Gray Kiss (German Edition)
können, damit er schlimme Dinge für sie erledigte. Doch er war noch nicht völlig anders. Da war immer noch ein Rest von dem Stephen übrig, in den ich mich damals verliebt hatte.
Und er hatte Angst vor dem, was kommen würde. Für ihn … und für mich.
Ich suchte nach Worten. „Wie lange dauert es, bis es passiert?“
Einen Moment lang erwiderte er nichts. „Ich weiß nur, dass es kommt, Samantha. Und ich habe keine Ahnung, wie es für mich ausgehen wird.“
Mein Magen verkrampfte sich. „Was meinst du damit?“
„Die Stase macht dich entweder zu einem dunklen, bösen Wesen - schlimmer als alles, was du dir vorstellen kannst.“ Er zögerte. „Oder sie bringt dich um.“
9. KAPITEL
Weder fing Stephen an zu lachen, noch eröffnete er mir, dass er mich nur verarschte. Er meinte es total ernst. Die schreckliche Situation hatte kein Happy End. Der Hunger würde nicht allmählich verschwinden, wie meine Tante behauptet hatte, und es bestand auch keine Chance auf eine Rückkehr zu einem normalen Leben.
Das war das Todesurteil.
Als mein Schock langsam wich und die Panik einsetzte, griff ich nach Stephens Ärmel und klammerte mich an ihm fest. „Du musst mir meine Seele zurückgeben. Und die von Carly auch. Bitte, Stephen - ehe es zu spät ist!“
Seine Miene wurde eisig. „Du meinst, bevor ich mich verändere. Oder sterbe.“
Ich grub ihm meine Finger in den Arm, da er versuchte, meine Hand abzuschütteln. „Stephen …“
„Oh. Mein. Gott. Du machst Witze, oder?“
Ich konnte es nicht fassen, als ich hinter mir diese Stimme hörte. Ich musste mich nicht umdrehen, ich wusste auch so, wer es war.
Wenn ich so etwas wie eine Erzfeindin hatte, war sie es: Jordan Fitzpatrick. Eine umwerfend schöne Rothaarige, angehendes Model. Wir besuchten dieselbe Highschool.
Sie hasste mich. Und ich sie. Ich mochte es nicht, ihr zu begegnen, denn sie hielt mit ihrer Meinung nie hinter dem Berg, vor allem nicht, was mich betraf. Manchmal kam ich damit klar und konnte es ihr mit gleicher Münze heimzahlen. Aber manchmal verletzten mich ihre Worte auch sehr.
Hatte ich schon erwähnt, dass Stephen ihr Exfreund war und er ihr das Herz gebrochen hatte?
Während ich noch an den schrecklichen Neuigkeiten zu knabbern hatte, die ich gerade von Stephen erfahren hatte, wandte ich mich zu Jordan um. Da stand sie mit ihrer besten Freundin und getreuen Gefährtin, der blonden Julie Travis. Auch Julie war alles andere als begeistert davon, dass ich existierte - und auch das beruhte auf Gegenseitigkeit. Julie war der Grund dafür, warum sich Carly und Colin im Sommer getrennt hatten. Sie hatte auf einer Party mit ihm geschlafen, als er betrunken war.
Natürlich war das nicht allein ihre Schuld. Colin war genauso verantwortlich wie sie. Trotzdem. Wenn jemand meinen Freunden wehtat und nicht das kleinste Fünkchen Reue zeigte, landete dieser Jemand ohne Umweg auf meiner Hassliste.
Julie schaute mich ebenso hasserfüllt an, weil ich mich erdreistete, mitten in der Mall mit Stephen Keyes zu sprechen. Für sie war er immer noch Jordans Eigentum. Jordan dagegen würdigte mich keines Blickes. Sie war völlig auf Stephen fixiert.
„Du“, stammelte Jordan überrascht, sie schien nach Worten suchen. „Ich … Ich wusste gar nicht, dass du von der Universität zurück bist.“
Einen Moment lang sagte er nichts. Offensichtlich war er ehrlich erstaunt. Sein Gesicht war kalkweiß. „Bin ich aber.“
„Du hast auf meine unzähligen SMS gar nicht reagiert.“
Er wandte den Blick ab und betrachtete die Kristallvögel über uns. „Ich dachte, das Thema wäre durch, Jordan. Zwischen uns ist es aus.“
„Oh ja, du hast dich in deiner E-Mail sehr deutlich ausgedrückt. Keine Sorge.“
Ich hatte keine Ahnung, dass er per Mail mit ihr Schluss gemacht hatte. So was war fies.
Jordan schluckte. „Ich denke, ich muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich nach dem Warum frage.“ Sie warf mir einen Blick voller Todesverachtung zu. „Oder kenne ich den Grund vielleicht schon?“
War ja klar.
Stephen sah mich kurz an, ehe er sich wieder ihr zuwandte. „Es ist nicht, was du denkst.“
„Ja, so läuft das in Filmen auch immer ab. Erbärmlich. Nein, ich glaube, es ist genau das, was ich denke. Du bist interessiert an Samantha, unserer Klepto.“
Ich zuckte zusammen. Wenigstens bezeichnete sie mich diesmal nicht als Schlampe.
Die Leute hatten gesehen, wie Stephen mich im Crave geküsst hatte. Aber sie hatten nicht gesehen, dass ein
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