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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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beeindruckende, silbrig weiße Fledermaus. »Königin Athene«, sagte Vikus. »Ich stelle Euch Gregor den Überländer vor.«
    »Bist du der Krieger? Bist du der Sohn der Sonne?«, fragte die Fledermaus mit sanft schnurrender Stimme.
    »Also, eigentlich …« Gregor sah, wie Vikus die Stirn runzelte, und verstummte. Er wollte gerade wieder seinen Spruch ablassen, dass er nicht der Krieger sei, aber was dann? Vikus hatte ihm zugeflüstert, dass die anderen ihn für den Richtigen halten müssten. Ein Krieg stand bevor. Die Fledermäuse würden ihre wertvollen Flieger nicht für eine verlorene Sache entsenden. Wenn er jetzt abstritt, dass er der Krieger war, würden sie die Suche absagen und sein Vater wäre so gut wie tot. Damit war die Sache klar.
    Gregor richtete sich auf und versuchte das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. »Ich bin der Krieger. Ich bin der Sohn der Sonne.«
    Die Fledermaus schwieg eine Weile, dann nickte sie. »Er ist es.« Sie sagte es mit einer solchen Gewissheit, dass Gregor sich einen Moment lang selbst für einen Krieger hielt. Für einen tapferen, mächtigen Krieger, von dem die Unterländer sich noch in Hunderten von Jahren erzählen würden. Er sah schon fast vor sich, wie er eine Staffel Fledermäuse in die Schlacht führte, wie er die Ratten überwältigte, das Unterland befreite …
    »Ge-go, Pipi!«, verkündete Boots.
    Da stand er, ein Junge mit einem dämlichen Plastikhelm, einer Taschenlampe, die bald ausgedient hatte, und einer Hand voll Batterien, die er noch nicht mal überprüft hatte.
    Der große Krieger entschuldigte sich, um eine Windel zu wechseln.

13. Kapitel
    V ikus und Solovet hatten sich zu einer Art geheimer Kriegskonferenz mit den Fledermäusen verabredet.
    »Soll ich auch mitkommen?«, fragte Gregor. Er würde bestimmt nicht viel zu der Besprechung beitragen können, aber in Vikus’ Nähe fühlte er sich sicherer. Auf dieser hohen Säule inmitten einer Schar unzähliger Fledermäuse war ihm ein wenig unbehaglich.
    Und wer würde die Verantwortung übernehmen, wenn etwas passierte? Etwa Luxa? Das wäre nichts.
    »Nein danke, Gregor. Wir werden über die Kampfaufstellung unserer Truppen sprechen, nicht über die Suche. Wir bleiben nicht lange fort«, sagte Vikus.
    »Kein Problem«, sagte Gregor, doch innerlich war er nicht so überzeugt.
    Bevor sie aufbrachen, flüsterte Vikus’ große graue Fledermaus Luxa etwas ins Ohr. Sie lächelte, sah Gregor an und nickte.
    Wahrscheinlich lacht sie darüber, dass ich gesagt hab, ich bin der Krieger, dachte Gregor. Aber das war es nicht.
    »Euripides sagt, du zerquetschst ihm die Flanken«, sagte Luxa. »Er möchte, dass ich dich das Fliegen lehre.«
    Gregor war beleidigt. Er dachte, fürs erste Mal hätte er sich ganz geschickt angestellt. »Was soll das heißen, ich zerquetsche ihm die Flanken?«
    »Du klammerst dich mit den Beinen zu sehr fest. Du musst den Fledermäusen vertrauen. Sie werden dich nicht abwerfen«, sagte Luxa. »Das lernen bei uns schon die Babys.«
    »Was?«, sagte Gregor. Luxa hatte eine Art, ihn fertig zu machen, selbst wenn sie es gar nicht wollte.
    »Für Babys ist es leichter«, beeilte Mareth sich zu sagen. »Wie für deine Schwester, sie haben noch keine große Angst. Wir haben hier unten ein Sprichwort: ›Mut zählt erst, wenn man zählen kann.‹ Kannst du zählen, Boots?« Mareth hielt Boots beide Hände vors Gesicht. Sie war gerade dabei, Gregor eine Sandale vom Fuß zu ziehen. »Eins … zwei … drei!«
    Boots grinste und hielt ihre Patschhändchen hoch. »Nein, ich! Eins … wei … vier … siebenzehn!«, sagte sie. Bei »zehn« hob sie beide Hände hoch.
    Henry hob Boots hoch und hielt sie auf Armeslänge von sich, etwa so, wie man einen nassen Hund haltenwürde. »Boots kennt keine Angst, und sie wird auch keine Angst kennen, wenn sie das Zählen beherrscht. Du fliegst doch gern, habe ich Recht, Boots? Wie wär’s mit einer Runde auf der Fledermaus?«, fragte er herausfordernd.
    »Ich fliege!«, sagte Boots und versuchte sich aus Henrys unbequemem Griff zu winden.
    »Dann flieg!«, rief Henry und warf sie einfach über den Rand der Säule.
    Gregor schnappte nach Luft, als er Boots wie in Zeitlupe aus Henrys Händen und in die Finsternis segeln sah.
    »Henry!«, rief Mareth erschrocken. Aber Luxa krümmte sich vor Lachen.
    Gregor taumelte zum Rand der Säule und blinzelte in die Dunkelheit. Das schwache Fackellicht, für das die Fledermäuse gesorgt hatten, reichte nur ein

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