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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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zuckten an ihm vorbei, aber er beachtete sie
nicht und konzentrierte sich lieber auf den Gebäude
plan, den er sich eingeprägt hatte. In einem so großen
Bauwerk fand man überall Seitentüren, Passagen
hinter den Kulissen, die niemand richtig kannte oder
häufig benutzte, abgesehen von Dienstboten oder
Wartungstechnikern. Und niemand von denen würde
ihn aufzuhalten versuchen. Das war nicht ihre Auf
gabe. Brett stürmte weiter, warf sich um Ecken und
durch Türen, blickte nicht mal über die Schulter, um
zu sehen, wie dicht ihm die Verfolger auf den Fersen
waren. Er war Brett Ohnesorg, der größte von Ohne
sorgs Bastarden, und niemand fing ihn jemals.
    Und so war es doch ein Schock für ihn, als er mit
hohem Tempo um eine Ecke rannte, obwohl er bis
lang nicht mal schwer atmen musste, und dort auf
den Paragon Finn Durandal stieß, der ihn erwartete
und den schmalen Korridor blockierte, die Pistole
schon in der Hand. Brett kam rutschend zum Stehen
und sah sich panisch um, aber es gab keinerlei Aus
gang. Er starrte den Paragon an, erwog und verwarf
ein Dutzend plausible Argumente, Drohungen und
Vorschläge, wohl wissend, dass er mit nichts davon
bei Finn Durandal etwas erreicht hätte. Brett würde
sich nicht hinausschwatzen können. Nicht diesmal.
    Und er würde den Teufel tun und gegen Finn Du
randal kämpfen. Nicht mal dann, wenn er selbst vom
kämpferischen Schlage gewesen wäre. Was er nicht
war.
    »Ihr geht für lange Zeit fort«, sagte Finn. »Zu ei
nem wahrhaft schlimmen Ort voll wahrhaft schlim
mer Menschen. Es sei denn … Ihr begleitet mich
jetzt. Dient mir. Seid mein Gefolgsmann. Folgt mir,
und ich mache Euch reich. Verratet mich, und ich
bringe Euch um. Eure Entscheidung.«
    Brett traute seinen Ohren nicht. Ein Paragon, noch
dazu dieser Paragon, bot ihm ein Geschäft an? Bot
ihm an, das Gesetz zu beugen, gar zu brechen? Das
musste eine Art Falle sein. Aber in Anbetracht von
Bretts Lage …
    »Ich bin Euer Mann«, sagte Brett, lächelte und
verbeugte sich liebenswürdig. »Wie kann ich Euch
dienen?«
    »Indem Ihr genau das tut, was ich Euch sage«,
antwortete Finn Durandal. »Gehorcht mir in allen
Dingen, und Ihr werdet erleben, wie ich all jene ver
nichte, die mich verschmäht haben. Ihr werdet mir
helfen, das Imperium niederzureißen und nach mei
nem Bilde neu zu errichten.«
    Okay, dachte Brett. Er ist verrückt. Das erklärt
viel. Kein Problem; ich kann mit Verrückten zusam
menarbeiten. Bis er mir den Rücken zuwendet; dann
bin ich weg. Ich kenne Verstecke, von deren simpler
Existenz ein Paragon nichts ahnt.
    »Ich bin Euer Mann, Finn Durandal«, wiederholte
Brett und strahlte Aufrichtigkeit aus.
Sie waren beide schon lange verschwunden, als
die Sicherheitsleute eintrafen. Wer kannte sich in den
Geheimgängen hier besser aus als der Paragon, der
mit dem Schutz des Hofes beauftragt war?
    Noch später, als der Hof wieder fast menschenleer
war, stand der Mann, der den Weihnachtsmann ge
spielt hatte, allein auf dem Podium und blickte durch
die verlassene Halle. Das Kostüm des Weihnachts
manns lag auf dem Fußboden, und ohne Mantel und
Polsterung sah der Mann, der vormals daringesteckt
hatte, ganz anders aus. Groß, schmal und von er
staunlich durchschnittlicher Erscheinung. Er hatte im
Verlauf der Jahre große Anstrengungen unternom
men, um seine Anonymität zu wahren. Samuel Spar
ren, der Kaufmann, war vielleicht eine berühmte
Macht auf den Märkten, aber kaum jemand wusste,
wie er aussah, und so gefiel es ihm. Denn Samuel
Sparren war nicht der Name, mit dem er geboren
worden war.
    Er blickte über den leeren Hof und erinnerte sich
an einen anderen, viel älteren Hof, jenen schreckli
chen Ort, den Imperatorin Löwenstein XIV zu ihrem
Hof gemacht hatte, und das in einem stählernen
Bunker tief unter der Erde. Er erinnerte sich an Blut
und Leid, Revolution und Triumph und Löwensteins
Tod. Denn der Mann, der nicht Samuel Sparren war,
war viel älter, als er aussah.
    Er hatte nie erwartet, so lange zu leben und zu se
hen, wie die Ruinen eines verwüsteten Imperiums zu
einem goldenen Zeitalter erblühten. Er wünschte
sich, seine alten Freunde und Waffengefährten hätten
es auch noch miterleben können. Douglas sah ganz
danach aus, als würde er ein guter König sein. Der
Mann, der so viel mehr war als Samuel Sparren,
seufzte tief und fragte sich, ob er vielleicht schließ
lich doch von seiner selbstgewählten Rolle als Wäch
ter über das

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