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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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bin ich mir nicht sicher, Mutter.“
    Sie verzieht das Gesicht. „Ich hatte dich gebeten, mich nicht so anzusprechen.“
    „Ach, Entschuldigung. Das vergesse ich immer wieder. Du willst sicher nicht, dass diese Herren erfahren, dass du einen Sohn in meinem Alter hast.“
    Sie nickt einem der Männer mit gleichgültiger Miene zu. „Er wird zum Problem.“
    „Was soll ich tun?“
    „Was auch immer nötig ist, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.“
    Da holt der Mann unter seinem Gewand eine lange Metallstange hervor. James sieht den Schlag, der auf seinen Hinterkopf prallt, nicht kommen. Bewusstlos und blutend sinkt er zu Boden.
    Ich stürme sofort in das Zimmer.
    „Was macht ihr da?“, schreie ich.
    Kara blickt mich erst schockiert, dann verzweifelt an. „Adam, was tust du hier?“
    „Wieso habt ihr ihn bewusstlos geschlagen? Erst sagst du mir, er wäre nicht hier, und jetzt das?“
    „Er hat versprochen, dass er mitmacht.“
    „Er schien seine Meinung geändert zu haben.“
    „Es war dumm, den Jungen bewusstlos zu schlagen“, mischte sich ein anderer Mann im dunklen Gewand ein. „Das Gefäß muss bei Bewusstsein sein. Der Prozess hat bereits begonnen, jetzt gibt es kein Zurück mehr.“
    Plötzlich beginnt die Asche in der Grube sich wie im Wind zu drehen, und der Raum wird kälter. So kalt, dass ich den Atem vor meinem Mund sehen kann. Ich krieche rüber zu James, weil ich das starke Bedürfnis habe, ihn vor diesen Fremden zu beschützen. Und auch vor Kara, der ich nie völlig vertraut, die ich allerdings auch nie als ernsthafte Bedrohung betrachtet habe.
    „Oh, Adam“, sagt sie und schüttelt den Kopf. „Du weißt nicht, bei was du uns störst.“
    „Bei irgendeinem kranken Ritual, damit du Rache an Thomas Kraven üben kannst?“
    „An ihm und vielen anderen.“
    „Geht es dir denn immer nur um Rache, Macht und Geld?“
    Sie sieht mich verwirrt an. „Ja, natürlich. Darauf bin ich aus, dafür habe ich all die Jahre gearbeitet. Deswegen habe ich zwei Kinder - um eins, wenn die Zeit gekommen ist, dem Fürst der Finsternis zu opfern. Und das solltest nie du sein, mein Liebling. James’ Seele ist bereits versprochen.“
    Vor drei Jahren hatte sie gestanden, dass sie James’ Seele verkauft hatte, um Zugang zur Schwarzen Magie zu bekommen. Ich hatte vermutet, sie sei betrunken, und sie nicht ernst genommen. Doch James war sehr still geworden.
    Er glaubte ihr. Er hat immer an Himmel und Hölle geglaubt. Immer, wenn wir für Kara eine Leiche ausgruben, betete er hinterher, damit er von seinen Sünden befreit wurde. Er dachte immer, ich würde es nicht mitkriegen, doch ich hörte ihn beten.
    Die Vorstellung, dass seine eigene Mutter seine Seele zu ihrem Vorteil verscherbelt hat, war für ihn kaum zu ertragen. Ich versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass das Unsinn war. Seitdem sprach er kaum noch mit Kara.
    „Tu es“, meint Kara jetzt leise.
    Zwei der Männer packen mich so fest, dass ich mich nicht befreien kann. Ein dritter Mann reißt mir mit einem Dolch das Hemd auf, taucht seine Finger in eine Schüssel mit einer dicken roten Flüssigkeit und schmiert Symbole auf meine Brust. Das ist Blut! Er malt mit Blut auf mir herum!
    Vor Angst und Ekel dreht sich mir der Magen um.
    „Was sind das für Zeichen? Was macht ihr mit mir?“
    Kara nickt. „Doch gut, dass du es bist. Das nenne ich ein wahres Opfer. Das wird man bemerken und mich belohnen.“
    „Kara!“
    „Du hättest dich besser um deine eigenen Angelegenheiten gekümmert. Dein Bruder hat deine Hilfe nicht gebraucht. Denkst du etwa, du hast ihn gerettet?“ Sie tätschelt meine Wange so fest, dass es wehtut. „Für ihn gibt es keine Rettung. Seine Seele gehört der Hölle.“
    „Du bist eine miese Schlampe!“
    „Nur, weil das Leben mir keine andere Wahl gelassen hat, mein Liebling.“ Sie betrachtet die wirbelnde Asche. „Es ist hier!“
    Mir gefriert das Blut in den Adern.
    Die Asche erhebt sich plötzlich aus der Grube. Jetzt ist es so kalt, als hätten wir Winter - mitten im Hochsommer.
    Das wollten sie James antun. Was immer „das“ ist.
    Ich kann mich nicht bewegen. Ich kann nur die Asche anstarren, die jetzt auf mich zuwirbelt und sich zu einer Art Seil formiert, das sich mir um Handgelenke, Hüfte und Hals schlingt. Ich fange an zu würgen. Es bringt mich um!
    Doch alles ist so schnell vorbei, wie es begann.
    Ich sinke auf die Knie, greife nach James’ Arm, weil ich hoffe, ihn aufwecken zu können. Wir müssen hier

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