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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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Eltern waren, hatte ich keinerlei Einfluss. Ich musste meine Energie und Aufmerksamkeit vielmehr bündeln für das, was ich beeinflussen konnte: nämlich, Stephen aufzuspüren und meine Seele zurückzuholen. Mit der Tatsache, dass ich ein Nexus war, konnte ich mich immer noch später befassen - wenn ich meine dringlichsten Probleme geklärt hatte, nicht mehr hungrig war und mich in der Nähe von Bishop - oder eines anderen Mannes - aufhalten konnte, ohne dass es mir Schwierigkeiten bereitete.
    Vom Festnetz rief ich bei Stephen daheim an. Er wohnte nur zwei Häuser weiter. Mein Handy hatte ich dauerhaft in die Nachttischschublade verbannt. Grays sandten seltsam übernatürliche Schwingungen aus, die das Handysignal störte und Mobiltelefone daher für mich nutzlos machten.
    Stephens Mutter nahm ab. Mit bebender Stimme fragte ich sie, ob sie in letzter Zeit etwas von ihrem Sohn gehört hätte oder ob sie wüsste, wo er sein könnte. Doch sie hatte keine Informationen für mich - und sagte einmal mehr, es täte ihr leid. Es war nicht mein erster Anruf bei der Familie Keyes. Wahrscheinlich dachte die Frau, ich wäre besessen von ihrem Sohn. Das war ich zwar auch, allerdings aus anderen Gründen, als sie sich vermutlich ausmalte.
    Entmutigt legte ich auf, nachdem ich mich rasch verabschiedet hatte. Ich stand in meinem Schlafzimmer, die Fäuste in die Seiten gestemmt und kam mir so hilflos und alleingelassen vor.
    Ich hasste das Gefühl, dass mir mein Leben entglitt.
    Cassandra befahl mir, zu Hause zu bleiben, damit sich „die Profis“ um die Sache kümmern konnten. Nun, da war ich anderer Meinung. Ich würde zur Kirche marschieren und meine Fragen stellen, und wenn es nur dazu diente, Bishop wegen seiner geheimnisvollen Vergangenheit auf den Zahn zu fühlen.
    Gerade hatte ich meine Jacke angezogen und wollte zur Haustür raus, da klingelte das Telefon. Fast wäre ich nicht dran gegangen, doch irgendetwas bewog mich dazu, den Hörer abzunehmen.
    „Hallo?“
    „Samantha.“
    Ich erstarrte. Er hatte nur meinen Namen gesagt, aber ich hatte seine Stimme sofort erkannt. Ich umklammerte den Hörer. „Stephen?“
    „Ich muss mit dir reden.“
    Die Worte sprudelten nur so aus meinem Mund. „Wo ist meine Seele? Wo ist Carlys Seele?“
    „Wir müssen uns sehen.“ Er zögerte. „Pass auf … Ich weiß, du hasst mich …“
    Ich musste mich hinsetzen, denn meine Knie gaben plötzlich nach. „Ich möchte einfach wieder normal sein.“ Der Satz platzte aus mir heraus, ohne dass ich ihn zurückhalten konnte. Mir war vollkommen klar, dass das nie mehr so sein würde. Selbst wenn ich keine Gray mehr war, war ich wegen meiner Eltern - als das Kind von einem Engel und einem Dämon - schon seit dem Tag meiner Geburt nicht normal. Da spielte es keine Rolle, dass ich die Wahrheit erst vor Kurzem erfahren hatte.
    „Treffen wir uns in der Trinity Mall“, schlug er vor. „Im vierten Stock, bei der Galerie. Heute ist viel los da, also musst du keine Angst haben, dass ich dir etwas antue - falls du deswegen besorgt bist.“
    Ich stand wieder auf und lehnte mich an die Wand. „Alles an dir ängstigt mich, Stephen.“
    „Und bring niemanden von deinen neuen Freunden mit.“
    „Wieso nicht? Du bist hier der Böse, wenn du dich erinnerst!“
    „Ich bin nicht so schlecht, wie du glaubst. Wir beide sind gleich. Wir sollten an einem Strang ziehen.“
    Ich umfasste den Hörer fester. „Ich ziehe an meinem eigenen Strang. Und an sonst keinem.“
    „Dann solltest du dir anhören, was ich dir zu sagen habe. In einer Stunde.“
    Er legte auf.
    Ich starrte das Telefon an. Erst nach einer Weile stellte ich es auf die Basis zurück.
    Eine Woche lang hatte ich nach ihm gesucht und nichts erreicht. Wenn Stephen nicht gefunden werden wollte, würde ich ihn auch nicht finden. Und jetzt wollte er von sich aus mit mir sprechen?!
    Zu seinen Bedingungen.
    Mein erster Instinkt war, Bishop zu informieren. Doch sobald Stephen ihn mit mir sah, würde er augenblicklich umkehren, und ich würde ihn nie wieder zu Gesicht bekommen.
    Ich musste meine Seele also alleine zurückholen. Das Gefäß wieder mit dem Deckel verschließen und ihn nicht mehr abnehmen. Dann konnte ich die Barriere durchbrechen und die Stadt wieder verlassen. Die Seelen anderer Menschen - auch Bishops Seele - würden keinen Hunger mehr in mir auslösen. Alles wäre gut.
    Ich konnte noch alles retten.
    Die Trinity Mall. Nicht gerade mein Lieblingsplatz in der Stadt.
    Über dreihundert

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