Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
gefährliche Schwerter und Dolche. »Sind sie Generäle oder so was?«
»Nein, Gregor. Das sind deine persönlichen Wachen«, sagte Solovet. »Wir sind sehr auf deine Sicherheit bedacht.«
»Meine persönlichen Wachen? Super.« Obwohl ihm langsam dämmerte, was das hieß, lachte er. »Vor ein paar Tagen hätte ich sie gut gebrauchen können. Aber hier drin werde ich sie wohl kaum benötigen. Hier gibt’s ja keine einzige Ratte.«
»Die Wachen passen nicht auf, dass die Ratten draußen bleiben«, sagte Solovet freundlich. »Sie passen auf, dass du drinbleibst.«
3. Kapitel
G regor starrte sie an und überlegte fieberhaft, was er tun könnte. Wegrennen. Kämpfen. Lachen. Widersprechen. Den Beleidigten spielen. Die Karten auf den Tisch legen. Nichts tun.
Es wurde nichts tun.
»Ich kann es mir nicht leisten, dass du noch weitere Picknicks unternimmst«, sagte Solovet. »Ich erwarte dich in einer Stunde. Dann werden wir über deine Zukunft sprechen.«
Damit ging sie davon und ließ Gregor mit ihren furchterregenden Soldaten zurück. Nachdem er die beiden in Augenschein genommen hatte, fand er, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, nicht zu kämpfen. Es waren die reinsten Schränke, mit dicken Muskeln und eisenhartem Blick. Solovets Männer durch und durch. Gregor wusste nicht, ob er eine Chance gehabt hätte, wenn sie die Waffen gezogen hätten. Wenn der Wüter in ihm durchgekommen wäre, dann vielleicht. Wenn Gregor das wurde, was die Unterländer einen »Wüter« nannten, verwandelteer sich in einen höchst gefährlichen Kämpfer, dessen Schwert mit tödlicher Sicherheit traf. Aber er konnte sich nie darauf verlassen, dass das passierte. Also war es ratsam, sich mit den Wachen gut zu stellen.
»Keks?«, fragte Gregor und hielt ihnen das Päckchen hin. Beide schüttelten den Kopf. »Na, meine Schwester will bestimmt welche. Sie wird bei den Mäusen sein. Kommen Sie. Hier geht’s lang.« Gregor ging in die Richtung des alten Spielzimmers. Er humpelte übertrieben, damit sie sahen, dass sein Knie schlimm verletzt war und er auf keinen Fall rennen konnte. Was jetzt?, dachte er. Wie werde ich die Typen nur los?
Er ließ sich Zeit, in der Hoffnung, dass ihm eine Eingebung kommen würde. Aber es kam keine. Er würde sich irgendwie arrangieren müssen.
Das alte Spielzimmer lag in einem fast verlassenen Trakt des Palastes. Im Vorbeigehen spähte er in die anderen Räume hinein; soweit er erkennen konnte, dienten die meisten als Vorratskammern.
Ein warmes Licht fiel aus dem Spielzimmer. Gregor ging hinein und sofort ertönte ein Freudenschrei. »Gre-go!« Boots stürmte auf ihn zu und schlang die Arme um seine Knie. Er stellte das Paket auf den Boden und nahm sie hoch.
»Hallo, Boots«, sagte er und drückte sein Gesicht in ihre Locken. Sie roch nach Kräuterbad und Milch und nach seiner kleinen, süßen Schwester. Es war ein tröstlicher Geruch und einen kurzen Moment lang ging es ihm fast gut. Dann sah er aus dem Augenwinkel weiter hinten die steinerne Schildkröte mit dem bösen Gesicht. »Was gibt’s?«
»Ich helfe Dulcie mit den Mausebabys«, sagte Boots. Sie zeigte zu der Nische, wo Dulcet, das Kindermädchen, aus Decken ein Nest gebaut hatte. Dulcet saß inmitten der Decken und die sechs Mäusebabys krabbelten um sie herum.
Auch Cartesian, der erwachsene Mäuserich, den Gregor aus den Feuerländern mitgebracht hatte, lag in dem Nest. Seine beiden Vorderbeine waren eingegipst. Er war immer noch sehr schwach, aber er sah schon bedeutend besser aus als bei ihrer ersten Begegnung. Damals hatte er halb tot am Fuß einer Klippe gelegen, inmitten von unzähligen Mäusen, die den Sturz nicht überlebt hatten. Ein Mäusebaby kletterte auf Cartesians Rücken. Bestimmt tat es ihm weh, aber er ließ es geschehen.
»Sei gegrüßt, Gregor«, sagt Dulcet. Sie hob leicht die Augenbrauen. »Ich sehe, du hast Begleitung mitgebacht.«
Gregor drehte sich um und sah, dass Horatio und Marcus in der Tür standen. »Ja, das sind meine neuen Leibwächter.«
»Horatio, Marcus, würde es euch sehr viel ausmachen, im Flur zu warten? Ich fürchte, ihr könntet die Huscherbabys erschrecken«, sagte Dulcet.
»Wir haben Befehl, den Überländer auf allen Wegen zu begleiten«, sagte Horatio zweifelnd.
»Ich verspreche, dass er bei mir in Sicherheit ist«, sagte Dulcet mit einem Lachen.
Für einen kurzen Moment verschwand die Härte aus Horatios Gesicht und Gregor sah, dass er eine Schwäche für Dulcet hatte. Oje, dachte er.
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