Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
darum.«
Die Hafenmeisterin verbeugte sich zum dritten Mal und zog sich zurück. Der Hafenwächter und die Burgwache folgten ihr.
»Das war wirklich interessant«, murmelte Wyln, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war. »Ich frage mich, worauf Pellan sich da eingelassen hat.«
Der Fyrst schüttelte den Kopf, und sein Zauberer verstummte. Dann sah er Doyen Allwyn an. »Wer ist dieser Priester?«, fragte er erneut.
»Wie ich sagte, Euer Gnaden, ein abtrünniger …«
»Nein, das stimmt nicht.« Der Fyrst runzelte die Stirn und betrachtete die Geister, die immer noch in den Raum strömten, trotz der geschlossenen Tür. Sie zwängten sich einfach zwischen der Tür und dem Rahmen hindurch. »Jedenfalls ist es nicht die ganze Wahrheit. Versucht es noch einmal.«
Doyen Allwyn runzelte die Stirn, blickte dann zu Boden und seufzte tief. »Er ist unser Erzdoyen, Euer Gnaden.«
»Der Erzdoyen ist der Stellvertreter des Patriarchen und nur diesem verantwortlich, korrekt?«, erkundigte sich der Fyrst.
Allwyn nickte. »Ja, Euer Gnaden.«
»Also ein sehr mächtiger Ältester Euer Kirche. Und doch hat er, wenn ich richtig informiert wurde, auf Eurem Schiff als ein … Kaplan gedient? Ist das nicht ein Armeedienstgrad?«
Allwyn nickte wieder. »Jawohl, Euer Gnaden.«
»Warum?«
»Der Patriarch hat ihn auf diesen Posten versetzt, Euer Gnaden«, sagte Allwyn. »Als Strafe, damit er Gehorsam lernt.«
»Und um Gehorsam zu lernen, wurde er unter Arrest gestellt?«
Der Doyen schüttelte den Kopf. »Nein, Euer Gnaden«, erwiderte er zerknirscht. »Das geschah aus einem anderen Grund.«
»Aus welchem Grund?« Onkel Havram wollte etwas sagen, aber der Fyrst hob die Hand. »Lasst den Doyen diese Frage beantworten.«
Doyen Allwyn erwiderte beschämt den Blick des Fyrst. »Er hat Lord Hase als Ungläubigen denunziert, nachdem Seine Lordschaft uns vor dem Dschinn-Sturm gerettet hat, und sagte, es wäre Gottes Wille, dass die Welt von seiner Gegenwart … befreit würde.«
»Es scheint eine gewisse Wirkung auf gewisse Menschen zu haben, wenn sie sehen, wie jemand sich in Wind verwandelt«, murmelte Javes.
Wyln sah erst Javes und dann mich an, aber der Fyrst ignorierte den Hauptmann und wandte sich an Laurel. »Warum habt Ihr mir davon nichts erzählt, Faena? Meint Ihr nicht auch, ich sollte wissen, wer sich in meinem Hafen aufhält?«
»Ich habe Kommandeur Pellan darüber informiert, Euer Gnaden«, gab Laurel zurück und hob seine Hand. Die Rune der Wahrheit strahlte, und meine Rune erwärmte sich. »Auf dem Weg zur Burg, am Tag unserer Ankunft.« Er schüttelte den Kopf, und seine Perlen klickten. »Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass er diese Information nicht weitergegeben hat.«
Wyln sprang von seinem Stuhl auf und ging rasch zur Tür, wobei er den Geistern auswich.
»Was wurde mir noch verschwiegen?«, wollte der Fyrst wissen. »Welche Informationen wurden noch zurückgehalten?« Er ließ sich auf seinen Stuhl sinken und stützte das Kinn auf die Faust. Erneut erinnerte er mich stark an König Jusson. »Warum fangt Ihr nicht damit an, welches grauenvolle Vergehen sich ein hoher Ältester Eurer Kirche hat zuschulden kommen lassen, dass er letzten Endes ins Exil geschickt wurde?«
»Es gab eine Rebellion, Euer Gnaden«, sagte Suiden von der Tür. Groskin stand an seiner Seite. »Der Erzdoyen hat sich auf die falsche … Seite gestellt.«
Wyln war unterwegs zu seinem Stuhl und wirbelte bei Suidens Worten herum. Der Wachmann, der neben dem Hauptmann und dem Leutnant stand, verbeugte sich. »Sie waren bereits auf der Treppe, Ehrenwerter Fyrst, Ehrenwerter Zauberer. Wachmann Dercha hat sich auf die Suche nach Kommandeur Pellan gemacht.«
Leutnant Groskin sah sich suchend um, bis er den Geist des Leoparden sah – und mich. Seine Miene hellte sich auf. »Da ist er ja, Sir. Bei Hase, wie ich dachte.«
Der Blick des Fyrst haftete auf Suidens Gesicht. »Eine Rebellion?«
»Ja, Euer Gnaden.« Suiden suchte sich einen Weg zwischen den Geistern. Groskin folgte ihm. »Das Haus von Flavan hat sich gegen König Jusson erhoben.«
»Warum?«, erkundigte sich der Fyrst.
»Weil Seine Majestät keinen direkten Erben hat und Lord Teram ibn Flavan e Dru nur vierzig Linien zum Thron aufweisen kann, Euer Gnaden«, sagte Suiden, als er uns erreichte. »Im Unterschied zu Hases vierundsechzig, der sich außerdem als überraschend widerstandsfähig gegen diverse Mordversuche erwiesen hat.«
Wyln drehte den Kopf in meine Richtung
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