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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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sie ihr vermiesen?
    Immer war ihr etwas dazwischengekommen bei ihrer Traumreise. Ein Ehemann, der nicht gern reiste - außer ohne Rückflugticket zu seiner neuen Freundin. Ein Kind, das im Flugzeug immer Panikattacken bekam - das war ich; ich war nun mal nicht gerne in engen Räumen eingesperrt, erst recht nicht zehntausend Meter über dem Boden. Und ein Job, der ihr so gut wie keine Zeit für etwas anderes ließ.
    Also freute ich mich für sie. Ehrlich.
    Doch als ich dem Taxi hinterherschaute, wurde mir klar, dass ich jetzt ganz allein war. Auch wenn wir uns nicht immer blendend verstanden, symbolisierte meine Mutter für mich das normale Leben. Und bald war sie achttausend Kilometer weit weg.
    „Ich muss jetzt gehen“, verkündete Cassandra mir, nachdem ich aus der Kälte zurück ins Haus gekommen war. Ich nahm ein üppiges Frühstück aus Eiern, Toast und Pop-Tarts zu mir. Cassandra dagegen verspeiste freudig ein paar Reste unseres chinesischen Essens vom Vorabend, samt roter Soße.
    Sie trug Kleider, die sie sich von mir ausgeliehen hatte. Nur weil sie ein Engel auf Mission war - Gott weiß, was für eine Mission - hieß das offensichtlich nicht, dass sie mit Gepäck reiste. Obwohl sie ein paar Zentimeter größer war als ich und mehr Oberweite hatte, standen ihr meine Sachen gut. Ärgerlich gut.
    „In die Kirche?“, fragte ich.
    „Ja.“
    „Ich komme mit.“ Ich musste hier raus. Ich konnte nicht hier bleiben und darüber nachgrübeln, was mit meinem Leben nicht stimmte. Ich musste etwas tun, damit sich es etwas änderte. Außerdem musste ich mit Bishop reden. Ich wollte ihn nach dem fragen, was Cassandra mir verraten hatte - ob er ein Todesengel war und warum er mir nie davon erzählt hatte. Vielleicht ließen sich damit Albträume wie der aus der letzten Nacht verhindern.
    „Nein, ich denke, es ist besser, wenn du hierbleibst.“ Sie stellte ihr Geschirr in die Spüle. „Lass die Profis das erledigen.“
    Ich wurde blass. „Du meinst, ich bin euch im Weg.“
    „Ich glaube einfach, dass du hier sicherer bist. Nutze den Tag, um dich auszuruhen und nachzudenken. Ich sage dir Bescheid, sobald wir Neues erfahren.“
    „Ausruhen und nachdenken?“, echote ich wie betäubt.
    „Genau. Ich wünsche dir einen schönen Tag!“ Ohne ein weiteres Wort war sie verschwunden. Ich sah ihr aus dem Küchenfenster nach, wie sie die Auffahrt herunterspazierte und um die Ecke bog.
    Ausruhen und nachdenken? Im Ernst?
    Überflüssig zu erwähnen, dass ich mich nicht ausruhen wollte. Nachdenken ging schon eher, denn ich dachte sowieso unentwegt nach.
    Auch ohne draußen herumzulaufen und dadurch meinen Hunger anzuregen, spürte ich ein gewisses Nagen in mir - das an meiner Selbstbeherrschung knabberte wie ein Hund an seinem Knochen. Colins Seele auszusaugen hatte mir gerade mal ein paar Stunden Ruhe verschafft.
    Das machte mir Angst - vor allem jetzt, wo ich allein war und niemanden hatte, der mich ablenken konnte.
    Während ich aus Verzweiflung in der Zeitung las, stolperte ich prompt über einen Artikel, der über zwei weitere mysteriöse Todesfälle in der Stadt berichtete. Die Polizei war ratlos. Es konnte keine Todesursache festgestellt werden, weder Mord noch Krankheit. Es hatte den Anschein, als hätten die Opfer einfach aufgehört zu leben. Das Einzige, was die beiden Toten verband, waren die seltsamen schwarzen Linien rund um ihre Münder.
    Ich blätterte die Seite um und widmete mich einem Bericht über drei Teenager, die am Freitagabend gemeinsam Selbstmord begangen hatten. Sie besuchten nicht meine Highschool, deswegen kannte ich sie nicht. Dennoch war ich erschüttert.
    Es gab keine schönen Neuigkeiten für Trinity heute, so schien es. Offensichtlich war ich nicht die Einzige in dieser Stadt, die massive Probleme hatte. Jeder hier - auch die, die bisher nicht mit übernatürlichen Kräften in Berührung gekommen waren - schwebten in Gefahr.
    Im Lernen war ich super. Das bewiesen meine guten Noten. Also sollte es mir auch dabei helfen, mir meine Fragen zu beantworten. Wie konnte ich mir und allen anderen Menschen in Trinity helfen? Ich ging ins Internet und surfte nach Informationen über Nexus-Wesen, das Ergebnis einer Engel-Dämonen-Paarung.
    Allerdings konnte ich nichts Hilfreiches finden. Gar nichts.
    Nachdem ich eine halbe Stunde sinnlos gesucht hatte, war ich total frustriert und hatte die Schnauze voll. Trotzdem zwang ich mich, noch einmal genau zu überlegen. Auf die Tatsache, wer meine leiblichen

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