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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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der Stelle sah, wo er mit einigen der ansässigen Großgrundbesitzer stand, bemerkte ich, wie sein Blick auf mir ruhte. Seine Augen waren braun und kalt.
    Das Buffet war vollkommen geplündert, von dem wundervollen Kuchen war kein Krümel mehr übrig, und die Weinkrüge waren leer, als Jusson das Zeichen für das Ende des Abendessens gab. Es endete ebenso schlicht, wie es begonnen hatte. Er bat Doyen Dyfrig, ein Dankgebet zu sprechen, und verließ den Raum ohne Fanfare ebenso lässig, wie er gekommen war. Die Königstreuen, die an der Tür gestanden hatten, folgten ihm. Ich machte ebenfalls Anstalten, ihm zu folgen, aber Thadro hielt mich auf und führte mich zu dem Stuhl mit der Krone, wo wir erneut Posten bezogen und zusahen, wie die Gäste den Salon verließen. Als der Raum leer war, gab Cais den Dienern Anweisungen, alles abzuräumen und zu säubern. Danach ging auch er und schloss die Tür hinter sich.
    »Welchen Teil meiner Befehle haben Sie nicht verstanden, Leutnant Hase?«, erkundigte sich Thadro.
    Ich hatte sehnsüchtig den Dienern zugesehen, welche die Servierschüsseln und -platten gestapelt hatten, und mir gesagt, dass ich in die Küche gehen und mir die Reste einverleiben würde, sobald ich entlassen war. Bei den Worten des Lordkommandeurs jedoch ruckte mein Kopf herum. »Sir?«
    »Keine Provokationen, Leutnant«, sagte Thadro. »Nichts, um eine üble Situation weiter zu verschlimmern. Und doch, jedes Mal, wenn ich mich umsah, taten Sie Ihr Bestes, um die Bemühungen Seiner Majestät zu unterminieren. Bemühungen, wohlgemerkt, die er nur Ihretwegen auf sich nehmen musste.«
    Ich starrte Thadro an und dachte gleichzeitig, dass Jusson nicht im Entferntesten so altruistisch war. Der König hatte ein anderes Ziel verfolgt. Ein Ziel, das alle zu kennen schienen, außer mir. Vor allem jedoch dachte ich daran, wie sehr es mir missfiel, so angesehen zu werden, als wäre ich Abschaum aus einem Tümpel.
    »Mit Lord Ranulf zu streiten, den Wind zu beschwören, mich zu befragen und diese verdammte glühende Rune herumzuschwenken«, zählte Thadro meine Vergehen auf. »Lockere und leichtfertige Interpretationen von Befehlen mögen vielleicht auf Ihrem letzten Posten an der Tagesordnung gewesen sein, aber ich werde so etwas hier nicht tolerieren. Haben Sie das verstanden?«
    Blödmann, dachte ich, und sagte laut: »Jawohl, Sir!« Ich blickte über seine Schulter auf die Diener, die sich bemühten, nicht in unsere Richtung zu sehen. Dann ging die Tür auf. Cais erschien und gab Thadro verstohlen ein Zeichen.
    »Folgen Sie mir, Leutnant«, befahl der Lordkommandeur.
    Ich folgte Thadro, der hinter dem Stuhl hervortrat, und hoffte, dass ich endlich wegtreten, essen und dann schlafen durfte. Aber trotz meines Hungers und meiner Müdigkeit führte Cais uns leider durch den Gang zu einer vertrauten Tür: Jussons Arbeitszimmer. Cais klopfte, die Tür wurde geöffnet, und Jeff sah mich an. Ein Auge verschwand in einer schwarzblauen Schwellung, das andere wirkte wie ein Fischauge, rund und ausdruckslos. Jeff trat zur Seite und gab den Blick auf Jusson frei. Der König saß wieder an seinem Schreibtisch, einen ordentlichen Stapel Papiere vor sich. In einem der drei Besuchersessel vor dem Schreibtisch saß Laurel Faena. Der Berglöwe drehte sich in dem Sessel um. Seine bernsteingelben Augen glühten im Kerzenlicht, als er mich ansah.
    »Komm herein, Cousin«, sagte Jusson. »Komm rein und setz dich. Thadro, schließen Sie die Tür.«

6
     
    Laurel sah noch genauso aus wie beim letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte. Was nicht weiter verwunderte, denn wir waren uns am Abend zuvor begegnet. Außerdem schien er sich in seinem Sessel recht wohl zu fühlen. Wenn Laurel auf seinen Hinterbeinen stand, war er etwas größer als ich; im Sitzen war er genauso groß wie Jusson. Sein gelbbraunes, dichtes Winterfell entwickelte sich gerade, aber als Zugeständnis sowohl an die Kühle der Jahreszeit als auch an die Audienz beim König trug er einen gefütterten, mit Goldfäden durchwirkten Umhang in den Herbstfarben Gold, Braun und Rot. Er hatte seinen Eichenstab dabei, der im Gegensatz zu meinem aufwendig geschnitzt und dazu mit Streifen gewebten Tuchs, Perlen und Federn verziert war. Seine Ohren schmückten ebenfalls Perlen und Federn, und sie waren auch in seine Mähne eingearbeitet. Die Federn waren so rot wie die in meinem Zopf. Kein Wunder, immerhin hatte er sie mir gegeben.
    Laurels Schnurrbarthaare zuckten, als er lächelnd seine

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