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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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mit Hamnet auf einer Höhe war, aber rechts von Ripred. Lapblood blieb hinter ihm.
    »Haltet so lange wie möglich die Stellung, ehe ihr euch zurückzieht. Wenn wir bei den Garben sind, kreist sie ein. Rettet nicht einander, rettet die Pflanzen! Denkt daran, dass wir den Sternschatten brauchen. Verteidigt ihn um jeden Preis!«, sagte Ripred.
    Gregor starrte zu den Ameisen. Sie waren fast zwei Meter lang und über einen halben Meter hoch. Abgesehen von der Größe sahen sie genauso aus wie die Ameisen im Überland. Sie hatten sechs Beine, zwei Fühler und ein Paar messerscharfer Kauwerkzeuge, die sich zu den Seiten öffneten und schlossen und mit denen sie die Sternschatten zerstückelten. Sie waren in einer klaren Formation aufgestellt, Schulter an Schulter, wie eine Armee gut ausgebildeter Soldaten. Hunderte von Ameisensoldaten. Und sie kamen direkt auf sie zu.
    »Krieger!«, rief Ripred. »Sieh mich an!« Gregor löste den Blick von den Ameisen und wandte sich zu Ripred. »Wenn du wüten kannst, tu es jetzt! Hier geht es um Leben und Tod! Um Leben und Tod, verstehst du?«
    Um Leben und Tod? Nicht nur für die Handvoll hier auf dem Feld, sondern für alle Warmblüter, für Lapbloods Junge, für Howard und Andromeda, für Ares, für Gregors Mutter. Die Ameisen waren nur wenige Schritte vonRipred entfernt, als Gregor sich bewusst wurde, dass er noch nicht mal sein Schwert gezogen hatte. Jetzt tat er es ganz automatisch, mit einer fließenden, gleichmäßigen Bewegung. Das Summen durchfuhr seinen Körper und sein Blickfeld zersplitterte, als ihn das Wütergefühl durchströmte.
    »Schlag ihnen die Beine ab, köpf sie, mach sie alle, tu, was du kannst, um sie aufzuhalten!«, brüllte Ripred. Und mit diesen Worten sprang er mitten in die Ameisenkolonne.
    In den darauf folgenden Minuten verlor Gregor jedes Gefühl dafür, wo er sich befand, für seine Gefährten, für sich selbst. Es gab nur noch die Hitze, den Schweiß, den Geschmack seines eigenen Bluts im Mund. Sein Schwert wusste, was es treffen musste – die Glieder der Beine, das Genick, die dünne Taille. Doch es waren so viele … so viele! Wo eine Ameise fiel, tauchte an derselben Stelle eine andere auf. Langsam und widerstrebend bewegten seine Füße sich rückwärts, als die schiere Anzahl der Ameisen ihn zum Rückzug zwang. Schließlich merkte er, wie ihn die Sternschattenbündel an den Waden kratzten, als er eine letzte Stellung bei den Garben bezog … und dann fielen die Ameisen über ihn her und stießen ihn in die Pflanzen.
    »Nein!«, hörte er sich schreien. »Nein!« Gregor rappelte sich wieder auf und versuchte die Ameisenarmee davon abzuhalten, die Pflanzen zu zerstören, doch es war zwecklos. In weniger als einer Minute war der Haufen verloren und das restliche Feld war völlig ungedeckt. Als er hinter der abziehenden Armee hertaumelte, zog ihn jemand mit denZähnen hinten am T-Shirt und zerrte ihn schnell aus dem Dschungel heraus. Er versuchte sich zu befreien und dem Feind ins Gestrüpp zu folgen, doch wer es auch war, der ihn da hielt, er war zu stark für ihn.
    »Lass sie gehen! Es ist aus, Junge! Es ist aus. Wir haben verloren«, sagte Ripred, als er ihn mit einem Ruck aufs Hinterteil setzte.
    Die Wucht des Aufpralls half Gregor, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Er heulte vor Wut auf die Ameisen, vor Abscheu wegen der Schlacht und vor Verzweiflung wegen des Feldes … oh, das Feld war völlig verwüstet. Pflanzenteile lagen zermalmt auf der Erde, getränkt mit einem übel riechenden lilafarbenen Klebezeug. Er hob eine Handvoll auf und sah, wie sich der letzte Rest der Sternschatten in eine grünliche Flüssigkeit auflöste und verschwand.
    »Verloren.« Gregor schluchzte. »Der Sternschatten und das Heilmittel.«
    »Alles«, sagte Ripred ruhig. »Jetzt ist alles verloren.«
    Luxa und Nike landeten neben ihnen. Durch die Tränen sah Gregor das Blut aus den Schnittwunden an Luxas blassen Beinen strömen. Jetzt merkte er, dass auch sein Körper mit brennenden Wunden übersät war, wo seine Verteidigung den Kauwerkzeugen nicht standgehalten hatte.
    »Der Dschungel hat unser Werk für uns vollendet, falls euch das ein Trost ist«, sagte Ripred.
    Gregor schaute in den Dschungel, wo die geschrumpfte Armee der Ameisen verschwunden war. Sie waren in dasGebiet marschiert, durch das Gregor und die anderen mit Hamnet gerannt waren. Zu den schönen weißen Blüten, die jeden, der vorbeikam, in einen Glücksrausch versetzten. Offenbar waren auch die

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