durch bloße Berührung neue Opfer fand.
Oder … etwa doch?
Das Ganze vollzog sich mit einem lauten Seufzen Cassandras, dann stürzte Bishop auf die Knie. Als er aufsah, waren seine blauen Augen wieder hell und klar.
Und jetzt war Cassandra es, die einen verschleierten Blick hatte.
„Cassie!“ Roth streckte die Hand nach ihr aus, aber sie wich zurück.
Sie schüttelte den Kopf und bewahrte ihn mit einer Geste davor, sich ihr zu nähern. „Nein, Roth. Ich muss das machen. Ich muss sie unter Kontrolle bringen. Nur ich bin dazu in der Lage. Sie vertraut mir. Oder nicht, Marissa? Dir ist bewusst, dass ich dein Bestes will.“ Sie lächelte. „Ich kann sie in meinem Kopf hören. Es geht ihr schon viel besser.“
„Ich habe eine Idee!“, rief ich, weil ich spürte, dass ich etwas tun musste. „Wenn du sie so lange unter Kontrolle halten kannst, bis wir Stephen aufgespürt haben, könnten wir vielleicht … Ich meine … Ich glaube, dass Stephen nicht von Grund auf böse ist. Er liebt Jordan immer
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