Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Klacken. »Und das haben wir überlebt?«
»Ich nehme an, unser aller Köpfe sind ziemlich hart«, meinte Jusson. »Angesichts der Menge der Knochen und ihrer Qualität vermuten Wyln und Laurel, dass Kveta sie entweder von einem hochrangigen Hexer bekommen hat oder von jemandem, der einem solchen Hexer nahesteht. Deshalb habe ich veranlasst, mehrere Boten zum Amir zu schicken. Vielleicht gibt es an seinem Hof jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt. Wie ich schon sagte, es ist zumindest ein Anhaltspunkt. «
»Falls der Amir nicht selbst darin verwickelt ist«, gab ich zu bedenken.
»Ich glaube, Seine Erhabenheit ist zurzeit mit ganz anderen Problemen beschäftigt«, erwiderte Jusson. »Vor allem mit der Entscheidung seines Kronprinzen und Thronfolgers.«
Das stimmte sehr wahrscheinlich.
»Da jetzt die Zeit der Herbststürme begonnen hat, wird es vermutlich zwölf bis vierzehn Wochen dauern, bis wir eine Antwort erhalten«, fuhr Jusson fort. »Auch nur von einem der Boten.«
Ich dachte über seine Worte nach. »Sicher wird es nicht so lange dauern, bis eine Antwort Iversly erreicht, Euer Majestät …«
»Ich werde meinen Hof den Winter über hierher verlegen«, erwiderte Jusson.
Lauwarme Teetropfen aus meiner Tasse spritzten auf meinen Handrücken. »Hierher?«
Jusson lächelte scharf. »Keine Sorge, Cousin. Mearden ist nicht so schnell bankrott. Aber um jenen das Maul zu stopfen, die an allem etwas zu mäkeln finden, werde ich einen Teil der Bewirtungskosten übernehmen.«
»Das ist … sehr weise, Euer Majestät«, meinte ich.
»Das wird sich noch herausstellen«, entgegnete Jusson. »Ich habe Patriarch Pietr über die Heirat zwischen Berenice und Lord Brynach informiert. Ich nehme an, dass wir nicht sehr viel Zeit haben, bis ein Gesandter vom Sitz Seiner Heiligkeit hier auftaucht.«
»Damit habt Ihr vermutlich recht, Euer Majestät«, sagte ich tonlos.
Es donnerte leise. »Auch wenn der Regen sie vermutlich etwas aufhält, was uns hoffentlich ermöglicht, vorher zu heilen, was zerbrochen ist«, meinte Jusson. »Bei Mearden, meine ich. Und bei dir.«
Ich erwiderte nichts, sondern betrachtete die Reflektionen der Flammen im Feuerkorb auf meinem Tee. Jusson seufzte leise.
»Weißt du, trotz allem, was gesagt wurde, sind wir nicht hierhergekommen, um eine mögliche Verbindung zwischen dir und Lady Berenice auszuloten.«
Ich nickte. »Das ist mir klar geworden, Euer Majestät, und zwar nach Eurer … Diskussion mit Idwal in Lady Margriets Destillierraum. Da habe ich begriffen, dass Ihr seine Forderung nach Entschädigung benutzt habt, um herauszufinden, was er vorhatte.«
»Ich will nicht abstreiten, dass ich tatsächlich neugierig war, vor allem auf die Gründe für seinen Wunsch, seine Tochter mit einem Sohn von Rafe zu verbinden; aber auch das war nicht der Grund, weswegen wir hierhergekommen sind«, meinte Jusson. »Der eigentliche Grund bist du.«
Der restliche Inhalt meiner Teetasse landete auf dem Teppich, als ich auf meinem Stuhl hochfuhr. »Ich?«
Jusson grinste. »Ah, das hat endlich deine Aufmerksamkeit erregt.«
Das Gefühl von Entfremdung verblasste, als die Empörung sich in mir ausbreitete. »Dies hier ist der letzte verdammte Ort, an dem ich sein wollte!«, erklärte ich. »Euer Majestät.«
»Ich weiß.« Jussons Grinsen erlosch. »Doch nach dem Kampf mit dem Dämon hast du dich in dich zurückgezogen, Hase.«
Ich wollte etwas erwidern, schloss aber meinen Mund wieder.
»Gewiss, das war sehr verständlich«, meinte Jusson. »Trotzdem haben wir uns Sorgen gemacht. Es gab Tage, an denen du nicht zugehört hast, Tage, an denen du gar nicht anwesend zu sein schienst. Du hast uns ausgeschlossen, alles ausgeschlossen, und wir dachten, Idwals Forderung könnte dich aus deinem Schneckenhaus locken. Und so war es auch. Du hast angefangen, wieder mit Leuten zu reden, mit der Welt in Kontakt zu treten. Und als wir hier angekommen sind, wurde es noch besser. Du warst wieder du selbst.«
»Und ob ich heiraten wollte oder nicht, hatte nichts damit zu tun?«, erkundigte ich mich leise.
»Hättest du Berenice heiraten wollen, hättest du sie geheiratet«, erklärte Jusson. »Es wäre keine schlechte Verbindung gewesen, ungeachtet ihres Vaters.« Ein drohender Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Und Idwal hätte bald herausgefunden, dass es kein reines Vergnügen ist, mich an sein Haus gebunden zu haben.«
»Und wenn ich sie nicht hätte heiraten wollen?«
»Dann hätte ich Nein
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